Landshut. Der neue Arbeitskreis „Ambient Assisted Living (AAL) des Netzwerkes Medizintechnik an der Hochschule Landshut setzt den Schwerpunkt auf die Entwicklung und Bereitstellung von technischen Unterstützungsangeboten für ältere und pflegebedürftige Menschen, um diesen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Bei einer Auftaktveranstaltung an der Hochschule kamen am Donnerstag Wissenschaft, Unternehmen und Anwender ins Gespräch.
AAL verknüpft moderne Methoden und Geräte der Medizintechnik mit intelligenter Gebäudetechnik zu einem ganzheitlichen Ansatz, der dazu beiträgt, dass ältere Menschen möglich gesund und sicher selbstbestimmt leben können; besonders, wenn sie bereits auf Unterstützung oder Pflege angewiesen sind. Hierzu gehören sowohl passive Komponenten, welche Personen beispielsweise bei einem Sturz vor schweren Verletzungen schützen, wie auch aktive Komponenten und Sensoren, die Analysen über gesundheitliche Belange und pflegerische Aufgaben übernehmen.
Der neue Arbeitskreis des Netzwerk Medizintechnik der Hochschule Landshut will neue Marktpotenziale an der Schnittstelle von traditionellen Branchen wie Pflege- und Gesundheitsdienstleistungen, Medizintechnik, Haus-, Elektro- und Gebäudetechnik , Wohnungswirtschaft und Informations- und Kommunikationstechnologie den Landshuter Unternehmen näher bringen. Ziel ist die Bündelung und der Ausbau der regionalen Kompetenzen zugunsten der Entwicklung seniorengerechter Assistenzsysteme insbesondere für chronisch kranke Menschen, die von leichter bis mittelschwerer Demenz betroffen sind.
Es gibt bereits technische Einzellösungen – wie z.B. Geräte, die in der Lage sind, Arztbesuche zur Kontrolle von Blutwerten zu reduzieren, indem die Werte zu Hause gemessen und an den Arzt übertragen werden oder Toiletten, die den Blutzucker im Urin automatisch analysieren. Durch die erforderliche Vernetzung von Alltagsgegenständen und Menschen entstehen jedoch auch immer neue Anforderungen an Zuverlässigkeit, Benutzerakzeptanz und Gebrauchstauglichkeit, die mittels geeigneter Szenarien untersucht werden müssen. Zum Beispiel geht es um die fehlerfreie Erkennung und Vorhersage von Notfällen.
„Gerade die Kompetenzen sowohl der Hochschule Landshut als auch der Landshuter Unternehmen entsprechen den wichtigsten Technologien für ein medizinisch bezogenes AAL. Auch die beiden Landshuter Krankenhäuser und die Pflegeeinrichtungen der Region haben damit die Möglichkeit, mit den Partnern die zunehmende Anzahl von chronisch kranken Patienten kostengünstig und medizinisch verantwortbar zu versorgen. Uns ist es wichtig, dass wir die regionalen Netzwerkpartner dabei unterstützen, Trends und Nischen für diesen Zukunftsmarkt zu finden und damit einen Nutzen für die Menschen in unserer Region zu schaffen. Wenn uns dies gelingt, haben wir erfolgreich gearbeitet,", erläutert Caroline Eberl, die Managerin des Netzwerkes Medizintechnik.
Für Stefan Eben (Geschäftsführer der SYSPA® Gebäudesystemtechnik GmbH, Ohu/ Essenbach), der im engsten Verwandtenkreis erfahren hat, wie wichtig es für ältere Menschen und ihre Lebensqualität ist, möglichst lange in der gewohnten Umgebung bleiben zu können, bietet Technik ansatzweise verschiedene Möglichkeiten, um hier einen wesentlichen Beitrag zu leisten. „Es gilt nun, diese Möglichkeiten zu einem Gesamtkonzept zu verbinden und weiterzuentwickeln. Neben den idealistischen Aspekten gibt es natürlich auch wirtschaftliche Gesichtspunkte mit einem sehr hohen Marktpotenzial. Diese Kombination macht eine Teilnahme am Arbeitskreis AAL für mich sehr interessant", wie er erklärt.
Die Hochschule Landshut zielt darauf, gemeinsam mit den vernetzten Unternehmen ein Ambient Assisted Living Konzept zu entwerfen, welches die Vernetzung der wichtigen Technologien für AAL demonstriert und gemeinsam weiterentwickelt wird. Damit wird ein ideales Umfeld für die regional sich neu etablierende Medizintechnikbranche geschaffen, um mit Experten und Nutzern aktuelle Entwicklungen zu evaluieren, neue Ideen zu erproben und gemeinsam neue Lösungen für aktuelle und zukünftige Probleme zu erforschen.
„Ambient Assisted Living bedient sich vielfältiger ingenieurwissenschaftlicher und medizintechnischer Technologien und Kompetenzen, um medizinische und pflegebezogene Fragestellungen zu lösen. An der Hochschule Landshut haben wir mit mehreren technischen Fakultäten und dem neuen Studiengang Biomedizinische Technik sowie dem Netzwerk Medizintechnik ideale Voraussetzungen, um diese interdisziplinären Herausforderungen erfolgreich zu bearbeiten", ergänzt der wissenschaftliche Leiter des Netzwerks Medizintechnik und Studiengangsleiter Prof. Dr. Holger Timinger.
Wer sich gerne in den Arbeitskreis einbringen möchte, wird gebeten, sich bei Caroline Eberl unter der Telefonnummer 0871 506 498 zu melden.
Im Bild oben Prof. Dr. Holger Timinger, Wissenschaftlicher Leiter Netzwerk Medizintechnik, beim Auftakt zum neuen Arbeitskreis.