Im Clubraum des „Bernlochner" konnte der 1. Vorsitzende der „Freunde der Altstadt Landshut e.V.", Architekt Josef Wiesmüller, am Dienstag (23.11.) viele Besucher begrüßen. Es waren nicht nur Vereinsmitglieder erschienen, sondern auch eine ganze Reihe von Bürgern, die sich aktuell für die angekündigten Themen interessierten.
Intensive Diskussion über Flachdach-Neubau des Waldorfkindergartens an der Alten Bergstraße 146
Erster Punkt der Tagesordnung war der viel diskutierte Neubau des Waldorfkindergartens an der alten Bergstraße, ein Vorhaben, das sowohl vom Denkmalschutz als auch von städteplanerischen Aspekten her betrachtet werden muss.
Architekt Dörr vom Vorstand des Waldorfkindergartens stellte die Planung vor und erläuterte, dass sich der zuletzt präsentierte Entwurf sehr gut, bescheiden und zurückhaltend in die Nachbarschaft einfüge. Der Neubau orientiert sich maßgeblich an der Begrenzungsmauer und das geplante begrünte Flachdach wird von der Burg nicht in Erscheinung treten.
Die zusätzlichen Flächen werden dringend benötigt und es sei auch sinnvoll, diesen wunderbaren, zentralen Standort für die Wohnbevölkerung der Innenstadt zu erhalten, damit unnötige Wege in die Außenbereiche vermieden werden. Sollte dieser Neubau nicht genehmigt werden, so müsse dieser Standort aufgegeben werden. Interessant waren alte Aufnahmen, die dokumentieren, dass das Gelände auch in früheren Zeiten bebaut war: Hier befand sich der Firmerbräu.
Dem stellte Stadträtin Elke März-Granda gegenüber, dass die Gefahr eines Präzedenzfalles gegeben sei. Der Stadt Landshut würde es schwer fallen, weitere Anträge auf die Genehmigung von Flachdächern im historischen Kernbereich abzulehnen, wenn sie selbst auf einem städtischen Grundstück ein solches genehmige. Meinung war auch, dass ein Satteldach alleine noch kein überzeugendes Gebäude erzeugt, wie leider an mehreren Beispielen feststellbar ist.
Letztlich wird es so sein, dass jedes Bauvorhaben für sich zu beurteilen ist. Nach einer intensiven Diskussion war zu erkennen, dass es sich um eine schwierige Entscheidung handelt, die demnächst getroffen werden muss. Einig waren sich die Anwesenden, dass der Gestaltungsbeirat gehört und das Baufeld für weitere Planungssicherheit baldmöglichst untersucht werden sollte. Bei der demnächst anstehenden, abschliessenden Beurteilung des Bauvorhabens wird sicher die überarbeitete Stellungnahme des Landesamts für Denkmalpflege die anscheinend noch aussteht, eine maßgebliche Rolle einnehmen.
Als zweiten Punkt berichtete der Vereinsbeirat Peter Wölling über das Jahrestreffen des „Denkmalnetzes Bayern", das im Oktober in Regensburg stattfand, und dem die Altstadtfreunde angehören. Es handelt sich hierbei um den Zusammenschluss bayerischer Vereine und Bürgerinitiativen, die sich zum Ziel gesetzt haben, das denkmalgeschützte bauliche Erbe Bayerns zu erhalten. Sie berichten über ihre Initiativen, ihre Projekte und die Probleme und Fortschritte, die sich jeweils zeigen.
Diese Jahrestreffen, so Wölling, erbringe stets einen wertvollen Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Vereinen und bieten auch Beratung an in Bezug auf das Vorgehen gegen geplante Denkmalabrisse. Als besonders nützlich erweist sich dabei das Eingehen auf juristische Fragen im Hinblick auf das Bayerische Denkmalschutzgesetz von 1973.
Studentin erarbeitet Altstadt-Katasterplan
Anschließend wurde ein den Altstadtfreunden sehr wichtiges Projekt präsentiert: Eine Studentin an der OTH Regensburg, Sophie Killermann, wird im Rahmen einer Masterarbeit bei Prof. Dr. Peter Morsbach im Studiengang historische Bauforschung anhand eines Katasterplanes die Landshuter Altstadt in Bezug auf Zahl und Qualität der Baudenkmäler darstellen. Ergebnis wird ein interaktiver Plan des historischen Stadtkerns im Internet sein, aus dem man dann unter anderem einen Überblick über die Abrisse und Neubauten seit 1945 erhält und durch Anklicken einzelner Gebäude ein Foto mit den wichtigen Informationen über das jeweilige Gebäude aufrufen kann. Das vorliegene Zwischenergebnis zeigt anschaulich, dass nach 1945 viele Neubauten und Veränderungen in der nicht kriegszerstörten Innenstadt erfolgten.
Der 2. Vereinsvorsitzende Andreas Gänsbacher berichtete, dass die Altstadtfreunde die Möglichkeit erhalten, im Frühjahr 2015 Häuserführungen anzubieten, die die sonst verborgene Schönheit im Inneren von Landshuter Altstadthäusern zeigen werden. Einige Eigentümer sind erfreulicherweise bereit, ihre "Schätze" zugänglich zu machen.
Ein großer Erfolg waren die Stadtführungen des Vereinsmitgliedes Petra Seifert, die sich besonders der Thematik „Jüdisches Leben in Landshut bis 1450" widmet, und die auch weiterhin angeboten werden. Bisher nahmen in der kurzen Zeit seit Beginn bereits etwa 450 Personen daran teil.
Preisgewinner des Fotwettbewerbs
Schließlich kam der spannendste Teil des Abends: Die Vorstellung des Jahreskalenders 2015 der Altstadtfreunde und der Sieger des damit verbundenen Fotowettbewerbs mit dem Thema „Häuserschmuck in Landshut". Über Siegerpreise konnten sich folgende Landshuter/innen freuen:
1. Preis Karin Wörlen/Margaret Engels;
2. Preis Anton Schmaus;
3. Preis Daniela Folda
Dabei war es notwendig geworden, den 1. Preis zweimal zu vergeben, die beiden Siegerinnen hatten unabhängig voneinander das selbe Motiv gewählt und dies nahezu identisch fotografiert: Die Frauengestalt auf dem Gebäude Nr. 62 in der Theaterstraße, die einen Lorbeerkranz hoch hält, und durch diesen Kranz ist die goldene Kugel auf der Turmspitze von St.Martin zu sehen.
Dieser Kalender, der manche sonst wenig beachtete Kostbarkeiten des Häuserschmucks an Landshuter Baudenkmälern ins Blickfeld rückt, kann bei der Buchhandlung Dietl, Neustadt 458 und bei Bücher Pustet, erworben werden.
Resumée des Abends war, dass die Arbeit des noch jungen und wachsenden Vereins die breite Zustimmung seiner Mitgliederschaft findet und weiterhin Beiträge zu Fragen des Denkmalschutzes in Landshut geliefert werden sollen.