Anstatt des Dixi sollen in der Garage des Neubaus künftig Autos Wohlbetuchter parken. Rund sechs Meter breit wird das Garagentor. - Foto: W. Götz
Landshut – gw (26.01.2019) Das war nicht gerade nach dem Wunsch von OB Alexander Putz, Baudirektor Johannes Doll und weiteren Vertretern der Verwaltung. Der Bausenat sagte gestern sechs mal „Nein“ zur Fassade des Neubaus am Regierungsplatz 571. Es missfiel die Fenstergestaltung und insbesondere die Optik des riesigen Garagentors, das eingebaut werden soll. Der Neubau wird den Stadtrat noch länger beschäftigen.
Schon beim Abriss des alten Gebäudes gab es ein kräftiges Holterdiepolter. Immer wieder krachten Gebäudeteile unkontrolliert in die Tiefe. Das rief damals Rudolf Schnur (CSU) und Tilman von Kuepach (LM) auf den Plan und diese geizten nicht mit deutlicher Kritik am Vorgehen der Abbruchfirma.
Nicht nur das beschäftigte den Bausenat, sonder auch das Vorgehen der Verwaltung bei der Erteilung der Baugenehmigung. Hier fühlte sich der Stadtrat übergangen, denn es wurde ihm zu keiner Zeit ein Plan zur Gestaltung der Fassade vorgelegt. Das hielten die Räte im Bausenat für wichtig, denn hier wird an einer Stelle gebaut, die zum historischen Bild der Stadt gehört.
Am Freitag wurde die Sache mit der Fassade nachgeholt. Seitens des Baureferats heißt es: „Es wird darauf geachtet, dass die Formensprache und Maßstäblichkeit des umgebenden Ensembles aufgenommen wird, ohne dieses historisierend zu kopieren. Durch die Verwendung von modernen Materialien und Elementen wird für den Betrachter erkennbar sein, dass es sich hier um einen Bau aus dem 21. Jahrhundert handelt.“
In der Praxis bedeutet das: weiße Holzfenster, eine hölzerne Eingangstür und eine Madonnenfigur in der Fassade, wie beim Haus das zuvor hier stand.
Als erster meldete sich Gerd Steinberger (SPD) zu Wort: „Fensterrahmen ohne Sprossen, das geht gar nicht!“ Und „keine außenliegenden Rollos!
Der planerische Entwurf zu Fassade. Im Erdgeschoss rechts die Eingangstür. Die Elemente links daneben stellen das Garagentor dar. - Repro: W. Götz
Die Gäste, die Landshut besuchen, wollen sich die Alt- und Neustadt sowie die umliegenden Straßen, Gassen und Plätze anschauen und nicht Achdorf und die Wolfgangsiedlung, stellte Tilman von Kuepach klar. Ihn stört es, dass es an dieser Stelle eine Baugenehmigung ohne Plan für die Fassaden gab. „Und mich stört das Garagentor!“
Christine Ackermann (ÖDP) stieß ins gleiche Horn: Das Garagentor aus Metall und Glas geht überhaupt nicht!“ Auch Bernd Friedrich (BfL) kritisierte. Nämlich die gesamte Vorgehensweise bei dem Projekt. Das Garagentor so zu genehmigen bekommt nicht meine Zustimmung!“
Baudirektor Johannes Doll erklärte dazu: Der Bauherr wollte zuerst sanieren. Da dann der Denkmalschutz aberkannt wurde, bekam er den Anspruch auf einen Neubau. Nun geht es darum, die Garage so aufzuwerten, dass sie nicht wie ein Loch in der Wand wirkt. Er warnte, dass es jetzt schwierig sei, die Planungen abzulehnen, da diese mit dem Landesamt für Denkmalschutz abgestimmt sind.
Oberbürgermeister Putz hakte bei Johannes Doll nach: „Was ist mit dem Rechtsanspruch?“ Dazu Doll: Das Landesamt für Denkmalschutz ist die Aufsichtsbehörde und „wenn die sagt, wir können damit leben, bringt uns das in eine rechtlich schwierige Lage.“
Das wollte Bernd Friedrich so nicht stehen lassen: Das Landesamt berät uns, aber die Entscheidung wird bei uns im Stadtrat getroffen!“ Für ihn hat die Fassade mit dem geänderten Giebel und der Garage einen ganz anderen Charakter als früher.
Auch Elke März-Granda missfiel die ganze Angelegenheit. Laut einem Beschluss aus 2018 soll die künftige Fassade dem Bausenat vorgelegt werden. „Jetzt haben wir vollendete Tatsachen!“
Stefan Jahn von der städtischen Bauaufsicht stellte daraufhin fest: „Der Bauherr wird die Größe der Garage nicht mehr ändern.“
Johannes Doll versuchte die Planung zu verteidigen: „So ganz schlecht ist die Fassade auch nicht. Eine historisierende Fassade mit modernen Elementen.
„Bei den Fenstern bin ich bei Gerd Steinberger“, so Rudolf Schnur. Vielmehr wollte er noch wissen, wie die Garage verkehrstechnisch funktioniert, die an einer engen Straße liegt, worauf Stefan Jahn antwortete, dass diese sehr breit sei, wodurch eine bessere Sicht auch auf Fußgänger besteht.
Selbst Stadtarchivar Gerhard Tausche sah an der Garage nichts Schlimmes. Dies ist heute das Bedürfnis und „da müssen wir Kompromisse eingehen.“
Seitens der Stadträte wollte nur Erwin Schneck (FW) des Vorhaben gut heißen. Zwar waren das Vorgehen und der Abriss nicht optimal, aber „das Landesamt für Denkmalschutz war für uns immer das Non-plus-ultra und jetzt soll das nicht mehr so sein?“
Handelt es sich um eine Einzel- oder Doppelgarage, wollte Rudolf Schnur wissen. „Um zwei Stellplätze“, antwortete Jahn, „die sind bei einem Wohnhaus Pflicht.“ In der Breite wird sie mindestens fünf Meter messen. Bei den Fenstern war es der Wunsch des Bauherren, weil es dort am Regierungsplatz eher finster ist und jede Sprosse Licht weg nimmt.
Mehr und mehr dämmerte es dem Oberbürgermeister und den Vertretern der Verwaltung, dass die Vorlage zur Fassade keine Zustimmung erhalten wird. So wurde der Vorschlag von Dr. Dagmar Kaindl aufgenommen, der Bauherr möge noch weitere Varianten vorlegen. Zudem wird dem Bauherren empfohlen, Sprossenfenster einzubauen.
Tilman von Kuepach fasste die Aussprache in seiner Art und Weise zusammen: „Das gefällt mir nicht, der soll sich etwas anderes einfallen lassen.“
Insgesamt gab es sechs Stimmen gegen die vorgelegte Fassadenplanung.