Bei der heutigen Kreisversammlung der Landshuter CSU wird es aller Voraussicht nach kein Scherbengericht geben. Nur die Ebbe in der Kasse ist wohl ein heikles Thema. Parteichef Helmut Radlmeier (47) kann sich ansonsten auf seine treuen Anhänger verlassen. Sie werden ab 19 Uhr die große Überzahl im Gasthof Hahn (Salzdorf) bilden. Die verlorenen Bürgermeister-Wahlen vom 9. Mai will man sowieso nicht mehr Radlmeier allein in die Schuhe schieben.
Der im September 2013 neu in den Landtag gewählte Landshuter gehört im übrigen nicht zur einer möglichen Rebellen-Gruppe gegen Ministerpräsident Horst Seehofer (64). Dass Radlmeier zuletzt mit MdL Erwin Huber (67, Reisbach) in Sachen schnelles Internet gemeinsame Veranstaltungen bestritten hat, ist eher ein Zufall. Huber, ehemals CSU-Generalsekretär, dann Finanzminister und schließlich mächtiger CSU-Parteichef neben Ministerpräsident Beckstein. hat in der letzten Woche ausgerechnet im "Spiegel" seinen Nachfolger als Parteichef, Horst Seehofer, wegen der miserablen Wahlergebnissse der CSU bei der Europawahl (nur 40,5 %) scharf angegriffen. "Die Zeit einsamer Ansagen" sei vorbei. "Befehl und Gehorsam" seien der Stil des 19. Jahrhunderts. Huber, Abgeordneter seit 1978 im Wahlkreis Dingolfing-Vilsbiburg, forderte seine Partei auf, "zügig über die Nachfolge von Ministerpräsident und Parteichef Seehofer zu entscheiden".
Über die Nachfolge des Landshuter Parteichefs Radlmeier wird also sicher heute, Mittwochabend, im Gasthaus Hahn nicht entschieden. Das könnte frühestens bei der Kreisversammlung im Frühjahr 2015 passieren, wenn turnusgemäß die Neuwahl der Vorstandschaft ansteht. Bis dahin dürfte sich auch herauskristallisiert haben, wie stark Fraktionschef Rudolf Schnur (53) ist, wie sich das Verhältnis zur Landshuter Mitte (im Stadtrat vier CSU-Mitglieder) und zur JU/Jungen Liste entwickellt hat. Ob z.B. eine gemeinsamer OB-Kandidat bzw. eine OB-Kandidatin dieser C-Gruppierungen möglich ist.
Bei der letzten Plenarsitzung am Freitag, 15 Uhr, fehlte Fraktionschef Schnur (Zahn-OP). An seiner Stelle ergriff Radlmeier mehrmals in die mehrstündige Debatte um die Baugenehmigung für zwei Blocks in der ehemaligen Schochkaserne ein. Diese sollen in Unterkünfte für Flüchtlinge aus Syrien und für weitere Asylbewerber umgebaut werden. Die Zimmerei Mottinger hat diese Immobilien käuflich für diesen Zweck erworben.
Anhänger der Radlmeier-CSU favorisieren derzeit eine OB-Kandidatur des smarten Stadtdirektors Andreas Bohmeyer (56), eine Lösung, die auch Oberbürgermeister Hans Rampf sicherlich gern mittragen würde. Wie gemeldet, hat ja Stadtrat Robert Neuhauser (BP) von sich aus Stadtkämmerer Rupert Aigner (59) als OB-Kandidat ins Spiel gebracht.
Gabriele Sultanow (50) meldete sich in der Freitag-Sitzung nicht ein einziges Mal zu Wort, im Gegensatz zu Neustadtrat Thomas Haslinger, der am Ende mit sechs anderen Stadträten gegen den Bauantrag von Mottinger stimmte.
Keine Frage, die Suche nach geeigneten OB-Kandidaten wird ein Dauer-Thema der nächsten 18 Monate bleiben. Im Spätherbst des Jahres 2015 dürften die OB-Kandidaten von ihren Parteien nominiert werden. Die OB-Wahl selbst findet dann wohl Anfang Oktober 2016 statt. Die Amtszeit von OB Rampf endet mit dem 31.Dezember 2016.
Derzeit ist der rührige FW-Stadtrat Lothar Reichwein (52) der einzige halboffizielle Bewerber um die Rampf-Nachfolge. Bei den Grünen hat Fraktionschefin Sigi Hagl (47) eine OB-Kandidatur zumindest in Erwägung gezogen. Schon seit 2003 ist wiederum Prof. Goderbauer-Marchner (54) eine Anwärterin auf eine OB-Kandidatur. Auch sie steht als Fraktionschefin der Fünfergruppe der Landshuter Mitte, ansonsten ein Nulltarif-Verein mit 200 Mitgliedern, im Plenarsaal in der ersten Reihe direkt gegenüber OB Rampf sitzend, unter besonderer Beobachtung. Kein anderer Stadtrat, keine Stadträtin macht eine vergleichbar intensive eigene PR-Arbeit inclusive Internetauftritt.
Also, die CSU-Versammlung heute, Mittwochabend, 11. Juni (19 Uhr) wird wohl nur eine interessante Zwischenetappe für die Versammlung mit Neuwahlen im Frühjahr 2015. Die CSU-Mitglieder aus den Reihen des Vereins Landshuter Mitte werden wohl nur mit einigen wenigen Beobachtern vor Ort sein. Von MdL Helmut Radlmeier erwartet man freilich einen ehrlichen Rechenschaftsbericht mit einer klaren Perspektive, kurz, eine wegweisende Rede als Neu-MdL und als Parteichef. Da ist auch sein persönlicher Redenschreiber besonders gefordert. /hs