Straubing (24.02.2016) - Die Landshuter Landtagsabgeordnete Ruth Müller konnte am Montag im Namen der SPD-Landtagsfraktion und des Fraktionsvorsitzenden Markus Rinderspacher gut 100 Personen zum Ehrenamtsempfang für Flüchtlingshelfer im Markmiller-Saal in Straubing willkommen heißen. Als Hauptredner begeisterte Vize-Fraktionschef Uli Pfaffmann die Zuhörer.
Die SPD wollte sich mit dem Empfang bei den Flüchtlingshelfern für ihr Engagement bedanken, Möglichkeiten zur Vernetzung untereinander ermöglichen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Umrahmt wurde die Veranstaltung vom jungen Liedermacher Michael Wüllner aus Straubing wird, der mit bayerisch-fantasievollen Liedern das Thema des Abend bestens umsetzte.
Müller berichtete, dass in allen Gemeinden im Landkreis mittlerweile Asylunterkünfte entstanden seien und es über 30 Helferkreise in Stadt und Landkreis Straubing gebe – „mehrere Hundert Menschen sind ehrenamtlich aktiv, um den Geflüchteten aus Syrien, Eritrea, Afghanistan oder dem Irak bei ihrer Ankunft in unserer Gesellschaft zu helfen“, so Müller. Um die Ehrenamtlichen zu unterstützen will Müller und ihre SPD-Landtagsfraktion erreichen, dass es in jedem Landkreis eine Stelle für einen hauptamtlichen Helferkreis-Koordinator geschaffen wird, „damit Sie Entlastung und Unterstützung bekommen und so mehr Zeit haben für die Menschen, die Sie ein Stück ihres Weges begleiten wollen“.
Stellvertretend für alle ehrenamtlichen Helfer bat Ruth Müller zunächst Pfarrer Dirk Hartleben von der Christuskirche in Straubing und BRK-Geschäftsführer Jürgen Zosel auf die Bühne. Die Christuskirche engagiert sich in der Betreuung von Flüchtlingen in den Unterkünften Gabelsberger Hof und Pfauenstraße, die BRK-Helfer sind im Aufnahmelager Feldkirchen im Einsatz. Müller erörterte mit Pfarrer Hartleben kurz das Engagement der evangelischen Kirche im Dekanat Straubing, insbesondere in die Arbeit mit Flüchtlingen. Dabei wurde klar, dass neben den bisher tätigen Ehrenamtlichen viele neue Gesichter dazu kamen - und immer noch kommen - die bisher noch nicht ehrenamtlich aktiv waren. „Die Zahl der Helfer steigt jeden Monat um ein bis zwei, ohne Aufrufe“, sagte Hartleben. Deshalb sei das Engagement in der Flüchtlingshilfe eine Ergänzung aber auf keinen Fall eine Konkurrenz zu den bisherigen ehrenamtlichen Aktivitäten der Kirche.
Auch beim Roten Kreuz konnten zusätzlich Ehrenamtliche motiviert werden „Ich hatte nach unserem Aufruf zur Hilfe ursprünglich mit 100 Interessierten gerechnet und gehofft, dass vielleicht 30 bleiben“, sagte Zosel, „und jetzt sind es 200. Straubing ist bunt, und das finde ich gigantisch.“
BRK: "Die Flüchtlinge sind nicht das Problem"
Zosel machte keinen Hehl daraus, dass er die anhaltende Motivation der Helfer für die Idee des Roten Kreuzes bewundere. „Ihre Gelassenheit, mit der sie die eine oder andere Situation meistern, ist klasse.“ Das sei nicht selbstverständlich, denn „die Flüchtlinge“, so sagte er, „sind im Regelfall kein, bzw. das geringste Problem“. Er wünschte sich von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen und Beständigkeit, „nichts verunsichere und hindere die Helfer in der Arbeit mehr, als immer wieder neue und oft gegensätzliche Bestimmungen und Anweisungen zum Umgang mit der Flüchtlings-Herausforderung.“
„Uli Pfaffmann ist seit 18 Jahren Mitglied des Bayerischen Landtags und wie viele meiner Kollegen im Bayerischen Landtag nicht nur ein Theoretiker, sondern er weiß, wovon er spricht“, so Ruth Müller in ihrer Ankündigung des Hauptreferenten. Als Landesvorsitzender des Arbeiter-Samariter-Bundes sei er mit verantwortlich für den Einsatz des ASB Bayern in Serbien. „Ende Januar war Ulrich Pfaffmann eine knappe Woche dort unterwegs und hat sich selber ein Bild davon gemacht, wie es den Menschen geht, die sich auf den Weg nach Europa machen“, so Müller.
Europa versagt bei wichtiger humanitärer Frage
Der oberste Samariter in Bayern eröffnete einen kurzen Blick auf die Zustände auf der sogenannten Balkan-Route. „An der Grenze zu Kroatien wirkt die Diskussion bei uns, bei allem Verständnis für die vielen Fragen der Bevölkerung, doch recht kleinkariert. Das ist eine humanitäre Katastrophe! Und den Kollegen/innen die lauthals nach Obergrenzen, Grenzschließungen, Abschiebungen rufen, empfehle ich doch sich selbst ein Bild zu machen. Vielleicht gewinnt dann die humanitäre Frage wieder mehr Gewicht vor dem parteipolitischen Kampf um die Deutungshoheit“, so Pfaffmann.
„Wenn es westliche Werte gibt, wenn der Humanismus nicht nur als theoretische Option, sondern als gelebte Wirklichkeit zur Anwendung kommen soll, wenn die Mahnungen der christlichen Kirchen ernst genommen werden, dann muss den Menschen die unter diesen Umständen ihr Land und Ihre Stadt verlassen, geholfen werden - ohne die "Wenn´s und Aber´s" der deutschen Politik“, sprach Uli Pfaffmann den Anwesenden aus dem Herzen. Die satte und ignorante Obergrenzendiskussion, die verzweifelten politischen Versuche der „ach so christlichen Parteien“ oder der selbst ernannten "Wir-sind-das-Volk-Aktivisten", die Grenzen dichtzumachen oder gar auf Flüchtlinge zu schießen, sei alles keine Politik zur Verteidigung der westlichen Werte sondern ein Angriff auf die Menschlichkeit. Dazu gehöre auch die weitere Festlegung sogenannter sicherer Herkunftsstaaten, wie nun Afghanistan, in denen oftmals noch immer Krieg und Terror herrschten, so Pfaffmann. Eine Politik der Abwehr und der Abschottung sei ein Angriff auf den Humanismus und ein ignorantes Herumptrampeln auf den Mahnungen der Christlichen Kirchen, denen Pfaffmann für Ihre Position in der Flüchtlingspolitik hohe Anerkennung zollte.
Pfaffmann fordert konsequente europäische Flüchtlingspolitik
Pfaffmann fordert eine konsequente, verbindliche und auch strafbewehrte europäische Flüchtlingspolitik mit festen Aufnahmequoten aller EU-Länder sowie die Errichtung und Finanzierung von EU-Erstaufnahmezentren in den Ländern mit EU-Außengrenzen. „Wer will denn Europa noch verteidigen gegen die zunehmende europakritische Haltung einiger auch rechtslastiger Gruppierungen, wenn es nicht gelingt, in den drängendsten Fragen der Sozialpolitik eine solidarische und problemlösende Einigung zu erzielen“, kritisiert Pfaffmann. Einige Staatschefs gäben ein schlechtes Bild ab und es zeige sich immer deutlicher: „Die wahren und glaubwürdigen Botschafter eines humanitären und solidarischen Europas sind die Sozialverbände und die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, keinesfalls aber die Regierungsspitzen einiger EU-Länder“, unterstreicht der Münchner Abgeordnete.
Die wahren und glaubwürdigen Botschafter eines humanitären und solidarischen Europas
Pfaffmann äußerte allerdings auch Verständnis für die Furcht vor einer Überforderung der Gesellschaft. Sicherheit und soziale Gerechtigkeit müssten gewährleistet sein. Wohnbau-Programme müssten umgehend gestartet werden. Die Forderung nach Integrationsbereitschaft von Flüchtlingen nannte er „berechtigt“: „Das halte ich für eine ganz wichtige Erklärung. Sonst werden wir hier die Brücke nicht bauen können.“
Der SPD- Vizefraktionschef fordert, auch auf bayerischer Ebene die Flüchtlingspolitik zu verbessern. "In einem so reichen Land wie Bayern muss gewährleistet sein, dass die Menschen menschenwürdig untergebracht sind. Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufzuhetzen, wie es die Staatsregierung immer noch nicht müde wird, kann keine Lösung sein." Seit 2009 habe die SPD-Landtagsfraktion zusätzliche Erstaufnahme- und Gemeinschaftsunterkünfte gefordert, weil sich die steigenden Flüchtlingszahlen bereits ankündigten: Die Staatsregierung blieb untätig!
Ruth Müller beendete den Abend mit einem Hinweis das „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“, das Papst Franziskus ausgerufen hat. In seiner Enzyklika „Laudato si“ fordere er, die Verantwortung für das gemeinsame Haus zu übernehmen. Müller lud alle Zuhörer ein sich im Anschluss auszutauschen und mit den Mandatsträgern der SPD ins Gespräch zu kommen. Liedermacher Michael Wüllner schickte die Besucher in seinem Lied „Zua na fremd´n Galaxy“ auf eine Fantasiereise, in eine Welt ohne Kriegstreiberei und Umweltverschmutzung.
Bilder:
Referent Hans-Ulrich Pfaffmann, MdL (Mitte), mit Ruth Müller, MdL(3.v.li.), und den SPD Mandatsträgern aus Stadt und Landkreis