Auch Josef Deimer (75), hier im Bild beim Neujahrsempfang der CSU, war vor seiner Erstkandidatur zum OB 1969 zuvor drei Jahre Abgeordneter. Doch er war - im Gegensatz zu MdL Radlmeier -nie Parteichef der Landshuter CSU.
Heute, Dienstag, 19 Uhr, entscheiden die Landshuter CSU-Mitglieder, wer die nächsten zwei Jahre an der Spitze der immer noch größten Landshuter Partei (673 Mitglieder) stehen wird.
Seit 2009 ist das in der Nachfolge von Dr. Wolfgang Götzer der jetzige Landtagabgeordnete und Stadtrat Helmut Radlmeier (48). Sein Herausforderer ist einer seiner Stellvertreter im Amt und zugleich Noch-JU-Vorsitzender Thomas Haslinger.
Wir berichten heute in der Rundschau direkt aus der Versammlung.
Haslinger gründete vor der letzten Stadtratswahl die Junge Liste und kandidierte dort an der Spitze mit seiner Freundin Karina Habereder (24) erfolgreich zum Stadtrat. Eigentlich wollte Haslinger mit dieses Liste wenigstens drei oder gar vier Sitze schaffen. Auf dem Listenplatz drei kandidierte die türkischstämmige Bankkauffrau Aliye Karaüzüm und auf dem vierten Listenplatz der ehemalige Landshuter FDP-Vize-Chef Marco Altinger. Von der Jungen Liste ist außerhalb der Stadtratstätigkeit nichts mehr zu hören.
Auch wenn sie heute als CSU-Miitglied nicht an der Wahl des CSU-Parteichefs teilnimmt, ist sie dennoch indirekt anwesend. Denn falls Haslinger gewinnen - oder auch nur knapp verlieren - sollte, dürfte er alles daran setzen als OB-Kandidatin eben Prof. Dr. Goderbauer-Marchner (55) der CSU schmackhaft zu machen, auch wenn deren LM-Stadtratsfraktion (4 von 5 sind CSU-Stadträte) vor der OB-Wahl noch nicht zur CSU-Stadtratsfraktion zurückkehrt. Damit kommt auch CSU-Fraktionschef Rudolf Schnur ins Spiel. Bekennt er sich heute in einem Redebeitrag ebenfalls offen zur Abwahl des Titelverteidigers Radlmeier?
Thomas Haslinger hat erkannt, dass eine weitere politische Karriere in Landshut nur über eine absolute Führungsposition in der CSU möglich ist. Das gilt für das Mandat eines Abgeordneten im Landtag oder Bundestag und auch für eine OB-Kandidatur. Er sieht die Parteispitze jetzt geschwächt, obwohl die CSU mit 13 Stadtratsmandaten ein respektables Wahlergebnis im März 2014 erreicht hat. Radlmeier selbst wurde Stimmenkönig seiner Partei. Kritiker argwöhnten zuvor, die CSU könnte unter zehn Sitze fallen. Doch die CSU hat tatsächlich einen Wahlkampf aus einem Guß geführt, lokalpolitisch bestens flankiert durch Oberbürgermeister Hans Rampf.
Ja, auf den Oberbürgermeister kommt es heute Abend bei der Kreisjahreshauptversammlung ab 19 Uhr im Bernlochnersaal besonders an. Er ist seit vielen Jahren mit Radlmeier befreundet. Das enge persönliche Verständnis beider kann jeder feststellen, der beide auf der Tribühne der Spielvereinigung bei Heimspielen der "Spiele" beobachtet.
Radlmeier hat auch vom Wahlkampfstil her viel von seinem Mentor Rampf gelernt: das fleißige Händeschütteln, die Vernetzung in vielen (Sport-)Vereinen, der gesellige Umgang mit möglichst vielen Parteifreunden. Radlmeier ist ein Landshuter, hat aber, ähnlich wie Haslinger auch, Wurzeln, die zu den Banater Schwaben führen. Im Gegensatz zu Haslingers Freundin ist Radlmeiers Gattin Sabine, die im Klinikum tätig ist, politisch nicht explizit tätig.
Ohne die Junge Liste hätte es Haslinger schwer gehabt, in den Stadtrat gewählt zu werden, weil ja auf der CSU-Liste auch der um vier Jahre jüngere Maximilian Götzer kandidiert hat. Bei der nächsten Stadtratswahl 2020 können Haslinger und seine Freundin erneut für die Junge Liste, weil dann erst 33 bzw. 30 Jahre alt, antreten. Haslinger hat im Sommer 2014 schrifltich seinen Verzicht auf eine Bewerbung als OB-Kandidat der CSU verkündet. Er will in wenigen Wochen laut eigener Aussage beim JU-Starkbierfest den JU-Vorsitz abgeben, um sich vorzugsweise auf seinen Berufsstart vorzubereiten. Ob er schon irgendwo in Lohn und Brot ist, weiß in der CSU-Parteizentrale niemand. Als Stadtratskandidat gab er jeweils "Doktorand" als Berufsbezeichnung an, also als Dr. in spe.
Die Frage ist für Titelverteidiger Helmut Radlmeier und sein Team, wo die Schmerzgrenze für ihn beim Wahlergebnis liegt. Es ist also für Radlmeiers Team eine organisatorische Fleißaufgabe, heute möglichst viele Anhänger in den Bernlochnersaal zu bringen. Es ist mit 250 Besuchern und mehr zu rechnen. Sicher werden dabei auch viele kommen, die als stille CSU-Mitglieder heute bei der Landshuter Mitte aktiv sind. Deren Stadtrat Tilmann von Kuepach ist noch offiziell Vorsitzender der CSU-Mittelstandsunion und Elisabeth Diewald ist Vorsitzende der CSU-Frauenunion, war zuletzt jedoch Stadtratskandidatin der Landshuter Mitte und vor der Landtagswahl kandidierte sie vergeblich gegen Radlmeier um die Landtagskandidatur im Stimmkreis Landshut.
Die Frage ist heute auch, ob Helmut Radlmeier seine Wiederwahl bei seinem Rechenschaftsbericht in Verbindung mit einer möglichen eigenen OB-Kandidatur bringt, ob sein Freund Hans Rampf dazu etwas verlauten läßt, wenn er den Titelverteidiger zur Wiederwahl vorschlägt.
Radlmeier und Haslinger haben die letzten Jahre nicht viel gemeinsam in der CSU unternommen. Der 20 Jahre Jüngere suchte in erster Linie als JU-Vorsitzender ein eigenes Profil. Jetzt versucht er, den selbst noch relativ jungen Parteifreund an der CSU-Spitze zu verdrängen. Haslinger will jetzt plötzlich einiges bei der Landshuter CSU verändern und auch bald Klarheit - siehe oben - bezüglich des OB-Handidaten schaffen. Damit bringt er Radlmeier in Zugzwang. Denn sollte er heute entgegen den Erwartungen der allermeisten politischen Beobachter verlieren, wäre das der Anfang vom Ende seiner Karriere auch als Abgeordneter. Haslinger würde als neuer CSU-Parteichef selbstverständlich die Kandidatur für die Landtagswahl 2018 anstreben. Und von dort wäre der Weg ins Chefzimmer des Rathauses nach einer kurzen OB-Amtsperiode von Prof. Dr. Goderbauer-marchner nicht mehr weit.
Bleibt Helmut Radlmeier jedoch aller Voraussicht nach mit 70 Prozent plus X Parteichef, kann er - oder muß er sogar - auch OB-Kandidat werden und weitgehend mitbestimmen, wer nach ihm zum Landtag kandidieren darf. Da könnte dann Haslinger nicht der einzige aus der Riege der jüngeren CSU'ler sein, der das begehrte und üppig dotierte Landtagsmandat anstrebt.
Wir berichten heute in der Rudnschau direkt aus dem Bernlochnersaal, zum Beginn (Besucherzahl, Stimmung ...) und über die Reden der beiden Matadore, sowie die Wahlergebnisse. Auch die Wahlen der sonstigen Vorstandsmitglieder werden ja spannend. Die Vorstandschaft soll insgesamt vor allem jünger und weiblicher werden.
Wer die Ergebnisse bei den Wahlen der CSU-Stadtteilverbände verfolgt hat, konnte feststellen, dass dort CSU-Frauen, geschweige denn Frauen unter 40, nur sehr spärlich zu finden sind. Bei der CSU Landshut-Mitte taucht im 17-köpfigen neuen Vorstand - Vorsitzender Toni Schöllhorn-Gaar - mit Marion Hofmeister nur eine einzige Frau in der Funktion als Kassenprüferin auf. Mit Neu-Stadtrat Philip Weitzstein (28) ist wenigstens einer aus der jungen männlichen CSU-Garde als Beisitzer dabei. /hs