Pressemitteilung Mit Alpha-Strahlen gegen Knochenmetastasen Neues Behandlungsverfahren bei fortgeschrittenem Prostatakrebs In Deutschland erkranken jedes Jahr laut Robert-Koch-Institut rund 64.000 Männer an Prostatakrebs. Hat sich der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose bereits in benachbartes Gewebe ausgebreitet oder Metastasen in Lymphknoten oder Knochen gebildet, kommen neben der operativen Entfernung des Tumors an der Prostata, Chemo- oder antihormonelle Therapien zum Einsatz.
Damit soll weiteres Wachstum des Tumors verhindert werden. Am Klinikum Landshut führt die Klinik für Nuklearmedizin seit Januar 2016 ein neues Verfahren für Männer durch, die an Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium leiden. In den Knochen haben sich bereits Metastasen gebildet, die zu Schmerzen und damit zur Einschränkung der Lebensqualität führen. Mittels Radium-223-dichlorid, welches in die Vene gespritzt wird, werden die Krebszellen in den Knochen von innen bestrahlt. Der leitende Oberarzt der Nuklearmedizin, Dr. Ali Namazian, hat bereits während seiner Tätigkeit an der Medizinischen Hochschule Hannover Erfahrungen mit dieser Therapie machen können. Das Radium-223-dichlorid ist ein Alpha-Strahler mit einer sehr kurzen Reichweite von bis zu 60 Mikrometer im menschlichen Gewebe. Aufgrund seiner Ähnlichkeit zu Kalzium wird das Radium-Isotop im Knochen eingebaut, ganz besonders in die Knochenmetastasen. Die Substanz wird den Patienten als Injektion verabreicht und überwiegend in der ersten Woche wieder ausgeschieden. „Die Alpha-Strahlen haben so eine geringe Reichweite, dass die gesunde Substanz des Knochens geschont wird und nur Krebszellen bekämpft werden“, erläutert Namazian. Außerdem kann der Patient normalerweise am Tag der Behandlung schon wieder nach Hause gehen. Die Alpha-Strahlen werden in der Regel sechs Mal verabreicht, jeweils im Abstand von vier Wochen. „Vor der Behandlung müssen wir natürlich prüfen, ob die Patienten überhaupt in der Lage sind, das Radium ausreichend zu speichern. Dafür fertigen wir ein Szintigramm des Skeletts im Klinikum an“, so Dr. Namazian. Außerdem wird das Blut des Patienten untersucht: Wenn die Anzahl der weißen und roten Blutkörperchen ausreichend vorhanden ist, kann die Therapie durchgeführt werden. Sollten Krebsabsiedelungen bereits in anderen Organen vorhanden sein, ist die Therapie nicht mehr empfehlenswert. „Eine Heilung ist mit dieser Therapie nicht möglich, so Dr. Namazian, „wir können jedoch die Krankheit in Schach halten und die Lebensqualität der Patienten verbessern. Die Lebenszeit der Patienten verlängert sich in der Regel deutlich.“ Außerdem sei die Therapie gut verträglich, so der Oberarzt. Als Nebenwirkungen können bei bis zu 10 Prozent der Patienten Übelkeit und Durchfall auftreten, auch die Blutplättchen oder die Zahl weißer Blutkörperchen können abnehmen. Das Blutbild der Patienten muss deshalb regelmäßig kontrolliert werden. Andere Nebenwirkungen sind jedoch selten. Die Therapie ist in Deutschland erst seit Dezember 2013 zugelassen und wird daher bislang nur in wenigen deutschen Krankenhäusern, insbesondere an Universitätskliniken, durchgeführt. Im Klinikum Landshut findet die Diagnostik und Therapie von Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs interdisziplinär mit dem Prostatakarzinom-Zentrum unter Leitung von Chefarzt Dr. Markus Straub und der Klinik für Onkologie und Hämatologie unter Leitung von Chefärztin Barbara Kempf statt.