Landshut. Fast zwei Stunden lang disku- tierten die Mitglieder des Sozialaus- schusses am Montagnachmittag (29.10.) unter der Leitung von Bürgermeister Gerd Steinberger über die Erstellung eines Armutsberichts für die Stadt Landshut.
Einen 80 Seiten langen ersten Entwurf stellte Professor Dr. Hubert Beste mit seinen beiden wissenschaftlichen Mitarbeitern, Anja Wiest und Dimitrios Zagoudos von der Landshuter Hochschule im Neuen Plenarsaal des Rathauses vor. Eine endgültige Fassung des ersten Landshuter Armutsberichts soll (endlich) im Frühjahr (dann 500 Seiten lang) vorgestellt werden.
Doch der Vorentwurf fand bei einem Teil der Ausschußmitglieder nicht nur Zustimmung. Die grüne Fraktionschefin Sigi Hagl zeigte sich offen enttäuscht. Schließlich habe man jezt zwei Jahre auf den Armutsbericht gewartet. Sie wertete den Vorentwurf eine "reine Sammlung bereits bekannter Daten". Stadtrat Klaus Pauli verließ schon nach einer halben Stunde kopfschüttelnd den Sitzungssaal. Auch SPD-Stadträtin Maria Haucke meinte lapidar: "Da steht nichts Neues drin, was wir nicht schon vom Arbeitsamt her kennen." Neu-Stadtrat Willi Hess (CSU), der in der Seniorenarbeit engagiert ist, fragte konkret nach der Prävention gegen Altersarmut.. Auch Stadträtin Susanne Fischer (Die Grünen) nannte den Vorentwurf "zu dünn". Anders Stadtrat Lothar Reichwein von den Freien Wählern. Er fand die Aussführungen "interessant und aufschlußreich". CSU-Stadtrat Hans Peter Summer wandte sich direkt an die Kritikerin Hagl. Sie sei wohl deshalb gegen den Bericht, "weil dort Landshut nicht in Armut versinke". Andererseits warnte Summer davor, die Einrichtung der "Landshuter Tafel" in Frage zu stellen.
Auch Bürgermeister Gerd Steinberger wertete den Vorentwurf des Armutsberichts durchaus positiv und nicht zuletzt eine Art Handlungsanleitung an die Politik. - Im Bericht steht, dass Landshut vergleichsweise eine recht reiche Stadt sei. Während bundesweit 14,5 Prozent der Bevölkerung als arm gelten, sind es in der Region Landshut nur 10,2 Prozent. Arm sei, dessen Einkommen 60 Prozent unter dem Durchschnittsverdienst liege, also bei weniger als 940 Euro netto. In Landshut Stadt sind nur 4,8 Prozent arbeitslos. Das sind aber immerhin noch ca 1.700 Personen. Vor sechs Jahren (2006) waren in Landshut noch 2738 Männer und Frauen ohne Job. In Landshut gäbe es Problemgebiete wie die Porschestraße und soziale Problemgruppen wie alleinerziehende Mütter, Mini-Jobber, Geringverdiener und ältere langfristig Arbeitslose. Seit 2005 habe sich auch die Zahl der Wohngeldempfanger in der Stadt von 692 auf 1168 erhöht. Das sei nicht zuletzt der Beweis dafür, dass in Landshut bezahlbare Wohnungen fehlen. Deshalb würden die Einkommensschwachen aus der Stadt gedrängt. Ein Thema, das jüngst auch im Bausenat debattiert wurde. Bürgermeister Steinberger setzte hier sogleich an. "Da ist sofortiger Handlungsbedarf geboten, wenn nicht jetzt, wann dann" - Ein ausführlicher Bericht über die Sitzung des Sozialausschusses folgt. /hs