Nun, ganz so extravagant wie der Hundertwasserturm ist das Landratsamtsgebäude nicht und mit knapp 28 Metern auch nicht ganz so hoch wie der Turm in Abensberg mit seinen 34 Metern: Aber die Frage, der Höhenvergleich und das rege Interesse, das dabei zum Ausdruck kam, hat Landrat Peter Dreier schon sehr gefreut am gestrigen Buß- und Bettag.
Die Behörde befand sich am „Kindertag“ kurzzeitig wieder ganz in der Hand von Mädchen und Buben, deren Eltern oder andere Verwandte in der Kreisbehörde arbeiten. Und danach ging es in die Isarauen, wo sie unter Führung von Fachleuten die Natur ihrer Heimat erkundeten.
Im Großen Sitzungssaal hieß der Landrat die rund 40 Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren willkommen – gemeinsam mit Personalleiter Christian Gruber und Karin Boerboom, der Gleichstellungsbeauftragten des Landratsamtes. Dreier, Gruber und Boerboom genossen sichtlich das Frage- und-Antwort-Spiel und die Diskussionen, die sich mit den aufgeweckten jungen Bürgern entwickelten, die die Zukunft dieser Region sind.
Die Art des Landrats, auf Menschen zuzugehen und sie mitzunehmen bei interessanten Themen, spricht offenbar auch die ganz jungen Landkreisbürger an: Und so prasselten die Fragen gerade von den Sitzungssaal-Rängen in Richtung Podium. Klar, dass bei der Zahl der Gemeinden des Landkreises (35), der Zahl der Mitarbeiter im Landratsamt (rund 350) und der des Landkreises insgesamt (mit den Kreiskliniken rund 2300) und auch bei anderen kommunalpolitischen Fakten nicht gleich die bis aufs Komma korrekten Antworten kamen – das wäre bei „älteren Semestern“ auch nicht anders.
Aber die Mädchen und Buben waren mit Feuereifer dabei und löcherten den Landrat auch sonst ganz ungeniert mit Fragen, zum Beispiel der, was er den ganzen Tag so mache. Da schmunzelte der Landrat, atmete kurz durch und schilderte, was es alles an Terminen, Sitzungen und langen Bürostunden gibt, die sich zu dem großen Arbeitspensum eines Kommunalpolitikers summieren.
Gleich nach dem Empfang der Mädchen und Buben ging es zum Beispiel unmittelbar zu Sitzungen und Beratungen in München. Die jungen Landkreisbürger erfuhren aber auch, was der Landkreis so alles tut und leistet für seine Bürger, die Gemeinden, das Gemeinwesen.
Baugenehmigungen erteilen zum Beispiel, wenn jemand ein Haus bauen will – oder neue Straßen bauen, alte ausbessern oder Brücken über Flüsse und Bäche schlagen, um dort Verkehrsverbindungen herzustellen, wo sie notwendig sind.
Und nicht zu vergessen: Der Landkreis unterhält etliche Schulen, zwei Gymnasien und vier Realschulen zum Beispiel. Für die Mitarbeiter der Verwaltung und für die 60 Kreisräte mit dem Landrat an der Spitze gibt es da eine Menge zu planen, zu beschließen, zu kaufen und auf den Weg zu bringen.
Als der Landrat die Frage nach den Zimmern im Landratsamt (gut 250) beantwortet und bedauert hatte, dass es immer zu wenig Räume seien, sprang ihm einer der jungen Gäste bei: Da müsse man halt anbauen, sagte er und wies auch gleich die Richtung – da drüben auf die Tiefgarage draufsatteln. Nun, so einfach geht es wohl nicht; aber gut gemeint war es allemal, lachte der Landrat und sagte: „Du wirst wahrscheinlich einmal ein Baumeister.“
Landrat Dreier, Christian Gruber und Karin Boerboom verteilten anschließend kleine Präsente an die Kinder als Erinnerung an den Besuch im Landratsamt. Und dann stärkte man sich erst einmal im Foyer des Großen Sitzungssaals, mit warmen Würsteln mit Brezen und Senf, bei Limo und Säften.
Denn danach ging es in die Isar-Auen: Dort warteten schon die Naturpädagogin Lisa Fleischmann und der Natur- und Landschaftspfleger Manfred Röslmair auf die bunte und vergnügte Kinderschar. Lisa Fleischmann führte die Mädchen und Buben ins Leben und das nasse Reich von Bobby, dem Biber, ein. Sie schilderte seinen Lebenslauf, seine Vorlieben und tollen Fähigkeiten, zum Beispiel seine Leistungen als Schwimmer und Baumfäller, aber auch die Gefahren, denen er am besten immer aus dem Weg gehen sollte – nämlich dem Menschen, vor allem seinen Autos.
Manfred Röslmair gab den Kindern gewissermaßen einen Grundkurs im Fährtenlesen: Er machte deutlich, welche Spuren welche Tiere hinterlassen. Dabei kann man übrigens nicht nur Pfotenspuren lesen, erklärte er; auch das Gewölle – meist Speisereste, die von Eulen oder Greifvögeln hinterlassen wurden – oder Haare aus dem Fell von Säugetieren verraten den Fachleuten, was so alles in einem Gebiet kreucht und fleucht, auch wenn sie die Tiere noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Am Schluss gab es für alle Biber-Bastelunterlagen und um viele Eindrücke reicher kehrten die jungen Landkreisbürger ins Landratsamt zurück.
Im Bild oben: Landrat Peter Dreier und Personalleiter Christian Gruber verteilten Erinnerungsgeschenke an die Mädchen und Buben.