Niederbayern/Essenbch (10.07.2018) Im Fokus der Diskussion stand in den Räumen der Eskara in Essenbach die Gesundheitsversorgung vor Ort, die Zukunft von Schulen in ländlichen Regionen und der ÖPNV als Alternative zum eigenen Auto. Die Landshuter Landtagsabgeordnete Ruth Müller vertrat dabei als ehemaliges stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommission für gleichwertige Verhältnisse in Stadt und Land sowie als Mitglied des Ausschusses für Gesundheit & Pflege die Politik.
Weiterhin waren als Vertreter ihrer jeweiligen Fachgebiete Johann Ertl als regionaler Vorstandsbeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Hans Hutter, Bürgermeister der Gemeinde Drachselsried im Landkreis Regen, sowie Prof. Dr. Ernst Fricke (mit Fliege) für den Bayerischen Elternverband Landshut eingeladen.
Nach den einleitenden Worten von Harald Zintl, dem Leiter der Kommunal Akademie Bayern der Friedrich Ebert Stiftung, stellte Ruth Müller den Abschlussbericht der Enquete-Kommission vor. Dabei betonte die Politikerin, dass gleichwertige Lebensbedingungen auf dem Land geschaffen werden müssten, um Abwanderung in die Stadt zu vermeiden, sowie den ländlichen Raum zu stärken. Dabei sei ein wohnortnahes Grundschulangebot genauso wichtig wie eine flächendeckende Hausarztversorgung. Letztere stehe jedoch vor einer großen Herausforderung: „Die Menschen werden heute immer älter, allerdings auch immer weniger mobil. Vor allem viele Frauen im Seniorenalter besitzen keinen Führerschein“ erklärt die Politikerin die Notwendigkeit einer wohnortnahen medizinischen Versorgung. Neben dem aktuellen Hausärztemangel komme noch hinzu, dass die neue Generation an Ärzten auch andere Lebensentwürfe hätten, die wiederum zu kürzeren Öffnungszeiten führten und darüber hinaus mittlerweile der Großteil der Medizinstudenten weiblich sei – mit absehbaren Folgen wie vermehrter Teilzeittätigkeit der zukünftigen Ärzte, führte Johann Ertl weiter aus.
Auch die Neuordnung der Regionen hätte einige Probleme mit sich gebracht. Hier berichtete Hans Hutter anschaulich von der Lage in Drachselsried: gehörte die Gemeinde vor einigen Jahren noch planerisch zu einem anderen Kreis mit medizinischer Unterversorgung, zählt sie heute zu einer anderen Region, die offiziell überversorgt ist. Dies wiederum mache eine Neuansiedlung von Ärzten in der Gemeinde nicht möglich, dafür aber weite Autofahrten zum nächsten Arzt nötig. „Standortentscheidungen sollten nicht auf der Landkarte getroffen werden, sondern sich am Bedarf der Bevölkerung orientieren“, kommentierte Ruth Müller.
Auch der Ausbau des ÖPNV ist als logische Konsequenz einer immer älter werdenden Gesellschaft auf dem Land unabdingbar. Doch stattdessen gingen die Zuweisungen des Staates für Stadt und Landkreis Landshut eher noch zurück. Hier fordert die Landtagsabgeordnete mehr Freiheit in der Verwendung der Mittel in den einzelnen Kommunen „Jede Gemeinde weiß selbst am besten, was vor Ort am dringendsten benötigt wird. Daher sollte man hier auch mehr Entscheidungsfreiheit walten lassen“.