Hochrangige Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft vollzogen die offizielle Eröffnung und durchschnitten in bester Laune ein rotes Band.
Landshut/Dingolfing (10.04.2016) - Der Wissenschaftsstandort Ostbayern ist um eine große Forschungseinrichtung reicher. Am Freitag (8.04.) wurde das Technologiezentrum Produktions- und Logistiksysteme (TZ PULS) der Hochschule Landshut in der Dingolfinger Bräuhausgasse eröffnet.
Dort befassen sich vier Professoren und mehr als 20 Mitarbeiter in Kooperation mit führenden Unternehmen der Region mit den neuesten Erkenntnissen zu intelligenten Warenströmen und Lean-Management für Produktionsbetriebe.
In knapp zwei Jahren wurde das 11 Mio.-€uro-Projekt mitten im Dingolfinger Stadtgbiet, Bräugasse 3, aus dem Boden gestampft
Herzstück ist eine moderne Muster- und Lernfabrik. Zwei berufsbegleitende Masterstudiengänge sollen vor Ort etabliert werden. Bayerns Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle und Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel nahmen das TZ PULS bei der Schlüsselübergabe durch Dingolfings Bürgermeister Josef Pellkofer offiziell in Betrieb. Die Stadt Dingolfing hat den Komplex für mehr als elf Millionen Euro gebaut. Bei einem Unternehmernachmittag konnten sich Wirtschaftsvertreter über die Schwerpunkte informieren. Am Samstag folgte von 10 bis 16 Uhr ein Tag der offenen Tür für die Bevölkerung in der Region. „Dingolfing ist ein aussagekräftiges Beispiel dafür, wie der Freistaat Bayern ein flächendeckendes Netz von Wissenschaftseinrichtungen über das Land spannt“, sagte Wissenschaftsminister Spaenle. Knoten des Netzes seien neben den Hochschulen zum Beispiel zusätzliche Standorte für Lehre, extramurale Lernorte oder die Technologietransferzentren. „Das TZ Puls in Dingolfing bündelt die Stärken der Hochschule Landshut mit denen der Unternehmen aus der Region und strahlt so positiv auf den gesamten Wirtschaftsraum aus.“
„Das TZ PULS ist das erste bayerische Technologiezentrum, das ohne Anschubfinanzierung des Freistaates Bayern auskommt“, sagte Hochschulpräsident Stoffel. Zur erheblichen Investition der Stadt Dingolfing komme das Engagement von Fabrikausrüstern, die Einrichtungsgegenstände und Maschinen im Wert von rund 1,5 Millionen Euro gestiftet haben. „Hier wird deutlich, wie eng in Bayern die Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft ist. Bei uns haben Unternehmer und Forscher längst erkannt, dass sie gemeinsam am besten und schnellsten zu neuen Erkenntnissen kommen und so den Freistaat als attraktiven Standort noch weiter voranbringen können.“
Dingolfings Bürgermeister Pellkofer nannte das Technologiezentrum eine Bereicherung für seine Stadt: „Wir müssen attraktiv für die ansässige Wirtschaft sein und bleiben. Das können wir vor allem durch umfassende Bildungsangebote schaffen, wie sie hier umgesetzt werden.“
Die hochqualifizierten Arbeitskräfte, die aus dem TZ PULS hervorgehen werden, könnten ihr Wissen gewinnbringend und praxisnah an die Unternehmen weitergeben. Genau das stärke den Wirtschaftsstandort Dingolfing und ganz Niederbayern.
Strahlende Gesichter bei der Schlüsselübergabe durch Dingolfings Bürgermeister Josef Pellkofer (links) an Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel und Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (rechts). - Fotos Hochschule Landshut
„Wesentliches Erfolgsmerkmal des TZ PULS ist die heute schon starke Verankerung in einem regionalen Unternehmensnetzwerk“, sagte Stoffel. Bereits jetzt tage regelmäßig ein Fachbeirat aus hochrangigen Unternehmensvertretern der Firmen BMW Group, Dräxlmaier, ebm papst Landshut GmbH, Kühne + Nagel, Mann + Hummel, SAR Elektronic GmbH und Schaltbau GmbH. „Mit diesen starken Partnern wollen wir hier das Kompetenznetzwerk Intelligente Produktionslogistik aufbauen und damit unser Forschungsprofil auf einen sehr wichtigen Industriebereich ausrichten.“ In diesem Netzwerk sollen gerade auch Fabrikausrüster ein Forum für branchenübergreifende Zusammenarbeit bekommen. „Das gibt es in diesem Wirtschaftsbereich sonst nirgendwo“, sagte Stoffel.
Im TZ PULS wird an der wertstromorientierten Fabrikplanung, der technischen Fabriksteuerung und dem praktischen, operativen Geschäft von Produktionsbetrieben gearbeitet. „Unsere Musterfabrik ist wie ein vollwertiges mittelständisches Produktionsunternehmen aufgebaut. Das heißt mit Wareneingang und Lagertechnik, Kommissionierzone, Vorfertigung, Endmontage und Warenausgang“, erklärte Prof. Dr. Markus Schneider, wissenschaftlicher Leiter des TZ PULS. Die Lean-Fabrik, die bereits an der Hochschule Landshut im Einsatz war, sei nun in Dingolfing integriert worden. „Mit der Musterfabrik können wir Materialflüsse und Prozesse gestalten und simulieren, wie sich Veränderungen auf die Mitarbeiter und die Unternehmensergebnisse auswirken.“
Zu den Unternehmenspartnern des TZ PULS gehört auch die BMW Group. „Wir erhoffen uns davon wissenschaftlich fundierte Lösungen für konkrete betriebliche Problem- und Fragestellungen bei uns im Werk rund um die Themen Logistik und Produktion“, sagte Uwe Bald, Personalleiter des Werks Dingolfing. Auch durch die Diskussion mit den anderen beteiligten Industriepartnern, dem Austausch von Best-Practice-Beispielen und der gemeinsamen Weiterentwicklung von Ideen erwarte sich das Unternehmen wichtige Innovationsimpulse, die zu einer Stärkung der beteiligten Unternehmen und der Region führen können.
„Nicht zuletzt ist das Technologiezentrum als Qualifizierungsangebot vor Ort für unseren potenziellen Führungs- und Fachkräftenachwuchs interessant.“ Seit 2013 arbeiten die Firmen im Fachbeirat des Technologiezentrums sehr eng mit der Hochschule Landshut und der Stadt Dingolfing zusammen. Vorsitzender des Gremiums ist Herbert Stadlbauer, Regionalleiter Kontraktlogistik Kühne + Nagel Bayern. „Wir verstehen uns als Impulsgeber und wollen aktiv dazu beitragen, dass in Dingolfing ein Meilenstein zum Themenfeld Produktions- und Logistiksysteme entsteht“, sagte er. „Wir freuen uns sehr über den engen Schulterschluss zwischen Theorie, Praxis, Forschung und Bildung. Jetzt gilt es, das TZ PULS-Motto 'Gemeinsam Zukunft produzieren' mit Leben zu füllen und so die starke Innovationskraft der Wirtschaftsregion Niederbayern zu zeigen.“
Zwei berufsbegleitende Masterstudiengänge werden nun am Technologiezentrum in Dingolfing verankert. Sie behandeln laut Prof. Dr. Sven Roeren, Dekan der Fakultät für Maschinenbau der Hochschule Landshut und stellvertretender Leiter des TZ PULS, die wesentlichen Zukunftsthemen der Produktion. Zum schon länger in Landshut etablierten Studiengang „Prozessmanagement und Ressourceneffizienz“ kommt jetzt der Studiengang „Werteorientiertes Produktionsmanagement“. „Er zielt vor allem darauf ab, dass der Umgang mit Menschen in der Produktion immer wichtiger für die Zufriedenheit der Belegschaft aber auch für die gesamte Unternehmensleistung wird“, sagte Roeren. In beiden Studiengängen bringen sich auch hochrangige Industrievertreter als Lehrbeauftragte ein.