Über die Bewältigung der Corona-Pandemie sprachen Dr. Dr. Dr. Heribert Stich (r.), und MdL Helmut Radlmeier.
Landshut - pm (26.11.2021) Die vierte Corona-Welle rollt über das Land. Mittendrin: Das Gesundheitsamt Landshut, das Kontakte nachverfolgen, Quarantänen verhängen und das Infektionsgeschehen überblicken und entsprechend reagieren soll. Mit dem Leiter des Amtes, Dr. Dr. Dr. Heribert Stich, sprach Landtagsabgeordneter Helmut Radlmeier (CSU) über die vergangenen Wellen, die aktuelle Lage – und darüber, wie man aus dem Krisenmodus herauskommen könnte.
Eigentlich kümmern sich die Gesundheitsämter beispielsweise um Einstellungsuntersuchungen, kontrollieren Hygienebestimmungen etwa in Kindergärten und führen die Schuleingangsuntersuchungen durch. Das macht das Landshuter Gesundheitsamt auch weiterhin, wie Amtsleiter Stich betonte. Doch die Hauptaufgabe seit März 2020 ist eindeutig die Corona-Pandemie: „Das war ein absoluter Kaltstart, als die Pandemie über Deutschland hereingebrochen ist. Es gab keine auch nur annähernd vergleichbare Situation, keine Erfahrungswerte“, schilderte Stich, der seit Mai 2018 das Amt leitet und zuvor in verschiedenen Gesundheitsämtern und Behörden tätig war.
Erfreulicherweise sei das gesamte Team des Amtes in dieser Krisensituation mitgezogen, berichtete Stich. Anders wäre man der Situation auch nicht Herr geworden. Denn: Rasch musste das Amt personell verstärkt werden, neue Aufgaben wie die Kontaktnachverfolgung kamen hinzu, neue Technik wurde angeschafft. „All das ist in kürzester Zeit auf einen eingestürmt. Da war viel Improvisation nötig“, fasste Stich rückblickend zusammen. Mittlerweile ist das Personal für die Nachverfolgung, die sog. Contact-Tracing-Teams, im TÜV-Gebäude untergebracht, weil im Landratsamt für die inzwischen 70 Personen schlicht kein Platz ist. Auch das Technische Hilfswerk unterstützt seit einigen Tagen.
Kontakte nicht mehr nachverfolgbar
Von Radlmeier auf den aktuellen Stand bei der Kontaktnachverfolgung angesprochen, machte Stich klar: Angesichts teils vierstelliger 7-Tages-Inzidenzen wie etwa im Landkreis Landshut und der daraus resultierenden schieren Masse an Infektionen und Kontakten könne man nicht mehr alle Kontakte nachverfolgen. Noch mehr Personal einzusetzen, bringe vergleichsweise wenig, verdeutlichte der Leiter des Gesundheitsamtes: „Beim Personal wären medizinische Vorkenntnisse hilfreich. Alle Mitarbeiter müssen erst mehrere Tage geschult werden, um ihre Aufgabe erledigen zu können. Neben der reinen Quantität ist also auch die Qualität entscheidend. Aber letzten Endes hilft auch das nicht bei derart hohen Infektionszahlen wie derzeit“. Deshalb sei man auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Jeder müsse selbst seine Kontakte informieren.
Heraus komme man aus der Pandemie nur durch eine weitaus höhere Impfquote, waren sich Stich und Radlmeier, Mitglied im Landtagsausschuss für Gesundheit und Pflege, einig. Nehme man andere Infektionskrankheiten zum Maßstab, müsse man eine Impfquote von mindestes 90 Prozent der Bevölkerung erreichen. Davon sei man in Deutschland weit entfernt. Je länger aber das Virus grassiere, desto größer sei die Gefahr, dass es mutiert. Aggressivere Varianten würden wahrscheinlich noch mehr Patienten ins Krankenhaus bringen und Todesopfer fordern, erläuterte Stich. Eine wirksame Impfquote erreiche man wohl nur durch eine allgemeine Impfpflicht, ist Stich überzeugt. Bereits jetzt schon helfen würden weiterhin auch die konsequente Einhaltung der gängigen Hygieneregeln und vor allem die weitgehende Begrenzung von Kontakten.
Gesundheitsdienst wird gestärkt
Doch auch nach Überwindung der Corona-Pandemie bleibe die Gefahr weiterer Epidemien, so Stich. „Aus diesem Grund muss gerade der Öffentliche Gesundheitsdienst gewappnet sein“, pflichtete Radlmeier bei. „Deshalb haben Bund und Länder eine Vereinbarung geschlossen. In einem Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst werden 1.500 neue Stellen sowie Projekt- und Sachmittel bereitgestellt. Man hat leidvoll erfahren müssen, wie wichtig ein gut gerüsteter Gesundheitsdienst ist. Mit den neuen Stellen und Mitteln ist man auf künftige Herausforderungen vorbereitet“, so Radlmeier.