Arm ist laut Bundesamt für Statistik, wer als Alleinstehender weniger als 979 Euro pro Monat zur Verfügung hat. Familien mit zwei Kindern sind statistisch arm, wenn sie weniger als 2.056 Euro pro Monat zum Leben haben, inclusive Wohnen.
Diese Statistik lügt nicht. - Geht es nach diesen Zahlen, sind von den 81 Millionen Deutschen13 Millionen von Armut bedroht, in erster Linie alleinerziehende Frauen bzw. Mütter und Arbeitslose. Falls die Statisik auch für die 67.000 Einwohner große Stadt Landshut Gültigkeit besitzt, dann sind hier 11.000 Menschen von Armut bedroht.
Das klingt auf den ersten Blick erschreckend, weil doch die Landshuter statistisch als überdurchschnittlich reich, wohlhabend gelten. Deutlich über 1.000 Millionäre soll es in Landshut geben. Oberbürgermeister Hans Rampf hat auf diesen Reichtum in Landshut wiederholt öffentlich verwiesen.
Richtig ist andererseits, dass es in der wirtschaftlich boomenden Stadt Landshut aktuell 4,8 Prozent Arbeitslose gibt, während es im 150.000 Einwohner großen Landkreis Landshut nur 2,7 Prozent sind. Zu den tatsächlich Armen zählen sicherlich auch die knapp 200 Asylbewerber sowie die 130 Flüchtlinge und ungezählt viele Ältere mit Mini-Renten.
Hunderte, ja Tausende haben in Landshut keine Ganztagsarbeit. Immer mehr Frauen müssen zwei oder drei Teilzeitjobs in Restaurants, Bars, als Verkäuferinnen, als Reinigungskräfte oder an ALDI- oder REWE-Kassen annehmen, um über die Runden zu kommen. Wer über 55 und ohne Job ist, tut sich auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer, wieder Anschluß zu finden.
Den 11.000 in Armut oder an der Armutsgrenze lebenden Landshuterinnen und Landshutern stehen also 56.000 Landshuter gegenüber, die in gesicherter finanziellen Verhältnissen leben. "Die im Dunkeln sind, sieht man nicht", textete schon Bert Brecht. In der Tat sieht man die Armen bzw. finanziell Schwachen nicht in den Straßencafe-Boulevards, nicht auf den Weihnachtsmärkten und in den hell erleuchteten Kaufhäusern, auch nicht im Kino oder Theater. Sie treffen sich eher in den Second-Hand-Läden, bei der "Landshuter Tafel", bei "Hab und Gut", in der Kleiderkammer der AWO oder in Aufwärmstuben. Und wer arm ist, muß auch früher sterben, auch das belegt die Statistik. /hs