Der am 24.3. nach dem CSU-Chefposten greifende Thomas Haslinger (li) und sein wahrscheinlicher Nachfolger im JU-Vorsitz, Ludwig Schnur.
Offene Unterstützer für Thomas Haslinger (28), noch immer Doktorand und wohl demnächst Mitarbeiter einer Rüstungsfirma, sind kaum bekannt. In zwei Monaten will er als Vorsitzender der Jungen Union zurücktreten. Dort wird stets der Name von Ludwig Schnur genannt, wenn es um die Nachfolge geht. Eine Kampfabstimmung ist bei der JU eher ausgeschlossen. Schnur ist HCG-Absolvent, Jurastudent und Sohn von CSU-Fraktionschef Rudolf Schnur. Er gehört wie Haslinger zum konservativen Flügel. Am 24. März will Haslinger ohne Netz und doppelten Boden an die Spitze der Landshuter CSU und diese gründlich an Haupt und Gliedern umkrempeln.
Thomas Haslinger will eigentlich den JU-Vorsitz abgeben, um sich einige Jahre ganz auf seine berufliche Karriere konzentrieren zu können. Jetzt riskiert er mit seiner Kampfkandidatur gegen den 20 Jahre älteren MdL Helmut Radlmeier, der zum vierten Mal nach 2009, 2011 und 2013 zum Parteivorsitz kandidiert, fast alles. Nur 2009 hatte Radlmeier mehrere Gegenkandidaten, darunter auch Stefan Gruber (jetzt parteiloser Stadtrat in der Grünen Fraktion), der bis dahin vor allem als Vorsitzender des Stadtjugendrings bekannt war. Doch Radlmeier war schon immer ein sehr emsiger Netzwerker, das machte sich bisher bei allen Wahlen bezahlt.
Zuletzt 20013 bekam er 89 Prozent von 140 wahlberechtigten CSU-Mitgliedern. Da wählten auch schon mehrere Mitglieder der Landshuter Mitte (LM) mit. Die Zahl derer in der CSU, die neben dem Parteibuch auch im Nulltarif-Verein Landshuter Mitte geführt werden, ist relativ gering. Prominent sind lediglich drei LM-Stadträte mit CSU-Parteibuch: Dr. Küffner, Dr. Goderbauer-Marchner und Tilmann von Kuepach, der sogar noch Vorsitzender der CSU-Mittelstandsvereinigung ist. Als solcher wurde er die letzten beiden Jahre jedoch nicht mehr aktiv. Früher war er schneidiger Pressesprecher von Hans Rampf als dieser noch CSU-Fraktionsvorsitzender (1998 bis 2004) war.
Wer also unterstützt Thomas Haslinger? Wer ermuntert oder drängt ihn zu dieser abenteuerlichen Kampfkandidatur? Programmatisch und thematisch liegt Haslinger mit seiner Jungen Liste eher bei den "Bürgern für Landshut". Ein Aha-Effekt ging vom Programm der Jungen Liste nicht aus. Der finanzielle Wahlkampfaufwand war riesig, Das Wahlergebnis (nur zwei Sitze) eher mager.
Im ersten Jahr als Stadtrat hat Haslinger thematisch auch keine Bäume ausgerissen, zumeist Anträge mit der LM, FW und CSU mit untershrieben. Redebeiträge im Plenum oder in den Ausschußsitzungen: Kein Guttenberg-Effekt, sieht man von seiner Haushaltsrede ab, wo er einen Verzicht bzw. eine Einschränkung des Musiktheaters empfohlen hat. Haslinger als Finanz- oder Wirtschaftspolitiker? Inhaltlich nichts bekannt. Im Wahlprogramm wollte er noch fleißig sparen, keine Schulden auf Kosten der jungen Generation hinnehmen. Praktische Spar-Vorschläge im Stadtrat? Bisher nichts! Haslinger als Sozialpolitiker? Fehlanzeige! Auch Sport ist so gar nicht sein Ding. Die Hochschule? Selbst da keinerlei Aktivitäten, Initiativen.
In der Jungen Union oder bei der Jungen Liste sind auch kaum Diskussionszirkel oder Arbeitskreise bekannt. Zumindest keinerlei Ergebnisse.
Und jetzt will Thomas Haslinger neben dem Fraktionsvorsitz mit Büro und Teilzeitsekretärin im Rathaus auch noch Chef des CSU-Parteiapparats werden. Dafür wird er wohl viele Gespräche mit all jenen führen müssen, die er danach für die diversen Fuktionen im Vorstand vorschlagen will: die Stellvertreter, Schatzmeister, Schriftführer, Beisitzer, Rechnungsprüfer usw. Ob Haslinger als Verlierer der Kampfabstimmung danach noch einer der vier Stellvertreter werden kann, muß bezweifelt werden. Sympathieträger Nummer eins aus den Reihen der Jungen ist zweifellos Neu-Stadtrat Maximilian Götzer (24). Er kann fliegend die Rolle von Haslinger im CSU-Parteivorstand als Repräsentant der ganz Jungen übernehmen.
Beobachter fragen sich, hat Haslinger eine Niederlage bei der Kampfabstimmung überhaupt nicht auf seiner Rechnung? Er isoliert sich womöglich weitgehend in der CSU. Sein Ego-Trip läßt einen Versöhnungskurs überhaupt nicht erkennen. Womöglich will er sich die nächsten Jahre dann voll auf seinen Beruf konzentrieren. Als potentieller OB-Kandidat hat er sich schon im Sommer 2014 schriftlich verabschiedet. Oberbürgermeister Hans Rampf, der nie CSU-Parteichef war, wird, wie 2013, Helmut Radlmeier erneut bei der CSU-Versammlung am Dienstag, 24. März, 19.30 Uhr, im Bernlochner vorschlagen und dies auch deutlich begründen. Sollte es nach dem Rechenschaftsbericht von Radlmeier und der Bewerbungsrede von Haslinger zu einer Aussprache kommen, darf man gespannt sein, wer sich offen für den Herausforderer zu erkennen gibt.
Natürlich ist durch die Kampfansage das große Radlmeier-Lager elektrisiert. Das Singspiel aus der Feder von Haslinger beim JU-Starkbierfest war, was die Demontage des Parteichefs und potentiellen OB-Kandidaten Radlmeier angeht, durch den JU'ler und Gastwirt Hahn (mit schief sitzender Perücke) schon sehr grenzwertig. Der CSU-Chef und MdL wurde teils unter der Gürtellinie für das Publikum abgewatscht. Kurz, er wurde inhaltlich als tölpelhaft, ahnungslos und obendrein als inkontinent - flüchtete dreimal zur Toilette - abgestempelt, als ein verzichtbarer Null- und Nichts-Könner - ganz im Gegenteil etwa zur super kompetenten OB-Kandidatin Gabriele Goderbauer-Marchner, gepielt von Haslinger-Freundin Karina Habereder. Das war wohl kein Zufall.
Die Kampfkandidatur ist angekündigt. Es ist aber auch möglich, dass der Spontan-Entscheider Haslinger doch noch kalte Füße bekommt und kurz vor dem 24. März wieder zurückzieht, wenn er merkt, dass die Zahl seiner tatsächlichen offenen und kampfbereiten Unterstützer wohl weitaus kleiner ist als die seiner Schulterklopfer. Und ob Haslingers Dreier-Fraktion im Stadtrat sechs volle Jahre Bestand hat ist auch nicht ausgemacht. Auch diesbezüglich ist einiges im Umlauf, nicht nur spät nachts im "Pulverfaß". /hs