(12.07.2016) Libellen flirren durch die Luft, Bienen summen und das Wasser des Sees glitzert im Sommerlicht. So idyllisch präsentierte sich der Echinger Stausee am Freitag beim Besuch der SPD-Landtagsabgeordneten Ruth Müller. Gemeinsam mit dem Echinger Gemeinderat Heinrich Krisch, und der Landshuter SPD-OB-Kandidatin Patricia Steinberger, traf sie sich zu einem Informationsgespräch an der Naturerlebnisstation am Stausee Eching.
Helmut Naneder und Carolin Seethaler von der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Landshut, sowie Tobias Lermer vom Landschaftspflegeverband boten den Politikern einen interessanten Einblick in die pflanzliche und tierische Artenvielfalt und legten ihnen auch die Unterstützung für dieses Projekt nahe.
Der Stausee Eching, der zur Vogelfreistätte Mittlere Isarstauseen gehört, umfasst eine Fläche von etwas mehr als einem Quadratkilometer und beinhaltet gleich drei Schutzgebiete: Das Flora-Fauna Habitat, das Vogelschutzgebiet und das Naturschutzgebiet. Mit der Ausrufung des Naturschutzgebiets im Jahr 1989 war Eching damit der Vorreiter für ganz Ober- und Niederbayern. Das Gebiet wird jedoch auch für die Naherholung genutzt, vor allem durch den entlang verlaufenden Isarradweg. Außerdem gibt es in regelmäßigen Abständen Naturerlebnisstationen für Jung und Alt zu entdecken, wie zum Beispiel Vogellaute zu erraten oder Pflanzen an ihrem Geruch zu erkennen. Für jede absolvierte Station könne man sich dann einen Stempel in seinem Naturforscherpass abholen, führt Carolin Seethaler aus.
Der Stausee Eching ist als „Drehscheibe des internationalen Vogelflugs“, wie Seethaler es gerne bezeichnet, von überregionaler Bedeutung. Er beherbergte früher ein Drittel des Gesamtbayerischen Brutbestandes und habe durch seinen Vorbildcharakter noch heute große Bedeutung, so Helmut Naneder. Der See biete durch weitläufigen Schilfröhricht genügend geeignete Rückzugsgebiete während der Mauser- und Brutzeit, in der die Vögel praktisch nicht mobil seien. Für Wattvogelarten sei das Gewässer aufgrund seines während der Woche stark schwankenden Wasserpegels eine hervorragende Nahrungsquelle, da es hierdurch zu einer regelmäßigen Ausprägung von Schlamm- und Schlickflächen komme – gewissermaßen eine Imitation des Wattenmeers im kleinen Stil, so Naneder weiter. Hinzu kommt, dass der See bis auf den etwa drei bis fünf Meter tiefen Mittleren Isarkanal in der Mitte sehr seicht ist. In regelmäßigen Abständen sind Sickergräben installiert, die überschüssiges Wasser aus dem Stausee abführen, um das Umland nicht zu verwässern.
Einigen Problemen sieht sich das Gebiet dennoch gegenüber: So schön dies auch ist stellen Bade- und Paddelgäste einen hohen Erholungsdruck für das Tierreich dar. Gerade seltene Arten laufen Gefahr, sich hierdurch bedroht zu fühlen. Auch die durchaus emsige Biberpopulation sorgt durch ihre rege Bautätigkeit für eine Schließung der Drainagen in den Dämmen – wodurch das Wasser der angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen nicht mehr ablaufen kann. „Da zeigt sich der schwierige Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie“ kommentiert Ruth Müller die Situation unter Zustimmung der Anwesenden. Dazu kommt dass die finanziellen Subventionen aus den Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und der EU auf immer mehr Projekte entfallen – die einzelnen Kuchenstücke würden also immer kleiner, während immer mehr Esser hinzukämen, so Naneder. Erfreulicherweise hätten sich Stadt und Landkreis Landshut entschlossen, gemeinsam einen Landschaftspflegeverband zu gründen. Die finanzielle Ausstattung der Landschaftspflegeverbände durch den Freistaat sei aber dringend verbesserungsfähig, stellte Müller fest.
Während die Stadtwerke München für die Instandhaltung der Infrastruktur zuständig sind – der Stausee entstand ursprünglich, um das der Stadt München gehörende Wasserkraftwerk bei Tiefenbach bei optimaler Last fahren zu können – gäbe es für den See als Naherholungs- und Schutzgebiet darüber hinaus viel zu tun. Hier ist der Landschaftspflegeverband mit Tobias Lermer gerade damit beschäftigt, die Strukturen des neu gegründeten Verbands zu schaffen. Allerdings seien noch nicht alle Gemeinden des Landkreises Landshut Mitglied im Landschaftspflegeverband, stellte Müller fest. Der jährliche Beitrag bemisst sich für eine Gemeinde anhand ihrer Einwohner, doch dafür könnte man eben auch Leistungen in Anspruch nehmen, so Müller. Die Anwesenden sind sich einig, dass das Gebiet Stausee Eching im Idealfall als übergemeindliches Gemeinschaftsprojekt gesehen werden sollte, da schließlich nicht nur die Anwohner Nutzen aus dem Naturschutzgebiet ziehen.
Im Bild oben von links MdL Ruth Müller, OB-Kandidatin Patricia Steinberger, Tobias Lermer, Heinrich Krisch, Carolin Seethaler, Helmut Naneder