Heute, Dienstag, referiert Dr. Brigitte Haas-Gebhard von der Archäologischen Staatssammlung München im Rahmen der Vortragsreihe zur Ausstellung „Gräber, Gruben und Gehöfte – Archäologische Funde aus Ergolding" über Herkunft, Lebensweise und Glauben unserer Vorfahren, der Baiuvaren.
Woher kamen sie ?
Über die Herkunft der Baiuvaren wurde in der wissenschaftlichen Forschung wie an Stammtischen leidenschaftlich diskutiert; die archäologische Forschung kann heute mit Hilfe modernster naturwissenschaftlicher Untersuchungsmethoden darauf eine eindeutige Antwort liefern. Isotopen- und DNA - Analysen an Skeletten geben Aufschluss darüber, an welchem Ort ein Mensch aufgewachsen ist, wie er sich ernährt hat und ob er im Laufe seines Lebens einen Ortswechsel vollzogen hat. Die Ergebnisse sind eindeutig: die Baiuvaren stammen nicht aus einer einzigen ethnischen Wurzel sondern setzen sich aus vielen verschiedenen Bevölkerungsgruppen zusammen. Die geschlossene Einwanderung eines Volksstammes (aus Böhmen ?) hat es nie gegeben. Besonders interessant ist die Frage, wie es zu der Entwicklung des Stammesbewusstseins der Baiuvaren und der Namensgebung gekommen war; entscheidend dafür scheint die Einrichtung des bairischen Herzogtumes durch die fränkischen Könige gewesen zu sein.
Wie lebten sie ?
Heute ist ein sehr viel differenzierterer Blick auf die Lebenswelt der Baiuvaren möglich als noch vor 20 Jahren. Eiskernbohrungen in den Polargebieten erlauben eine Rekonstruktion des Klimageschehens. Das 5. – 7. Jahrhundert war ein Klima-Pessimum, dem man wesentlich schlechter entgegentreten konnte als heute. Auch den Auswirkungen einer Naturkatastrophe wie einem gewaltigen Vulkanausbruch im Jahr 536 oder verheerenden Pest-Epidemien standen die Baiuvaren hilflos gegenüber. Über Pollenanalysen können die Umwelt und die angebauten Pflanzen rekonstruiert werden. Besonders überraschend sind die für heutige Augen exotisch wirkenden Häuser der Baiuvaren und die hohe Mobilität der Siedlungen und Bauernhöfe.
Was glaubten sie ?
Aus archäologischen Funden auf die religiösen Vorstellungen von Menschen der Vergangenheit zurückzuschließen, ist natürlich sehr schwierig. Dennoch lassen sich auch hier Aussagen treffen. Der größte Teil der Bevölkerung hing bereits dem christlichen Glauben an, auch wenn die Ausübung des Glaubens nicht immer kanonisch verlief.
Der Vortrag findet in den Ausstellungsräumen, Werkstraße 7, Ergolding statt. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.