Seit der Gebietsreform 1973 wird der Landkreis Landshut stets von einem CSU-Landrat geführt. In 41 Jahren hat der Landkreis um über 50.000 Zuzügler auf jetzt 149.500 Einwohner zugenommen, allein zwischen 1990 und 2000 (unter Landrat Neumeier) um 20.000, vor allem in den unmittelbar an Landshut angrenzenden Gemeinden wie Ergolding, Essenbach, Altdorf, Kumhausen und Eching. In der letzten Amtseriode von Landrat Josef Eppeneder ist der Landkreis kaum mehr gewachsen. Ja, 2012 haben 20 der 35 Landkreisgemeinden sogar Einwohner verloren.
Und jetzt hat die CSU am 16. März erstmals die Landratswahl drastisch verloren. Die Frage treibt die CSU um, ob CSU-Landratskandidat Daniel Sporer (47) die Wahl gegen seinen gleichaltrigen Konkurrenten Peter Dreier verloren hat oder ob die Wahl eher eine Abrechnung mit der Epppeneder-Regentschaft war. Der noch bis 30. April amtierende Landrat galt ja lange Zeit nicht gerade als übezeugter Förderer von Daniel Sporer. Er hatte auch zur ehemaligen Abgeordneten Gertraud Goderbauer kein inniges politisches Verhältnis. Das manifestierte sich vor allem beim Tauziehen um den Bau des neuen Landkreis-Gymnasiums. Die Ergoldingerin (57), gerade von einer schweren heimtückischen Krankheit genesen, unterlag später als parteiinterne Anwärterin für die Bundestagskandidatur gegen den jungen Mitbewerber Florian Oßner (33). Sie wollte dann wenigstens noch Rathauschefin in ihrer Heimatgemeinde werden. Sogar Ministerpräsident Horst Seehofer kam als Wahlampfhelfer, aber die Bürgemeisterwahl in der größten Landkreisgemeinde Ergolding gewann der FW-Kandidat Andreas Strauß haushoch.
Sparsam: Nur 100 Euro plus Sitzungsgeld für jeden Kreisrat
Daniel Sporer, noch bis 30. April ehrenamtlicher 1. Bürgermeister in Wörth, will sein Kreistagsmandat am 1. Mai antreten. Die erste Kreistagssitzung mit Vereidigung des neuen Landrats und der neu gewählten Kreisräte findet am Montag, 12. Mai, statt. Die 60 Kreisräte bestimmen die Geschicke eines reichen Landkreises, der 2 1/2 mal größer ist als die Stadt Landshut (66.360 E.), die Größenordnung einer Großstadt wie Regensburg oder Würzburg hat. Dennoch verdient vergleichsweise der Landrat weniger als der Landshuter Oberbürgermeister. Auch die Kreisräte werden weitaus schlechter entlohnt als die Landshuter Stadträte. Die Kreisräte bekommen lediglich 100 Euro pauschal pro Monat und dazu noch 50 Euro pro Sitzung, egal wie lange diese dauert. Jeder der 44 Stadträte kommt dagegen pro Monat auf ca. 500 Euro incl. Sitzungsgelder. Die Stadträte haben zudem pro Fraktion ein von der Stadt bezahltes Büro im Rathaus samt Teilzeitsekretärin.
Wird Eppeneder am 12. Mai als einfacher Kreisrat vereidigt?
Ob auch der mit 44.000 Stimmen auf der CSU-Liste gewählte Josef Eppeneder als einfacher Kreisrat am 12. Mai vereidigt wird, ist noch offen, jedoch eher unwahrscheinlich. Er wollte mit seiner Kreistagskandidatur ja nach eigenem Bekunden nur unterstreichen, dass er voll und ganz hinter der CSU und dem CSU-Landratskandidaten steht. Josef Eppeneder (66) will als Ex-Landrat angeblich in die Freie Wirtschaft wechseln. Spekuliert werden darf auch, wer an der Seite des neuen Landkreischefs Peter Dreier Landrat-Stellvertreter bzw. -Stellvertreterin wird. Auch diese Posten sind im Landkreis weitaus geringer besoldet als vergleichsweise die 2. und 3. Bürgermeister in Landshut, die jeweils mit ca. 2.200 Euro pro Monat dotiert sind, zuzüglich BM-Büro mit Sekretärin im Rathaus und zuzüglich der Stadtratsdiäten.
In Essenbach klare Siegchance für den CSU-BM-Kandidaten
Heute, Sonntag, hat die CSU in Essenbach (11.250 E.), drittgrößte Landkreisgemeinde hinter Ergolding und Vilsbiburg, die Chance, den Freien Wählern den Bürgermeister-Posten abzunehmen. In der finanziell bestens situierten Noch-AKW-Marktgemeinde (Isar II) regierte drei Amtsperioden lang für die Freien Wähler souverän Fritz Wittmann, der auch Kreisrat ist.
Am 16. März erzielte jedoch der CSU-Bürgemeisterkandidat Hans-Dieter Neubauer mit 44 Prozent das mit Abstand beste Ergebnis vor Dr. Hans Schraml (22 Prozent). Den FW-Kandidaten unterstützte gestern am Infostand vor der Essenbacher Metzgerei Fleischmann auch noch der designierte Landrat Peter Dreier. 3.000 Essenbacher haben für die Stichwahl nochmals Briefwahlunterlagen angefordert. 1.700 sind bis Freitagabend eingegangen. Kann Dr. Schraml das Wahl-Wunder möglich wahr machen und das Ruder nochmals zu seinen Gunsten herumreißen? Auffallend ist, dass Dr. Schraml in seinem letzten vierseitigen Wahlprospekt zur Stichwahl zwar acht Befürworter jeweils in Wort und Bild für sich werben läßt, aber nicht den Amtsinhaber Fritz Wittmann. - Ab ca. 18.45 Uhr wissen wir heute, wer im Essenbacher Rathaus ab 1. Mai das Sagen hat. /hs