Von links Sensationssieger Alexander Putz mit Gattin Sabine sowie Tochter und Sohn. Rechts Nicole Bauer, FDP-Bundestagskandidatin. - Foto Hermann Schnall
Landshut (23.10.2016 - 19.10 Uhr) Eine transparente Informationsoffensive will der heute neu gewählte Oberbürgermeister Alexander Putz (53) starten, um künftig eine höhere Wahlbeteiligung zu erreichen. Sie lag wohl nur bei 45,1 %. Der einzige offizielle Stadtrat der FDP, Norbert Hoffmman (Stadträtin Dr. Fick ist zwar FDP-Mitglied, gehört aber zur Fraktion derLM) versprach im Regionalfernsehen an der Seite von Jung-Stadtrat Maximilian Götzer eine konstruktive Kooperation im Stadtrat unter dem neuen FDP-OB. Was auch sonst? Die Richtlinien der Politik bestimmen auch fürderhin die 44 Stadträte. Doch die Tatsache, dass nach 35 Jahren OB Deimer und 12 Jahren OB Hans Rampf jetzt ein FDP-Vertreter mit deutlich 63 % zum neuen Rathauschef gewählt wurde, ist schon eine saftige Sensation.
Bei der Wahlparty im "Tiger Lilly" übergaben Putz-Fans ein Trikot: "Das Wunder von Landshut"
Der Wahl-Verlierer (37 %), Helmut Radlmeier, hat das Debakel wohl schon nach dem Ergebnis der ersten Wahl am 9. Oktober (nur 32.7 %) kommen sehen. In 14 Tagen konnte er das Ruder nicht mehr herumreissen. Recht gefasst wirkte heute auch der noch bis 31. Dezember amtierende OB Hans Rampf. Ein Teil der CSU denkt schon längst über die Zeit nach Radlmeier nach. Wer soll künftig die Partei führen, wer soll in der Fraktion das Sagen haben? Wer ist der denkbar beste Partner für den neuen OB Alexander Putz.
Bayernweit ist das Wahlergebnis natürlich ein schrilles Signal, zumal ja am 29. August sogar Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer im Krämmerzelt für Radlmeier gekämpft hat wie zuvor schon CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer und ein halbes Duzend Staatsminister.
So sehen Sieger aus; Alexander Putz und FDP-Stadtrat Norbert Hoffmann - Foto Moosbühler
In der praktischen Politik ist ja Alexander Putz noch völlig unerfahren. Er musste bisher noch nichts von alledem umsetzen, was er in seinem Wahlpogramm stehen hat, das zu über 90 Prozent deckungsgleich mit dem der CSU ist.
Ein so deutlches Ergebnis über 60 % bedeutet, dass große Wählerschichten der SPD und der Grünen wohl ebenfalls Putz gewählt haben, obwohl die Parteiführungen jeweils keine Wahlempfehlung ausgesprochen haben. Also übten sehr viele demokratischen Ungehorsam.
"Mir geht es nicht gut", erklärte vor der Fernsehkamera Stadtrat Maximilian Götzer, der einer der Fleißigsten an der Seite von Radlmeier im Wahlkampf war, ebenso wie Elke Humpeneder-Graf, Lothar Reichwein und Willi Hess.
Die Junge Union mit Ludwig Schnur an der Spitze rührte keinen Finger für CSU-Kandidat Radlmeier, auch nicht der Fraktionschef der Jungen Liste/Bürger für Landshut, Dr. Thomas Haslinger, der ja im März 2015 noch versucht hat, Radlmeier den Landshuter Parteivorsitz streitig zu machen.
Überraschend cool wirkte Wahl-Verlierer Helmut Radlmeier, der mit Gattin Sabine im großen Sitzungssaal des Rathauses war, wie auch MdB Florian Oßner und der künftige Landtagsabgeordnete (ab 1.11.) Florian Hölzl aus Pfeffenhausen."Gut gemacht Alex", so flüsterte wohl Gattin Sabine ins Ohr - Foto Hermann Schnall
Alexander Putz hatte wohl schon vor 18 Uhr ein sehr gutes Gefühl an der Seite seiner Gattin Sabine stehend. Auch seine leibliche Tochter (36), Ärztin am Klinikum umd sein Sohn, Leiter des Netto-Marktes in Altdorf, waren da. Von der Landshuter Mitte war Frakionschef Hans-Peter Summer vertreten, ebenso MdL Jutta Widmann, die womöglich heute bedauert, dass sie nicht selbst OB-Kandidatin geworden ist. Auch SPD-Fraktionschef Robert Gewies war heute im Plenarsaal an der Seite seiner Gattin Gabi als Zeugen der historischen Wahl. Eine OB-Kandidatur kann MdL Widmann ja schon 2020 nachholen, wenn Putz schon wieder eine OB-Wahl arrangieren will, um diese Wahl mit der Stadtratswhal zusammenzuführen.
Jetzt wird Alexander Putz am Montag, 13 Uhr, im "Paolo" (Ainmillerpassage) seine angekündigte Pressekonferenz als designierter OB halten können.
Womöglich verrät er uns schon die eine oder andere Personalie. Wer wird sein Persönlicher Referent? Wer soll künftig die Öffentlichkeitsarbeit im Rathaus machen? Einer steht dafür nicht zur Verfügung: der höchst erfolgreiche Wahlkampfmanager Bernd Einmeier, dem so gut wie alle den Job eines Referenten im direkten Umfeld von OB Putz zutrauen würden.
Alexander Putz muß ab 1. Januar rasch liefern. Er hat die Messlatte für sich sehr hoch gehängt. Schon nach 3 Jahren und 4 Monaten soll seine Handschrift klar ersichtlich sein in der praktischen Rathauspolitik. Doch die sehr knappen Finanzen der Stadt werden ihm deutliche Grenzen setzen.
Der große Plenarsaal de Rathauses war übervoll. Hier die Situation wenige Minuten ehe die ersten Teilergebnisse ab 18.08 Uhr eintrafen. Dann brach im Minutentakt Jubel im Putz-Lager aus. - Ein rabenschwarzer Tag für die Landshuter CSU, auf Jahre nicht korrgierbar. - Foto Hermann Schnall
MdL Jutta Widmann im Gespräch mit Landrat Peter Dreier, der auch in den Plenarsaal kam und Wahl-Gewinner Alexander Putz gratulierte sowie den Willen für eine gute Zusammenarbeit zum Ausdruck brachte. - Fotos Moosbühler
Und da ist eben noch der alles entscheidende 44-köpfige Stadtrat. Der Umgang mit diesem vielschichtigen Gremium ist für Putz wohl die größte Herausforderung. Bisher ist er mit zwei Partnern zusammen ja "nur" der Leiter eines kleineren Planungsbüros mit 18 Mitarbeitern. Jetzt wird der gebürtige Österreicher der Chef von über 1.200 städtischen Mitarbeitern. Dazu kommen noch die Verantwortung für das Klinikum und die Stadtwerke. Ein ganz breit gefächertes Aufgabengebiet. Da reichen zehn Stunden am Tag nicht.
Und was macht Helmut Radlmeier? Alles weiter wie bisher oder stellt er sofort seinen Parteivorsitz zur Vefügung, um sich ganz auf das Landtagsmandat zu konzentrieren. Denn Abgordneter ist er mit Leib und Seele mindestens noch bis Herbst 2018, bis ein neuer Landtag gewählt wird. Ob ihn die CSU nochmals als Kandidat in die Landtagswahl 2018 schickt, muß abgewartet werden. Da gibt es sicherlich (junge) Mitbewerber, ehrgeizige Konkurrenten und diese werden sich bald mit konkreten Vorschlägen für diverse lolale Partei-Organisationsreformen - auch mit dem Ziel der Wiedervereinigung mit der Landshuter Mitte - zu Wort melden. /hs