Die Wahlen der Bügermeister sind vor einer Rekord-Zuschauer-Kulisse - sicherlich 200 - am Freitagnachmittag gelaufen. Einen neuen 3. Bürgermeister Erwin Schneck (62, Freie Wähler), seit 1990 im Stadtrat, 1992 schon einmal OB-Kandidat mit passablen 9,92 Prozent (gegen Deimer) hatte wohl niemand auf der Rechnung. Er war viele Jahre lang Fraktionschef. Diesen Posten wird der Richter Robert Mader, FW-OB-Kandidat 2010, übernehmen und damit in die erste Reihe im Plenarsaal vorrücken. Lothar Reichwein wird wohl Schnecks Posten im Dultsenat ("Dultbürgermeister") bekommen.
Nein, kein hämisches Nachtarocken gegen die Person Gerd Steinberger. Es war sicherlich seine ganz persönliche Tragödie. Soviele Stadtratskollegen haben ihm die letzten Tage auf die Schulter geklopft. Die große CSU (13 Sitze) hat sogar auf eine Kandidatur für das Amt des 2. Bürgermeisters mit der 50-jährigen Juristin Gabriele Sultanow verzichtet. Aus der Sicht von Ludwig Zellner (59), der selbst schon zwölf Jahre 2. Bürgermeiter war, ein Kardinalfehler. Und warum hat Steinberger nach der 20:23 Schlappe gegen Titelverteidiger Dr. Keyßner (57) auch noch gegen die Wahl-"Koalitionspartnerin" Sultanow kandidiert? Nicht einmal die eigenen SPD-Kollegen wußten es. Sultanow hätte wohl 22:21 gewonnen, wenn ihr alle sechs SPD-Räte die Stimmem gegeben hätten. Hätte, hätte, Fahrradkette, das kennen wir.
Ja, Steinberger, dem später Oberbürgermeister Hans Rampf ausdrücklich mit versteinerter Mine für seine Arbeit als Bürgermeister dankte, ist damit für längere Zeit arg beschädigt.
Der Oberbürgermeister muß jetzt in seinen letzten 32 Monaten mit zwei von ihm nicht gewollten Stellvertretern weitermachen. Beide werden auch noch über drei Jahre beim nächsten Oberbürgermeister 2. und 3. Bürgermeister bis zur Stadtratswahl 2020 sein. Schon vor sechs Jahren ging ja die Wahl der Bürgermeister aus der Sicht der CSU gründlich daneben. Dr. Anna Maria Moratscheck unterlag gegen Dr. Keyßner und Erwin Schneck gegen Gerd Steinberger.
Die CSU muß jetzt alles daransetzen, einen aussichtsreichen OB-Kandidaten für die Nachfolge von OB Hans Rampf zu suchen und aufzubauen. Gabriele Sultanow wird das jetzt voraussichtlich nicht mehr sein. Wenn nicht Stadtdirektor Andreas Bohmeyer (56) seine Bereitschaft signalisiert, wird wohl Fraktionschef Rudolf Schnur (53) oder gar der junge Thomas Haslinger (27) die Herausforderung annehmen müssen. Auffallend war, wie MdL Helmut Radlmeier (47) als CSU-Parteichef die Bürgermeister-Wahlen durchlebte. Womöglich hat er im Verbund mit OB Rampf mit der SPD als "Kolaitionspartner" falsch taktiert, denn wiederholt wurde spekuliert, dass die SPD längst nicht so geschlossen sei wie es zuletzt den Anschein hatte. Schon bei der Wahl gegen Keyßner fehlten Steinberger ja nur zwei Stimmen (womöglich aus den eigenen SPD-Reihen). Zwei Stimmen mehr für Steinberger und zwei weniger für Keyßner und schon wäre Malermeister Steinberger der Wahlsieger geworden. Hätte, hätte, Fahrradkette. Das kennen wir schon ...
Und eine Besonderheit war die, dass bei allen drei Wahlgängen jeweils eine Stimme ungültig war. Wahlleiter Manfred Hölzlein vermutete, dass es sich wohl jeweils um die gleiche (weibliche?) Person gehandelt habe. /hs