Landshut - pm (02.0Zu zwei Veranstaltungen „Häusererzählen“ lädt Quartiersmanagerin Ele Schöfthaler auch in diesem Jahr wieder in den Stadtteil Nikola ein: Am Freitag, 26., und Samstag, 27. Juli, geht es ab 18 Uhr vom neuen ZAK-Zentrum an der Seligenthaler Straße 22 aus zu drei historischen Stationen. In diesem Jahr geht es in allen drei Theater-Stationen um die Nachkriegszeit: Nikola im Jahr 1947 – die einen haben gehungert, die anderen haben mit ein paar Schachteln Zigaretten eine Hochzeitsfeier finanziert.
Und die Karlswirtin wollte ihre Gaststube endlich wieder aufmachen und nicht nur Bier für den Hausgebrauch verkaufen. Mit zwei Freundinnen (Sabine Krebs und Eva Hoffmann) wartet die Karlswirtin (Stefanie Horinek) in der Gaststube in der Wagnergasse auf die Gäste der diesjährigen historischen Theaterführung.
Sie tauschen Rezepte aus, erklären, wie man Brennesselspinat auch für Kinder zubereiten kann, und plaudern über die Hochzeiten des Jahres: über die von Wernher von Braun mit seiner 18-jährigen Cousine hier in Landshut und die von Prinzessin Elisabeth mit ihrem griechischem Prinzen in London. Für Geld gibt es nichts zu kaufen. Wer nichts zu tauschen hat, ist arm dran in dieser Zeit. Ihren schönen Frühjahrsmantel hat eine Metzgersfrau (Emma Kellner) gegen einen Anzug für den 25-jährigen Sohn eingetauscht – sie träumt davon, dass der Sohn bald heiratet und sie Enkelkinder bekommt. Zupacken soll sie schon können, die künftige Schwiegertochter, findet die Metzgersfrau. Und am besten aus Landshut oder der näheren Umgebung stammen, damit sie mit den Kunden gut umgehen kann. Die hübsche 19-jährige Dorle Cremmer wäre vielleicht eine gute Partie – der Vater ist Steuerberater mit einer Villa im Stadtteil. Wenn die sich nur nicht so viel mit ihren armen Freundinnen auf der Straße herumtreiben würde. Und dann gehen die noch mitten am Nachmittag zum Schwimmen in den Hammerbach.
Dorle Cremmer (Joanna Kalcheva) ihrerseits schwärmt von den Freundinnen, mit denen es ihr nie langweilig wird. „Dass die arm sind, dafür können die ja nichts“, so findet sie. Für das Heiraten jedenfalls fühlt sie sich noch zu jung – und wenn schon, dann will sie lieber einen Automechaniker als einen Metzger heiraten, und später mal Sturm heißen und nicht Schneider. Weil die Mutter bestimmt schimpft, wenn sie nach dem Schwimmen mit nassen Haaren nachhause kommt, wartet Dorle mit den Freundinnen am Hammerbach, bis alles wieder trocken ist – sie hat dann Zeit, mit den Theatergästen über ihre Lebensträume zu sprechen. Am liebsten würde sie ja Tierpflegerin werden. Vielleicht aber auch Keramikerin oder Malerin? Als Malerin würde sie nur schöne Bilder malen wollen – farbenfrohe Bilder von der farbenfrohen Stadt.
Für düstere Bilder hat sie nichts übrig. Dafür hat sie mit ihren 19 Jahren schon viel zu viel Schlimmes gesehen. Erst der Krieg und nun der Neid und die Missgunst zwischen den Menschen. Und überall diese doppelte Moral.
In der Zeitung warnen sie vor Tauschgeschäften – und bringen doch fast ausschließlich Anzeigen, die Tauschgeschäfte anbieten: Der Damenmantel gegen den Herrenanzug. Die Uhr gegen den Fotoapparat. Und alte Orden gegen Kinderbetten. Alle „Zeitzeugen“ kennen das Tauschgeschäft. Ohne Führerschein fahren die Freundinnen der Karlswirtin (Eva Hoffmann und Sabine Krebs) mit dem Motorrad übers Land, um bei Bauern Stoffe gegen Speck und Kartoffeln zu tauschen. Bei Bedarf nähen sie auch für die Bauern.
Start- und Schlusspunkt der Führungen ist in diesem Jahr das neue Quartiersbüro im neuen ZAK-Zentrum in den ehemaligen Galerieräumen. Um für die Theater-Führungen planen zu können, ist für „Häusererzählen“ eine Voranmeldung nötig – am sichersten per Mail, man bekommt dann dafür auch gleich die Bestätigung für den persönlichen Wunschtermin (Freitag oder Samstag): Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Anmeldungen sind auch persönlich möglich, immer montags und donnerstags von 9 bis 11 und 15 bis 18 Uhr im Quartiersbüro an der Seligenthaler Straße 22, Telefon 96549100. Für die Theater-Führungen wird um einen Unkostenbeitrag von 5 Euro gebeten.
Im Bild Am Freitag, 26., und Samstag, 27. Juli, lädt Quartiersmanagerin Ele Schöfthaler wieder zu „Häusererzählen“ ein. Im vergangenen Jahr haben sich Lidia Fischer und Kerstin Riedl (im Bild) in historischen Kostümen um Aufnahme im Kloster Seligenthal bemüht – in diesem Jahr schwimmen sie mit Dorle Cremmer im Hammerbach.
Foto Stadt Landshut