Landshut (07.10.2016) Die letzten Tage ließ das Interesse an der Briefwahl merklich nach. Bis heute, Freitag, 15 Uhr, wurden nicht mehr als 7555 Briefwahlunterlagen abgeholt. Längst nicht alle haben auch sofort ihre Stimme im Rathaus II (Luitpoldstraße) abgegeben. Bei dieser OB-Wahl gib es 54.500 Wahlberechtigte, 5.840 mehr als bei der letzten OB-Wahl 2010. Die Briefwahl nutzten 2010 auch schon 6.021 Wahlberechtigte. Die Wahlbeteiligung war 2010 mit nur 50,68 % grottenschlecht.
Das waren nur 24.712 Wählerinnen und Wähler, obwohl es vor sechs Jahren sechs OB-Kandidaten gab. Hans Rampf gewann mit 61,10 %. Bei seiner ersten Wahl (2004) erreichte er nur 50,89 %. Ein Prozent weniger und er hätte in die Stichwahl gegen Dr. Thomas Keyßner (Die Grünen) müssen. Die Wahlbeteiligung betrug 2004 noch 61,93 %. Bei der letzten OB-Wahl von Josef Deimer (1998) gingen noch 68,91 % von 44.102 Wahlberechtigten zur Wahl.
Nun ja, am Mittwochabend starteten die OB-Kandidaten der Grünen (Gruber), der SPD (Steinberger) und der FDP (Putz) noch eine gemeinsame Plakat-Aktion "Wählen gehen". Nein, direkt aufregend oder gar giftig bzw. aggressiv oder sogar beleidigend (wie vergleichsweise der US-Wahlkampf) war dieser OB-Wahlkampf nicht. Für frischen Wind sorgte vor allem der FDP-Kandidat Alexander Putz (53), der von Woche zu Woche mehr Zulauf bei seinen Versammlungen hatte und bei allen neun Podiumsdiskusssionen mit am besten abschnitt. Auch die Tatsache, dass sich bekannte Vertreter der Landshuter Mitte (F. Weimar, Dr. Aigner), der ganze Verein "Bürger für Landshut", ein JU-Vorstandsmitglied (B. Leder), ein Vorstandsmitlglied der Freien Wähler (Kirstin Sauter) und andere offen in Anzeigen für die Wahl von Alexander Putz aussprachen, hatte zur Folge, dass der FDP-Kandidat zu einem ernsthaften Kandidaten für eine Stichwahl wurde. Das hat man lange nur dem Kandidaten der Grünen, Stefan Gruber. mit 44 Jahren der jüngste Bewerber, zugetraut. - Bekanntlich gibt es eine Stichwahl nur dann, wenn am 9. Oktober keiner mehr als 50 % der Stimmen gewinnt. Nie zuvor wurde bisher eine Landshuter OB-Wahl durch eine Stichwahl entschieden.
Eine gute Figur machte im OB-Wahkampf für die SPD Patricia Steinberger (45). Sie ist jedoch wohl etwas spät in den Wahlkampf eingetreten. Titelverteidiger können sich kurze Wahlkämpfe leisten. Herausforderer, zudem wenn sie Neulinge sind, müssen sich durch einen lang hinziehenden Vorwahlkampf persönlich bekannt machen. Da sind natürlich Podiumsdiskussion für Vertreter von kleineren Parteien besondes vorteilhaft, während der Favorit der OB-Wahl, Helmut Radlmeier (50) von der CSU, die seit Jahrzehnten den Oberbürgemeister stellt, bei Podiumsdiskussionen gegen drei Angreifer fast nur verlieren kann, zumal er auch nicht mehr Redezeit hat als die Mitbewerber. Doch Radlmeier hatte wohl andererseits einen weitaus höheren Wahlkampfetat als die anderen drei Mitbewerber mitsammen. Radlmeier konnte natürlich als Vollprofi (Abgeordneter) mit Büro und professionellem Wahlkampfteam weitaus mehr PR-Wirkung erzielen. Dazu hatte er auch noch OB Hans Rampf im Rücken und konnte zudem die halbe Landesregierung (Seehofer, Söder, Herrmann, Aigner, Dr. Spaenle) einspannen.
Viele Insider gehen noch immer davon aus, dass der CSU-Kandidat schon am 9. Oktober mit knapp über 50 % die OB-Wahl gewinnt. Doch in letzter Zeit drehte sich der Wind deutlich. Plötzlich ist von einer Art Wechselstimmung die Rede. Eine Stichwahl gilt plötzlich als durchaus möglich. Doch wer hätte gegen Radlmeier im Duell am 23. Oktober die größeren Chancen? Das Lager der Grünen setzt nach wie vor auf Stefan Gruber. Er selbst glaubt auch an seine Chance bei einer Stichwahl. Andererseits hat sich Alexander Putz die letzten, drei vier Wochen so stark nach vorn geschoben, dass ihm die größeren Chancen auf eine erfolgreiche Stichwahl zugetraut werden. Sein Wahlkampfteam, innsbesondere Stadtrat Norbert Hoffman und PR-Profi Bernd Einmeier, ist gar felsenfest vo einem Sieg im Zweikampf mit Radlmeier überzeugt, weil dann die Partei keine Role mehr spielen werde.
Viele Medienvertreter rechnen ebenfalls mit einer Stichwahl. Und mittlerweile findet die OB-Wahl sogar größte Aufmerksamkeit in der überregionalen Presse. Die "Süddeutsche" berichtet heute halbseitig im Bayernteil mit einem großen Foto der Plakatwand der vier Kandidaten. Der Bericht ist überschrieben mit "Vier Ideen für drei große Fragen" und im Untertitel steht, dass "durchaus eine Chance für eine Stichwahl " besteht. /hs