Landshut (17.11.2017) Entgegen mannigfacher Beschwörungen in Politik und Öffentlichkeit, dass es anders sei, hat Antisemitismus weder im nationalen, noch im europäischen und globalen Kontext an Aktualität verloren. Diese Spannung zeigt sich auch in der Wissenschaft: Sowohl in der sozialwissen- schaftlichen Forschung als auch in der Gesellschaftstheorie und in der politischen Theorie sind indes Antisemitismus und die Auseinandersetzung mit den politisch-ideologischen Erbschaften, die mit der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden verbunden sind, marginal geblieben.
In seinem neuen Buch The Politics of Unreason kehrt Lars Rensmann zu den Grundlagen der Kritischen Theorie zurück und würdigt ihren bahnbrechenden, nach wie vor maßgeblichen und aktuellen Beitrag zur Analyse des modernen Antisemitismus auch nach der Shoah. Der Vortrag zeigt Misinterpretationen der Kritischen Theorie auf, erläutert zentrale theoretische Modelle, und beleuchtet die Relevanz der Kritischen Theorie der “Frankfurter Schule” als Quelle für die kritische Analyse der Ursachen, Phänomene und Formen eines zeitgenössischen Antisemitismus—und anderer Formen anti-demokratischer, autoritärer politischer Mobilisierung in der “post-faktischen” Gegenwart.
Dr. Lars Rensmann ist Professor für Europäische Politik und Gesellschaft und Geschäftsführender Direktor des Fachbereichs Europäische Sprachen und Kulturen an der Rijksuniversiteit Groningen (Niederlande). Bis 2015 leitete er den Fachbereich Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der John Cabot University in Rom (Italien). Rensmann lehrte und forschte zudem u.a. an der University of Michigan, der Yale University, der University of California at Berkeley, der Haifa University (Israel), der Universität Wien, der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Humboldt Universität zu Berlin und der Freien Universität Berlin.
Prof. Rensmann ist der Autor zahlreicher Veröffentlichungen, u.a. The Politics of Unreason: The Frankfurt School and Antisemitism (SUNY Press, 2017), Arendt and Adorno: Political and Philosophical Investigations (Stanford UP, hrsg. mit Samir Gandesha, 2012), Politics and Resentment: Antisemitism and Counter-Cosmopolitanism in the European Union (Brill, hrsg. mit Julius H. Schoeps, 2011), Gaming the World: How Sports are Reshaping Global Politics and Culture (Princeton UP, mit Andrei S. Markovits, 2010), Demokratie und Judenbild: Antisemitismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik (VS Verlag, 2005).
Vortrag am Freitag, 24. November im Kinoptikum Landshut, Beginn 18:00 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.