Landshut (12.06.2017) Seit beinahe einem viertel Jahrhundert gibt es in Landshut Frauenhäuser. „Im nächsten Jahr begehen wir unser 25-jähriges Bestehen mit einer Reihe von Veranstaltungen“, konnten die beiden Leiterinnen der Landshuter Frauenhäuser Gabi Unverdorben und Angelika Hirsch dem Pfeffenhausener Landtagsabgeordneten Florian Hölzl (CSU) berichten.
Sowohl die Caritas als auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) betreibt in Landshut jeweils ein Frauenhaus mit Platz für je fünf Frauen und sieben Kinder. „Ein Frauenhaus bietet bedrohten Frauen und ihren Kindern für eine Übergangszeit Unterkunft und Schutz vor körperlicher oder seelischer häuslicher Gewalt. Frauen können hier in Gemeinschaft mit anderen Frauen ihr Leben eigenverantwortlich führen und von unseren Mitarbeiterinnen Beratung und Hilfe bekommen“, so die beiden Leiterinnen der Landshuter Frauenhäuser übereinstimmend. Florian Hölzl, der parteiübergreifend als einziger niederbayerischer Vertreter dem Ausschuss für Arbeit und Soziales, Jugend, Familie und Integration im Bayerischen Landtag angehört, war das Gespräch mit den Verantwortlichen der beiden Frauenhäuser sehr wichtig: „Ich will von Ihnen ganz unmittelbar erfahren, wo der Schuh in der Praxis drückt. Mit entsprechendem Hintergrundwissen ausgestattet möchte ich mich dann in der Landeshauptstadt gezielt für Ihre Anliegen verwenden", so der 31-jährige Hölzl, der sich viel Zeit für den Meinungsaustausch nahm.
Die Leiterinnen der Landshuter Frauenhäuser schilderten dem Parlamentarier sodann die Vielfalt der an sie gestellten Aufgaben. Diese beinhalten die Aufnahme von bedrohten oder gewaltbetroffenen Frauen samt deren Kinder. „Unsere Häuser sind Schutzeinrichtungen. Die zu uns kommenden Frauen brauchen diesen Rückzugsraum, um nach einigen Wochen auch mit Hilfe unserer Betreuung wieder zur Normalität zurückkehren zu können“, so AWO-Frauenhausleiterin Angelika Hirsch. Auch die Durchführung persönlicher Gespräche mit Betroffenen stelle einen Schwerpunkt der täglichen Arbeit dar. Wichtig sei aus Sicht der beiden Leiterinnen der Landshuter Frauenhäuser auch die Präventionsarbeit, die in Kooperation mit der Landshuter Interventionsstelle durchgeführt werde. „Wir bekommen Anfragen von Lehrern, in die Klassen zu kommen. Wir bemühen uns nach Kräften, diese Anfragen so gut wie möglich zu bedienen“, so Gabi Unverdorben. „Die Sensibilisierung der Schüler ab der achten Jahrgangsstufe ist Ziel unserer Präventionsarbeit. Wir wollen den Schülern in Sachen häusliche Gewalt eine andere Wahrnehmung, einen anderen Grad an Aufmerksamkeit, schlicht eine andere Sichtweise vermitteln“, so Angelika Hirsch. Auf die Nachfrage Hölzls, wie es um die finanzielle Förderung dieser wichtigen Präventionsarbeit im schulischen Bereich bestellt sei, antwortete Caritas-Frauenhausleiterin Unverdorben: „ Eine feste Förderung gibt es für diese Projekte leider nicht.“ Hölzl bot daraufhin den beiden Leiterinnen an, in seiner Funktion als Kreisrat auszuloten, inwiefern eine finanzielle Förderung der Präventionsarbeit zur Regel werden kann. Neben den hauptamtlichen Kräften der beiden Frauenhäuser unterstützen über vierzig ehrenamtliche Helferinnen die Arbeit. Diese übernehmen nachts und an den Wochenenden den Notruf und begleiten Bewohnerinnen der Frauenhäuser bei Wohnungsbesichtigungen oder bieten Freizeitangebote an.
Angesprochen auf das Einzugsgebiet der beiden Frauenhäuser erläuterten die Leiterinnen, dass dieses die Stadt und den Landkreis Landshut sowie die Landkreise Dingolfing-Landau und Rottal-Inn umfasse. „37 Frauen und 39 Kinder wurden vergangenes Jahr in beiden Häusern aufgenommen“, berichtete Gabi Unverdorben. „Der Großteil der Frauen stammt aus der Stadt und dem Landkreis Landshut und ist zwischen zweiundzwanzig und vierzig Jahren alt“, so Angelika Hirsch ergänzend. Doch die Frauenhäuser seien nach Aussagen Hirschs und Unverdorbens seit Jahren überbelegt und aus genau diesem Grunde müssten leider viele Frauen auch immer wieder abgewiesen werden. Ursächlich für die Überbelegung sei unter anderem die erhöhte durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Bewohnerinnen. Diese habe sich auf mehr als 100 Tage erhöht, was auch darauf zurückzuführen sei, dass die Bewohnerinnen nach ihrer Zeit im Frauenhaus nur schwer eine geeignete Wohnung fänden. Auch bedinge die Fülle der Probleme, mit denen die Frauen oftmals zu tun haben würden, eine längere Stabilisierungszeit. Aufgrund der abgewiesenen Anfragen gehen die beiden Expertinnen davon aus, dass in ihrem Einzugsgebiet, aber auch in anderen bayerischen Kommunen Frauenhausplätze fehlen. Auch die personelle Ausstattung der Frauenhäuser entspreche nicht mehr den gestiegenen Anforderungen. Florian Hölzl, der sich vor kurzem an Sozialstaatsministerin Emilia Müller gewandt hatte, um sich über den Verlauf der Arbeitsgruppentagungen zwischen dem Freistaat Bayern, den freigemeinnützigen Trägern und den kommunalen Spitzenverbänden zur künftigen finanziellen Unterstützung der bayerischen Frauenhäuser zu informieren, versprach, in Sachen Verbesserung der Finanzausstattung am Ball zu bleiben. „Als ersten Verbesserungsschritt haben wir in diesem Jahr die staatlichen Fördersätze für Personalkosten um knapp zwanzig Prozent erhöht,“ so Hölzl. „Die Ministerin nimmt dieses Thema sehr ernst und hat deshalb zur Erstellung des vom Bayerischen Landtag geforderten Gesamtkonzeptes zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen eine Arbeitsgruppe aller Beteiligten eingesetzt“, so der Abgeordnete weiter. Staat, Kommunen und die Betreiber der Frauenhäuser müssten in der einberufenen Arbeitsgruppe das Hilfesystem für von Gewalt betroffene Frauen gemeinsam in finanzieller Hinsicht fortentwickeln. Ein einseitiges Vorpreschen des Freistaats sei nach Hölzls Worten deshalb nicht sinnvoll, weil die Bereitstellung von Frauenhausplätzen in den kommunalen Aufgabenbereich falle. Der Freistaat sei innerhalb dieses Gesamtsystems nur Zuschussgeber. Von daher sei es ratsam, die mit Sicherheit aktuell nicht zufriedenstellende Finanzierung der Frauenhäuser gemeinsam auf eine neue Grundlage zu stellen, brachte Hölzl seine Überzeugung zum Ausdruck. „Auch im Interesse unserer beiden Landshuter Frauenhäuser setze ich mich für eine Beschleunigung des aktuell laufenden Dialogverfahrens aller Beteiligten ein", so der CSU-Politiker abschließend.
Die beiden Leiterinnen der Landshuter Frauenhäuser Gabi Unverdorben und Angelika Hirsch dankten dem Pfeffenhausener Hölzl für sein Interesse an der Arbeit der Frauenhäuser in Landshut. Auch Hölzl dankte für die Möglichkeit des Einblicks und hob die Zusammenarbeit der beiden Frauenhäuser hervor: „Besonders herausragend finde ich die vorbildliche Zusammenarbeit und Kooperation der beiden Wohlfahrtsverbände."
BU: Landtagsabgeordneter Florian Hölzl im Gespräch mit den Frauenhausleiterinnen Gabi Unverdorben (l.) und Angelika Hirsch