Drei Wochen voller intensiver Eindrücke sind wie im Flug vergangen für die sibirischen Studentinnen Maria Danilina, Maria Kapkanshscjikova und Anastasia Legkova von der sibirischen Verwaltungsakademie SibAGS. Alle drei studieren dort und waren vom Freundeskreis Landshut-Nowosibirsk eingeladen, um in den Gemeinden Adlkofen, Baierbach und Furth zu hospitieren. Ziel ist es, zum einen die deutsche Sprache zu verbessern und andererseits die Verwaltung in der Gemeinde-Praxis zu erleben. "Mit Euch drei können wir ein Jubiläum feiern, denn in diesem Jahr konnten wir die 50. Studentin bei uns begrüßen", so Helmut Wimmer in seiner Rede beim Abschiedsabend.
Im Bild oben: Beim Abschiedsabend gab es vom Freundeskreis Landshut - Novosibirsk Blumen für die Gastfamilien (von links) Simon (Adlkofen); Horsche (Furth) und Mitosch (Baierbach).
Wimmer dankte bei dieser Gelegenheit den Bürgermeistern mit ihren Verwaltungen, die seit über zehn Jahren immer ihre Rathaustüren öffnen, um den jungen Studenten diese Erfahrung zu ermöglichen. Sein besonderer Dank galt jedoch den Gastfamilien, die sich bereit erklären, einen fremden Menschen für drei Wochen Heimat zu geben. Die gute Zusammenarbeit in den drei Wochen mit dem Landratsamt, der Regierung, der Fachhochschule und vielen anderen Institutionen habe gezeigt, welch großen Stellenwert die Partnerschaft in der Region genieße, So der Vorsitzende. Wimmer stelle die Entstehungsgeschichte der Partnerschaft vor, die vor über 20 Jahren begründet wurde. Der Freundeskreis trage wesentlich dazu bei, die Partnerschaft durch Begegnungen mit Leben zu erfüllen.
Ein umfangreiches Programm hatte der Freundeskreis für die jungen Studentinnen zusammengestellt: Ein Besuch an der Regierung, ein Tag in den Verwaltungen des Landratsamts, Besuche bei Radio Trausnitz und der Landshuter Zeitung sowie eine der letzten Führungen im Kernkraftwerk standen auf dem Programm.
Die größte Überraschung erlebten die jungen Mädchen aber an der Landshuter Fachhochschule – Professor Dr. Artem Ivanov begrüßte sie in fließendem Russisch. Im Bild v. links Bernhard Oster- korn (Leiter Sprachzentrum); Maria Kapkanshscjikova; Anastasia Legkova; Maria Danilina; Prof. Dr. Artem Iva- nov (Elektrotechnik und Wirt- schaftsingenieurwesen); Ma- ximilian Sailer (im Vorstand Freundeskreis)
Vielleicht haben die drei Studentinnen aus Nowosibirsk ohne es zu wissen, den Quantensprung an Vernetzung und Internationalisierung an der Hochschule Landshut benannt. Sie besuchten Vorlesungen an der Fachhochschule und ließen sich von Prof. Dr. Ivanov, Ursula Bücherl und Studentinnen des Sprachenzentrums betreuen, durch den Laborbereich führen, die Bibliothek vorführen und die Kreationen der Mensa schmecken. Bernhard Osterkorn als Leiter des Sprachenzentrums stellte das umfangreiche Angebot vor. Die Vielzahl angebotener Sprachen überraschte sie ebenso, wie die Tatsache, dass ungefähr 3 Prozent der über 4 000 Studenten Russisch sprechen. Dass die Ausstattung der Hörsäle beeindruckten, die zusätzlichen Angebote für die Studierenden überraschten und schließlich die Bedingungen in den Studentenwohnheimen von großem Interesse waren, ist wohl verständlich. In russischen Studentenwohnheimen gibt es beispielsweise nur Schlafsäle, strenge Zeitpläne und so gut wie überhaupt keine Spielräume für persönliche Treffen und Unternehmungen. Von so viel Freiheit in der persönlichen Lebensgestaltung können russische Studenten nur träumen.
"Auslandserfahrungen bieten jungen Menschen die Gelegenheit, den Blick über den Tellerrand zu werfen", so Bürgermeister Josef Scharf in seiner Rede. Die Politik biete ein interessantes und großes Erfahrungsfeld, in dem man viel gestalten und bewegen kann. Er hoffe, dass sie viele bleibende Eindrücke mit nach Hause nehmen könnten und so auch ein Fundament für die gute Zusammenarbeit der Völker untereinander geschaffen werde.
Maria Kapkanshscjikova war gemeinsam mit ihren Gasteltern Anneliese und Gottfried Mitosch aus Baierbach auch einige Tage in Österreich unterwegs. Auch für sie war es, wie für die beiden anderen Studentinnen der erste Auslandsaufenthalt. Berührungsängste gab es dennoch nicht - Maria probierte viele bayerische Spezialitäten aus, erläuterte Anneliese Mitosch: Dampfnudeln, Leberkäse und Weißwürste standen auf dem Speiseplan. "Und alles hat geschmeckt", war Maria beeindruckt von der bayerischen Küche.
"Ich bin auch beeindruckt von der großen Gastfreundschaft der Menschen hier", so Maria Danilina. Sie war in der Gemeinde Adlkofen bei August und Marlies Simon untergebracht. "Für uns war sie wie eine eigene Tochter", stellt August Simon Maria ein hervorragendes Zeugnis aus. Gemeinsam habe man in München eine Stadtrundfahrt gemacht und einen Ausflug in den bayerischen Wald, wo sie die Glasbläser erleben durfte. Und dass sie in Bodenkirchen einen echten Minister - den bayerischen Umweltminister Dr. Marcel Huber - kennen lernen durfte, wird sie bestimmt lange im Gedächtnis behalten. Die Arbeit in der Gemeinde war sehr interessant, dass es eine Hunde- und Kirchensteuer gibt, konnte sie erst gar nicht glauben. Sie hat sich vorgenommen, in ihrem Heimatland ein Praktikum in einer sibirischen kommunalen Verwaltung zu absolvieren, um ihre Erfahrungen aus Bayern zu transportieren.
Gleich drei Bürgermeister hatte Anastasia Legkova um sich, die in der Verwaltungsgemeinschaft Furth hospitierte. Alfons Satzl aus Obersüßbach, Sebastian Satzl aus Weihmichl und Dieter Gewies aus der Gemeinde Furth, aus der auch ihre Gasteltern Angela und Andreas Horsche stammen. Anastasia war von der Gastfreundschaft der Menschen beeindruckt und hat bei ihren Besuchen an der Fachhochschule, an der Grundschule und am Gymnasium festgestellt, dass überall eine sehr freundliche Atmosphäre herrscht, in der das Miteinander im Vordergrund steht. „Ich habe nicht gedacht, dass die
Deutschen sooo nett sind", stellte sie fest. Sie hat sich vorgenommen, die deutsche Pünktlichkeit, die sie hier kennen gelernt hat, mit nach Sibirien zu nehmen. Und so reisen die drei Studentinnen im Alter von 20 und 21 Jahren nun voller Eindrücke zurück in das 6.500 Kilometer entfernte Nowosibirsk, wo die Temperaturen schon im zweistelligen Minusbereich liegen und werden die Wärme, die sie in den zwischenmenschlichen Begegnungen erlebt haben, bestimmt nicht vergessen.