Der online Handel bereitet dem Einzelhändler immer mehr Sorgen. Schlagzeilen die in diese Richtung gehen, liest man in letzter Zeit immer öfter. Kaufen die Kunden wirklich nur noch online?, fragt sich BDS Landshut Vorstandsmitglied Martin Sänger. Inzwischen beschäftigen sich Städte und Gemeinden mit Konzepten zur Belebung der Innenstädte. Viele Interessensgemeinschaften und Gewerbeverbände, unter anderem der Bund der Selbständigen Landshut (BDS) und Niederbayern mit Ihrem Vorsitzenden Marco Altinger, rufen seit einiger Zeit laut und vernehmlich nach Regelungen damit kleine Geschäfte in den Städten überleben können. Auch der HDE, der Handelsverband Deutschland, wird nicht müde, den Betreibern von Ladengeschäften zu erklären, dass diese auf Multi-Channel-Strategien setzen müssen und am Besten mit einem eigenen online-shop im Netz vertreten sein sollten.
Das kann aber, gerade für kleinere Händler, ruinöse Folgen haben. Wenn noch irgendwo das Geld für einen professionellen online-shop aufgebracht wird, so fehlt meist die notwendige Logistik falls dann doch eine Bestellung über diesen Kanal ausgelöst wird, so Altinger weiter.
Dass nahezu jeder, der ein Geschäft betreibt, heutzutage im Internet präsent sein sollte, um gefunden zu werden, steht außer Frage. Für das aktuelle Kaufverhalten der Kunden macht die Abkürzung „RoPo" die Runde. RoPo steht für „Research online Purchase offline" das heißt soviel wie „Online informieren aber offline kaufen". Diesem Verhalten tragen zum Beispiel schon Baumärkte Rechnung, bei denen man online seine Produkte kaufen kann und dann zum nächstgelegenen Markt fährt, um diese dort abzuholen.
Natürlich hat nicht jeder Unternehmer das Budget, solche Leistungen anzubieten und gar noch im Fernsehen zu bewerben. Was also kann der einzelne Händler vor Ort tun um weiterhin mit seinen Kunden gut leben zu können. „Die Verkäufer, also die Menschen die im Einzelhandel arbeiten, sind die wichtigsten Bausteine wenn man sich gegen den online Handel zur Wehr setzen will", sagt Martin Sänger der seit 18 Jahren als Trainer und Redner im Einzelhandel unterwegs ist. Umso besorgter sieht Sänger, welcher in diesem Thema der Fachmann des BDS vor Ort ist, die seit Jahren andauernde Entwicklung im Handel, nur noch mit befristeten Arbeitsverträgen und Aushilfen zu arbeiten. „Wenn mich eine Datenbank im Internet besser berät als ein Verkäufer vor Ort, gibt es für den Kunden keinen Grund, im Einzelhandel zu kaufen." So Sänger.
Online steht meist mehr Auswahl zur Verfügung, oft sind die Preise online auch noch etwas besser und viele Internet-Shops liefern zuverlässig bereits nach einem Tag. Warum sollte also ein Buchhandlungskunde drei Tage auf ein Buch warten und muss dann auch nochmals in die Buchhandlung kommen, um seine Bestellung abzuholen? Hier fehlen im Einzelhandel neue, innovative Servicekonzepte für die jeder Händler auch selbst verantwortlich ist.
Bei allen verständlichen Forderungen des Einzelhandels an die Politik, die Städte und Gemeinden, so vermisst man doch häufig als Kunde das begeisternde Einkaufserlebnis. Was man als Einzelhändler mit seinem gesamten Team hierbei beachten sollte, hat Martin Sänger in seinem Buch „GEKNACKT – der social-media Vertriebscode" (erschienen im Midas Management Verlag 2013) beschrieben. Welche handwerklichen Fähigkeiten ein guter Verkäufer heutzutage benötigt, beschreibt Sänger in seinem jüngst erschienenen Buch „Die Löwen-Liga: verkaufen will gelernt sein" (Springer/Gabler Verlag 2015).