Landshut (29.11.2017) Die Stadtbücherei Landshut lädt am Sonntag, 10. Dezember, um 11 Uhr, zur diesjährig letzten Matinee von „Mitten ins Herz“ ins Lesecafé der Stadtbücherei im Salzstadel ein. Der Schauspieler und Regisseur Heinz Oliver Karbus und der Musiker Martin Kubetz sind seit vielen Jahren ein eingespieltes Team mit großer Fan-Gemeinde. Auf dem Programm steht an diesem vorweihnachtlichen Sonntagvormittag einer der meistgelesenen und einflussreichsten deutschen Schriftsteller des 20sten Jahrhunderts: Heinrich Böll.
Ein letztes Mal „Mitten ins Herz“ in diesem Jahr mit dem Schauspieler und Regisseur Heinz Oliver Karbus (rechts) und dem Musiker Martin Kubetz (links): Auf dem Programm steht an diesem vorweihnachtlichen Sonntagvormittag, 10. Dezember, der Schriftsteller Heinrich Böll.
Heinz Oliver Karbus liest Texte und Gedichte Bölls, dieses „kritischen Geistes“, der sich verantwortlich fühlte, sich politisch engagierte und sich nicht nur in seinen Werken für Frieden, Freiheit und Menschenwürde einsetzte. Martin Kubetz steuert mit seinen Eigenkompositionen die passende Musik zur Lesung bei.
Heinrich Böll wurde am 21.Dezember 1917 in Köln geboren. Nach dem Abitur 1937 begann er eine Buchhändlerlehre, die er ein Jahr später abbrach. In jener Zeit schrieb er schon erste Gedichte. Nach Ableistung des Reichsarbeitsdienstes studierte er an der Universität Köln Germanistik und klassische Philologie, wurde jedoch noch im gleichen Jahr zur Wehrmacht einberufen und war während des Krieges sechs Jahre lang Soldat. Der Kriegsdienst führte ihn nach Polen, Frankreich, in die Sowjetunion und nach Ungarn. Er wurde mehrfach verwundet. 1943 heiratete er die Lehrerin Annemarie Cech. Aus der Ehe mit ihr gingen vier Söhne hervor, von denen der Älteste gleich nach der Geburt starb.
Nach dem Krieg und kurzer Kriegsgefangenschaft durch die Amerikaner nahm Böll sein Studium wieder auf. In dieser Zeit begann auch seine schriftstellerische Tätigkeit. Er schrieb vor allem Kurzgeschichten und Erzählungen. Viele dieser Geschichten handeln von Außenseitern, die den Krieg nicht vergessen können, während die Konformisten um sie herum nicht daran erinnert werden wollen und das „Wirtschaftswunder“ feiern. Damit wurde er zu einem der wichtigsten Vertreter der deutschen Nachkriegs- und Trümmerliteratur. 1951 erschien sein Antikriegsroman „Wo warst du Adam“. Im gleichen Jahr wurde er von der „Gruppe 47“ ausgezeichnet. In der Folge veröffentlichte er fast jedes Jahr ein Buch: unter anderem „Und sagte kein einziges Wort“ (1953), „Haus ohne Hüter“ (1954), „Das Brot der frühen Jahre“ (1955), „Billard um halb zehn“ (1959).
Von 1971 bis 1974 war er Präsident des „Internationalen P.E.N.-Clubs“. 1972 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Dass er sich im gleichen Jahr für eine sachliche Berichterstattung über die RAF und Ulrike Meinhof einsetzte, nahmen ihm viele Bundesbürger übel. Er wurde als Sympathisant der Terroristen verunglimpft und sein Haus wurde durchsucht. Als Antwort darauf erschienen die Bücher „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ und Berichte zur Gesinnungslage der Nation, in denen sich Böll kritisch mit den politischen Problemen seiner Heimat auseinandersetzte. 1974 nahm er den aus der UdSSR ausgebürgerten Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn bei sich auf. Auch Lew Kopelew war später für längere Zeit Gast in seinem Hause.
Böll galt als vehementer Kritiker des politischen und kirchlichen Establishments. Seine öffentlichen Auftritte bei Kundgebungen und Demonstrationen für Frieden und Abrüstung sind ebenso im Gedächtnis geblieben wie sein literarisches Werk.
Heinrich Böll starb nach langer Krankheit am 16. Juli 1985 in Langenbroich.
Ein Schriftsteller, der sich für den Frieden stark macht. Am 21. Dezember würde Heinrich Böll 100 Jahre alt – veraltet ist er nicht. Seine Texte rütteln auf, berühren und treffen „mitten ins Herz“.
Karten für 7 Euro sind im Vorverkauf in der Stadtbücherei im Salzstadel erhältlich. Reservierungen sind möglich unter Telefon 0871-22787.tel:087122787
Noch eine gute Nachricht zum Schluss: Im nächsten Jahr geht’s weiter mit „Mitten ins Herz“.
27.11.2017