Die Sex-Affäre von Deutschlands jüngstem Landrat Michael Adam (28) mit einem 20-jährigen hat jetzt wohl auch parteipolitische Folgen. Adam wurde am 27. November 2011 als Nachfolger von Heinz Wölfel (CSU) zum Landrat im 76.000 Einwohner großen Landkreis Regen (zum Vergleich: der Landkreis Landshut hat doppelt soviele Einwohner) gewählt. Sein Vorgänger hatte sich Mitte August 2011 wegen hoher Spielschulden bei einer nächtlichen Autofahrt das Leben genommen.
Jetzt drängen Teile der Regener SPD den erst seit zwei Jahren amtierenden Landrat, sich bereits am 16. März 2014 dem Wählervotum zu stellen. Dadurch könnte die Wahl des Landrats wieder mit der Kreistagswahl zusammengelegt werden. Die SPD verspricht sich zudem einen Mobilisierungseffekt für die eigenen Kreistags- bzw. Bürgermeisterkandidaten und der amtierende und in die Schlagzeilen geratene Landrat könnte unter Beweis stellen, dass die Bürgerschaft noch mehrheitlich hinter ihm stehe.
Michael Adam ist noch SPD-Kreisvorsitzender und seit dem 15. September auch gewählter Bezirskrat. Er hat dieses mit knapp 800 Euro vergütete Mandat vom letzten Listenplatz aus geschafft. Den SPD-Bezirksvorsitz hat er schon vor längerer Zeit abgegeben. Mit dem Landesvorsitzenden Florian Pronold (41) verbindet Adam eine innige Feindschaft. Adam wirft dem bisher nicht besonders erfolgreichen Landeschef vor, er habe sich vor allem mit "Speichelleckern" umgeben.
Michael Adam beteuert seit Tagen, dass er weiterhin SPD-Mitglied bleiben wolle. Seit seinem 20. Lebensjahr ist Adam ein SPD-Aktivist. Er war auch bereits Vorsitzender der Jungsozialisten. Die "Süddeutsche" berichtet heute online, dass Adam mittlerweile auch ein Gespräch mit Regierungsprädident Heinz Grunwald geführt habe.
Der in Zwiesel gebürtige Adam wurde als 23-jähriger Student der Betriebswirtschaft zum Bürgermeister der 3.400 Seelen großen Fremdenverkehrsgemeinde Bodenmais gewählt, obwohl, wie die "SZ" damals titelte, Adam bekennend schwul, evangelisch und SPD-Mann sei. Adam hat als Bürgermeister eine total überschuldete Kommune übernommen und als Rathauschef sofort einen knallharten Sparkurs eingeleitet. Seitenlang hat er die Haushaltszahlen seiner Gemeinde im Internet offengelegt. Gleichzeitig ist es ihm gelungen, die Übernachtungszahlen von Bodenmais (3600 Hotelbetten) um über 30 Prozent hochzufahren.
Als Landrat hat sich der 28-jährige bisher wohl auch bereits durchaus bewährt. Der Landkreis Regen gehört ja bayernweit zu jenen Problemregionen, die in den nächsten zehn, 20 Jahren mit einem massiven Bevölkerungsschwund (Überalterung, Abwanderung) rechnen müssen. Diesbezüglich hat sich Landrat Adam, der seit September 2012 in einer festen Lebenspartnerschaft mit seinem ehemaligen Wahlkampfmanager lebt, bereits in Brandbriefen an Ministerpräsident Horst Seehofer gewandt und diesem unter anderem vorgeschlagen, das neue Staatsminsterium für "Heimat" in seinem Landkreis Regen anzusiedeln, um strukturpolitisch ein Signal zu setzen. Neuer "Heimat"-Minister ist bekanntlich in Personalunion Bayerns Finanzminister Markus Söder, ein in der Wolle gefärbter Franke.
Der Landkreis Regen hat jedoch in der Person von Helmut Brunner einen CSU-Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, der vor der Landtagswahl durch die sog. Verwandtenaffäre negative Schlagzeilen produziert hat. Brunner hatte seine Ehefrau, seine Schwester und Nichte viele Jahre lang als Sekretärin im eigenen Wahlkreisbüro als Landtagsabgeordneter angestellt. /hs