Wer sich am Münchner Flughafen die Hände wäscht, kommt dabei an der Firma Eibl aus Aham nicht vorbei. Der Schreinereibetrieb aus dem südlichen Landkreis Landshut hat sich neben der klassischen Möbelschreinerei als Verarbeiter des Mineralwerkstoffs Varicor ein weiteres sehr erfolgreiches Standbein geschaffen und fertigte unter anderem für den Airport im Erdinger Moos Waschtische und Sanitäreinrichtungen.
Von der Vielseitigkeit des Unternehmens konnten sich Landrat Peter Dreier und Ahams Bürgermeister Jens Herrnreiter bei einem Betriebsbesuch überzeugen. Firmenchef Josef Eibl gab dabei einen Einblick in die Arbeit eines innovativen Handwerksbetriebs und stellte den Besuchern unter anderem Bayerns modernstes Plattenlager vor.
Der 1905 in Loizenkirchen gegründete Schreinereibetrieb wird von Josef Eibl mittlerweile in vierter Generation geführt und ist seit dem Neubau 1999 im Ahamer Gewerbegebiet angesiedelt. 2013 erfolgte die Erweiterung der Fertigungsfläche um 100 Prozent auf nunmehr 5000 Quadratmeter. Neben den Investitionen in das Produktionsgebäude ist
Firmeninhaber Josef Eibl auch eine moderne technische Ausstattung seines Betriebs wichtig. Deshalb schaffte er 2014 ein vollautomatisches Plattenlager mit integrierter Säge an, das sich die für einen Auftrag benötigten Materialen selbst zusammensucht, in die richtige Größe zuschneidet und mit einem Etikett kennzeichnet, sodass jedes Teil einer bestimmten Order zugeordnet werden kann. Eibl hat dabei auch das Wohl seiner 27 Mitarbeiter im Auge:
„Wir wollen mit modernen Maschinen die Arbeitsabläufe optimieren und unsere Mitarbeiter von körperlich schweren Arbeiten entlasten“, so der Firmenchef. Zum guten Arbeitsklima trägt auch der im gesamten Betrieb verlegte Parkettboden bei, der zur Entlastung der Gelenke beiträgt. Entgegen dem Fachkräftemangel findet der Betrieb auch Auszubildende im handwerklichen und kaufmännischen Bereich. „Wir sind in den Schulen präsent und zeigen,
was wir als moderner Handwerksbetrieb bieten können“, beschreibt Eibl seine Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung. Dabei erwartet die Mitarbeiter ein abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld, das von der klassischen Möbelschreinerei mit Ladenbau, über die Ausstattung von Schaufenstern bis hin zur Verarbeitung des Mineralwerkstoffs Varicor im Sanitärbereich sowie im Gesundheitswesen und für die Pharmaindustrie reicht. Im klassischen Schreinerhandwerk stattet Eibl beispielsweise ganze Hotelzimmer oder Privathäuser mit Möbel aus oder fertigt die Inneneinrichtung für Apotheken und Schuhgeschäfte. So habe man beispielsweise im Hotel Wadenspanner in Altdorf alle Zimmer mit Möbel unterschiedlicher Holzarten ausgestattet, was laut Eibl besonders bei Stammgästen sehr gut ankommt. Für ein weiteres Hotel in Altdorf erhielt man den Auftrag zur Ausstattung von 14 Zimmern. Doch auch weit über die Landkreisgrenzen hinaus ist die Firma Eibl tätig und hat sich dabei besonders mit der Verarbeitung des Mineralwerkstoffs Varicor einen Namen gemacht.
Das Material besteht aus natürlichen mineralischen Füllstoffen und Polyesterharzen, es ist massiv, porenfrei und desinfektionsmittelbeständig. Dabei lässt es sich ähnlich wie Holz verarbeiten, ist thermisch verformbar und in über 40 Farbtönen erhältlich.
Den ersten großen Auftrag mit dem Werkstoff realisierte Eibl bei der Sanierung der Sanitärbereiche im Olympiapark München, wo rund 200 Waschtische und Becken aus Varicor gefertigt sind. Am Flughafen München sind sämtliche Waschtische und Spiegelschränke aus Aham. So stattet Eibl auch die sanitären Anlagen des neuen Satellitengebäudes für den Terminal 2 aus. Auch im Schloss Neuschwanstein, im Augsburger Fußballstadion oder im Kulturzentrum Gasteig in München waschen sich die Besucher ihre Hände an Waschtischen aus dem Landkreis Landshut. Daneben zählen öffentliche Einrichtungen wie Kindertageseinrichtungen zu den Gebäuden, die das Unternehmen neben Waschbecken auch mit Wickelkommoden ausstattet.
Großes Entwicklungspotential sieht Josef Eibl für den Werkstoff Varicor im Bereich des Gesundheitswesens und der Pharmaindustrie. „Dadurch, dass das Material desinfektionsmittelbeständig ist, haben wir bereits jetzt eine hohe Nachfrage von Krankenhäusern und Arzneimittelherstellern. Hier können wir auch mit der absolut glatten und kantenfreien Verarbeitung des Materials punkten“, so Eibl. Im Vorfeld des diesjährigen G7-Gipfels hat Eibl beispielsweise die Unfallklinik Murnau mit höhenverstellbaren Waschtischen ausgestattet.
Ein weiteres Standbein hat sich das Unternehmen mit einer Aluminium-Einhängeschiene geschaffen, mit der beispielsweise die Wandverkleidungen in Kreuzfahrtschiffen befestigt werden. „Es ist beeindruckend, wie breit die Firma Eibl mit ihren unterschiedlichen Sparten aufgestellt ist“, sagte Landrat Peter Dreier beim gemeinsamen Rundgang durch den Betrieb.
Für ihn sei es immer wieder interessant, wo überall Produkte von Firmen aus dem Landkreis Landshut vertreten sind. „Die Firma Eibl ist das beste Beispiel dafür, wie sich ein Handwerksbetrieb aus dem ländlichen Raum erfolgreich mit Individuallösungen in einer Marktlücke behaupten kann“, so Dreier. Gemeinsam mit Bürgermeister Jens Herrnreiter und Wirtschaftsreferent Ludwig Götz wünschte er dem Unternehmen auch weiterhin viele innovative Ideen und eine gute Entwicklung.
Im Bild oben: Firmenchef Josef Eibl (3.v.l.) erklärt Landrat Peter Dreier (2.v.l.), Bürgermeister Jens Herrnreiter (r.) und Wirtschaftsreferenten Ludwig Götz (l.) die Verarbeitung des Werkstoffs Varicor an einem Waschtisch.