Vor den Wahlen diskutiert die KAB im Landkreis Landshut mit den Bewerbern aller Parteien zu ihren Themen. Nach der SPD konnte Diözesansekretär Rainer Forster im Johanniter-Zentrum die Kandidaten von der Linkspartei, Angela Baierl und Reiner Zisler, begrüßen. Im Vordergrund standen Fragen rund um den Arbeitsmarkt, die Gerechtigkeit bei Steuern und der ständig wachsende Druck auf die Unternehmen und Abeitnehmer durch die fotschreitende Globalisierung.
Immer mehr Menschen stecken in unsicheren Arbeitsverhältnissen, verdienen wenig und haben Zukunftsängste. Dieses Bild verfestigt sich immer mehr in seiner täglichen Arbeit und auch die Kolleginnen und Kollegen in der Betriebsseelsorge können sich über mangelnde Nachfrage nicht beschweren, berichtet Forster aus seinem Alltag im Diözesanbüro. Mit einem flächendeckenden Mindestlohn von 9,70 Euro will die KAB deshalb vor allem den Menschen den Rücken stärken, die in manchen Branchen keine eigene gewerkschaftliche Vertretung haben. Rainer Zisler, der bis zu seiner Pensionierung als Zollbeamter zwölf Jahre Vorsitzender der Polizeigewerkschaft war, kann dieser KAB Forderung nur zustimmen. Seine Partei habe die zehn Euro im Programm stehen und laut einer aktuellen Umfrage des Handelsblatts sehen es viele Unternehmer unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten inzwischen ähnlich.
„Während wir für die gleiche Bezahlung von Leiharbeitern und Stammbelegschaft kämpfen, werden mit den Leiharbeitern Werkverträge geschlossen, meist mit dem gut klingenden Zusatz „unbefristet." Für die soziale Absicherung ist der neue (Schein)-Selbständige plötzlich selbst verantwortlich," so Forster. Zisler möchte hier die demokratische Mitbestimmung in den Betrieben stärken und einen Betriebsrat verbindlich vorschreiben. Nur mit Zustimmung des Betriebsrats könnten nach seinen Vorstellungen Leiharbeiter eingestellt oder Werkverträge geschlossen werden. Jetzt haben die Belegschaften oft nicht den Mut, sich zu organisieren. Das ließe sich gesetzlich schon sehr schnell verbessern, glaubt der Bundestagskandidat.
„Und was ist mit den Langzeitarbeitslosen," meldete sich Manfred Drescher von der Diakonie zu Wort. Inzwischen sei Deutschland laut einer OECD-Studie Schlusslicht bei der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen. „Die Menschen werden alimentiert statt animiert! Die Zahl der Langzeitarbeitslosen liege bei ca. 440.000 Menschen, die auch in absehbarer Zeit keine Chance auf dem regulären Arbeitsmarkt haben. Sie sind zu alt, haben psychische oder gesundheitliche Probleme, körperliche Einschränkungen oder fehlende Bildungsabschlüsse. Sie werden mitsamt ihren Familien von der Gesellschaft ausgegrenzt, fallen in soziale Isolation, flüchten sich nicht selten in Alkohol oder werden depressiv. Je länger sie arbeitslos bleiben, desto geringer werden die Chancen, wieder einen Job zu finden. Unser christliches Selbstverständnis verlangt, dass wir uns gerade den Menschen zuwenden, die am Rande unserer Gesellschaft leben." Darum hat die Diakonie gemeinsam anderen Verbänden die „Initiative pro Arbeit" ins Leben gerufen. Mit dem Passiv- Aktivtransfer hatte Drescher auch gleich ein Finanzierungsmodell für Angela Baierl und Reiner Zisler dabei. Beide fanden die Initiative sehr Interessant und wollen die Idee unterstützen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist der KAB der Ladenschluss und der möglichst arbeitsfreie Sonntag. Wie sich unsere „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft" weiter entwickelt und ob wir unser Glück im Konsumieren - auch an Sonn- und Feiertagen - finden, bezweifeln Angela Baierl und Reiner Zisler. „Eine weitere Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten in Bayern wird es mit den Linken nicht geben," versicherte Angela Baierl, die selbst aktives Mitglied im Kirchenchor St. Jodok ist. Zisler unterzeichnete gleich im Anschluss an den Kandidaten-Check den Sonntagskontrakt der „Allianz für den freien Sonntag" – einem Bündnis aus Gewerkschaften, der evangelischen Kirche und der KAB.
Für die großen Zukunftsvisionen blieb nicht mehr viel Zeit. Die Idee eines Grundeinkommens brachte Diözesansekretär Forster aber noch ein. Die KAB sieht, neben vielen anderen positiven Effekten, hier Druck aus der Wirtschaft nehmen zu können. „Obwohl wir immer bessere Kommunikationsmittel und gute Infrastruktur um uns haben, fehlt es uns oft an Zeit. Zeit um Dinge zu tun, die uns glücklich machen, Zeit für Familie, Freunde, Hobbies." Bei den Linken gäbe es, wie in anderen Parteien solche Überlegungen – auch der ehemalige CDU-Ministerpräsident Georg Milbradt hätte ein vielversprechendes Modell. Im Fokus stehen für Baierl und Zisler erst eine vernünftige Bezahlung für geleistete Arbeit.
Das Thema geförderte Arbeit behandeln Diakonie und KAB am 28. August um 20 Uhr im Gemeindesaal der evangelischen Christuskirche Landshut Gutenbergweg. Neben dem Regisseur von „Freigestellt – Menschen ohne Arbeit" Claus Strigel, werden Konny Hoff (Netzwerk erwerbssuchender Akademiker), Vertreter der Diakonie, der ev. und kath. Kirche über ihre Erfahrungen berichten und den anwesenden Politkern Maßnahmen zur besseren Integration vorstellen.