Fotos (W. Götz): Frauen-Powertrio der SPD: Ruth Müller für Niederbayern, Natascha Kohnen für Bayern und Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg Vorpommern (von links).
Landshut – gw (20.09.2018) Die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommers, Manuela Schwesig, war zusammen mit der SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen auf Einladung von MdL Ruth Müller zu Gast im Achdorfer Bürgersaal. Neben ganz privaten Einblicken in das Leben der Politikerinnen gab es auch klare und handfeste Positionierungen. Speziell zum Rechtsextremismus und zu bezahlbaren Wohnungen.
Natascha Kohnen (Baujahr 1967) wurde in ihrer Jugend während der Auseinandersetzungen um die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf (WAA) nachhaltig politisch geprägt. Sie erinnert sich noch heute, wie Polizisten CS-Gas auf friedlich demonstrierende Bürger einsetzten oder Berliner Polizeieinheiten mit Holzknüppeln wahllos auf Menschenmengen einschlugen.
Natasche Kohnen wurde durch den WAA-Widerstand in Wackersdorf politisch geprägt.
Zur gleichen Zeit fand auch der Mikrozensus (Volkszählung) gegen den Willen der Bevölkerung statt. Kohnen hatte ihre eigen Meinung dazu: „Nur Schafe lassen sich zählen“, schrieb sie auf den Zettel und handelte sich eine Strafe über 1.200 DM ein, weil sie das V,i.S.d.P. Darunter vergaß.
Die studierte Diplombiologin beschäftigte sich mit Schwebebakterien und später intensiv mit der Photosynthese, die Grundlage allen Lebens. Es faszinierte sie, „wie die Natur Energie gewinnt, ohne sich selbst kaputt zu machen“.
Knapp 200 Gäste kamen am Sonntag um 16 Uhr in den Altdorfer Bürgersaal, um Politik hautnah zu erleben.
Die heutige Ministerpräsidentin von Mecklenburg Vorpommern, Manuela Schwesig, wuchs in der damaligen DDR auf. Sie war 16 als die Wende kam, zu einem Zeitpunkt, als dort eine Massenarbeitslosigkeit von 25 Prozent herrschte. Ihr Beruf als Steuerfahnderin kommt ihr heute in der Politik sehr zu gegen, da sie sich mit Finanzen auskennt.
In der Politik geht es ihr vor allem um Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, beim Einkommen, bei der Rente, bei der Schulausbildung und im Beruf.
Den Vorschlag von Manuela Kohnen in Bayern die Gebühren für Kindergärten anzuschaffen, steht sie positiv gegenüber. In ihrem Bundesland hat sie die Gebühren bereits stark gesenkt. Für sie ist es ein Unding, dass in München ein Kita-Platz is zu 800 Euro kostet.
Ruth Müller (links) und Natascha Kohnen im Gespräch über privates und politisches.
Kohnen, die sich ebenso für einen kostenlosen ÖPNV in der Zukunft stark macht, möchte zunächst stark verbilligte Senioren- oder Sozialtickets einführen. Schwesig hat in Mecklenburg-Vorpommern bereits einen wichtigen ÖPNV-Schritt für den ländlichen Raum umgesetzt. Anstatt Linienbusse fahren dort Rufbusse zum gleichen Preis.
Als völlig abwegig hält Natascha Kohnen ein bayerisches Raumfahrtprogramm. Viel mehr müssen bei der Polizei Überstunden abgebaut und mehr Personal eingestellt werden. Es kann nicht sein, dass jede zehnte Dienstelle nicht besetzt sei, aber eine neue Reiterstaffe kommen soll. Zusätzlich möchte Kohnen zurück in den Sozialstaat, „weil der Markt regelt es nicht selbst, der Markt regelt nur die Rendite“.
Manuela Schwesig ging auf klare Distanz zur AfD.
Im Nordosten der Bundesrepublik erlebt Manuela Schwesig, dass der Ton immer rauer wird. „Die AfD säht Unzufriedenheit und erntet aus der Unzufriedenheit Stimmen“. Auch warf sie der radikalen und rechten AfD intern mafiöse Strukturen vor. Nach den Chemnitzer Vorfällen nutzt die AfD die Stimmungslage für sich. Aber, so Schwesig: „Für mich ist es kein Trauermarsch mehr, wenn der Hitlergruß gezeigt wird. Solche Szenen dürfen wir nicht zulassen! Die Meinungsfreiheit hört auf, wenn Hass und Hetze betrieben werden.“
Bei der Anschließenden Diskussion mit Natascha Kohnen und Manuela Schweig stand das Thema des bezahlbaren Wohnens im Mittelpunkt. Hans Maier aus Adlkofen wünscht sich, dass aus Mietern wieder Eigentümer werden. Kohnen erwiderte mit harscher Kritik an der Staatsregierung, dass Bayern seit fünf Jahren keine Wohnungen mehr gebaut hat, stattdessen die Wohnungen von 65.000 Mietern verramscht hat, um eine Bank zu retten.
Der Landshuter Stadtrat Gerd Steinberger (SPD) sprach den Bürgerentscheid zur Landtagswahl an, mit der die kommunale SPD eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft erzwingen will. Und zwar gegen den Willen der CSU, der Landshuter Mitte, der BayernPartei, der ödp und den neoliberalen Bürgermeister. „Daher ist die SPD die einzig wählbare Partei in Bayern und nicht die Grünen, die schon die Reizwäsche für eine CSU-Koallition angezogen haben“, so Steinberger weiter.
Der Landshuter Stadtrat Gerd Steinberger warb für das Bürgerbegehren "Pro städtische Wohnbaugesellschaft".
Manuela Schwesig sprach Steinberger die besten Wünsche für ein erfolgreiches Bürgerbegehren aus: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel, damit das Dach über dem Kopf nicht mehr dem Markt überlassen bleibt und wir dürfen unser Land nicht mehr an ausländische Investoren verkaufen.“
Bezahlbares Wohnen, kostenfreie Kitas anstatt Familiengeld und das bedingungslose Grundeinkommen, das sind die Themen, mit denen die SPD punkten kann, so Manuela Schwesig zum Abschluss der knapp zweistündigen Veranstaltung.
Unter den zahlreichen Gästen waren unter anderem: SPD-Kreistags-Fraktionssprecher Sebastian Hutzenthaler, die Altdorfer Bürgermeister Helmut Maier und Georg Wild, die stellvertretende Landrätin Christel Engelhard, die Landshuter SPD-Vorsitzende Patricia Steinberger und Fraktionschefin Anja König, SPD-Ortsvorsitzenden Hans Wagner, Landtagskandidat Harald Unfried und noch viele mehr.
Beim Eintrag ins Goldene Buch der Marktgemeinde Altdorf v. li. n. re.: Helmut Maier (1. Bgm. Altdorf), Georg Wild (2. Bgm. Altdorf), Ruth Müller (MdL), Manuela Schwesig (Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommern), Natascha Kohnen (Landesvorsitzende Bayern SPD), Sebastian Hutzenthaler (Fraktionsvorsitzender SPD KT Fraktion), Christine Erbinger (Gemeinderätin Hohenthann), Gerd Steinberger (Stadtrat Landshut), Christel Engelhard (stv. Landrätin), Hans Seidl (Gemeinderat Altdorf), Hans Wagner (SPD - OV Vorsitzender Altdorf)