Die Landshuter CSU ist plötzlich in einer komfortablen Situation. Sie könnte sogar zwei OB-Kandidaten, wenn nicht sogar drei, wenn man die Kandidatin der Landshuter Mitte, Prof. Goderbauer-Marchner (ebenfalls CSU-Miltglied) noch dazu rechnet, um die Nachfolge von Oberbürgermeister Hans Rampf schicken. Denn jetzt ist eine schriftliche Bewerbung als OB-Kandidat der CSU bekannt geworden. Lothar Reichwein (57), seit 2008 Stadtrat, erst im Januar von den Freien Wählern zur CSU gewechselt, hatte sich als OB-Kandidat angeboten.
Hauptgrund: Sein Spezi Helmut Radlmeier (49) könnte im Bayerischen Landtag weiterhin für Landshut tätig bleiben. Und Reichwein ließ im gleichen Schreiben durchblicken, dass er schon seinen Wechsel zur CSU unter der Option OB-Kandidat gesehen habe.
In der Tat hat Reichwein gleich nach der Stadtratswahl 2014 erklärt, dass er sich eine OB-Kandidatur für 2016 vorstellen könne. Da war er noch FW-Mitlgied und FW-Stadtrat. Das hat damals nicht nur MdL Jutta Widmann stutzig gemacht, der ja stets die gößten Aussichten als OB-Kandidatin attestiert wurden, wenn sie nur wollte.
Lothar Reichwein ist nicht Mitglied im CSU-Vorstand, er ist kein Stadtteilvorsitzender und kein Arbeitskreisleiter. Frührer organisierte er - noch bei den Freien Wählern - erfolgreich im "Augustiner" eigene Veranstaltungen zu aktuellen stadtpolitischen Themen.
Im Frühjahr und Sommer fiel des öfteren sein Name als potentieller OB-Kandidat der CSU, ähnlich wie die Namen von Ludwig Zellner (60), Rudolf Schnur (56) oder Anke Humpeneder-Graf (51). Thomas Haslinger (29) hat ja schon vor einem Jahr schrlftlich eine Verzichterklärung für die OB-Wahl 2016 abgegeben.
Aus Landshut zuletzt im Landtag: Ingeborg Pongratz
Die Landhshuter CSU hatte zuletzt mit Ingeborg Pongratz eine Vertreterin im Landtag. Sie kam zweimal über die Liste ins Parlament, zuletzt 2003. Das Direktmandat hatte all die Jahre vor 2013 der Landkreis, zuletzt Gertraud Goderbauer (Ergolding) und vor ihr Josef Eppeneder (Vilsbiburg). Das Bundestagsmandat war dagegen Jahrzehnte lang in städtischer Hand, zuletzt mit Dr. Wolfgang Götzer. Jetzt hat dieses an sich wichtigere Mandat der Veldener Florian Oßner (32).
Auch das Bezirkstagsmandat, über Jahrzehnte von Manfred Hölzlein (war sogar Bezirsktagspräsident) besetzt, hat jetzt mit Martina Hammerl eine Ergoldingerin. Was überregionale Mandate angeht, sind sogar die Grünen besser dran als die CSU. Sie stellen mit Dr. Thomas Gambke einen namhaften Bundestagsabgeordneten und mit Markus Scheuermann einen enggierten Bezirksrat. Zudem haben die Grünen mit Sigi Hagl die Landesvorsitzende in ihren Reihen und obendrein mit der gebürtigen Landshuterin Margarete Bause (Abitur 1978 im Leinberger-Gymnasium) auch noch die Fraktionsvorsitzende im Landtag. Bause will angeblich 2017 für den Bundestag kandidieren.
Helmut Radlmeier wollte nie für den Bundestag kandidieren, sondern für den Landtag. daher bot er für die Wahlen 2013 der Landkreis-CSU den Wechsel der Direktmandate an. Und Radlmeier gab im Wahlkampf und danach das Vesprechen ab, volle fünf Jahre das Mandat im Landtag auszuüben. Daran erinnert natürlich auch Lothar Reichwein. Es sei für eine so große Stadt wie Landshut einfach nicht hinnehmbar, auf eine eigene Vetretung im Landtag zu verzichten. Freilich hätte Landshut mit Jutta Widmann (54) noch eine Landshuter Stadträtin im Landtag, doch sie ist schon seit über sieben Jahren einfach nicht effizient. Zuletzt wurde ihr vergebliches Bemühen um ein Beschussamt bekannt. Das war's auch schon. Wenn es um die Freien Wähler im Landtag geht, so denkt jeder fast auschließlich an den nimmermüden Hubert Aiwanger (44) aus Rottenburg, nebenbei auch noch Stadtrat und Kreisrat.
Zurück zu Lothar Reichwein. Er hat womöglich seine Ambitionen in Richtung Rathaus-Chefsessel zu spät ernsthaft formuilert. Womöglich hätte er auch offensiver im Stadtratsplenum und in den Ausschüssen auftreten müssen. Mit eigenen Veranstaltungen hätte er stadtpoltsche Zielsetzungen präsentieren können. Die erfolgreiche Organisation der Bismarckplatzfeste war da nicht ausreichend genug.
Warum nicht Radlmeiers Nachfolger 2018 im Landtag?
Doch Lothar Reichwein kann sich jetzt als tüchtiger Mitorganisator in Radlmeiers OB-Wahlkampfteam für die Kandidatur zum Landtag profilieren. Dieses Mandat ist ihm vielleicht sogar eher auf den Leib geschrieben und kaum schlechter besoldet (gut 10.000 Euro, davon 3400 steuerfrei) als die Position eines Rathauschefs. Er hätte Büros in München und in Landshut sowie eigene vom Steuerzahler bezahlte Mitarbeiter/innen, freie Fahrt mit der Bundesbahn (1. Klasse) und sonstige Vergünstigungen. Zudem dürfte Lothar Reichwein als Abgeordneter nebenher Tätigkeiten aller Art annehmen, was einem Oberbürgermeister strikt untersagt ist. /hs