Zu einem Informations- und Gedankenaustausch traf sich der Arbeitskreis Mobilität der Grünen aus Stadt- und Landkreis Landshut mit den Busunternehmern Hans und Dominic Amberger in Rottenburg. Nachdem Hans Amberger seinen in dritter Generation geführten Familienbetrieb vorgestellt hatte, präsentierten in der Gesprächsrunde die Kreispolitiker, unterstützt vom Kreisvorsitzenden des VCD (Verkehrsclub Deutschland) Martin Schachtl, ihre Ziele für die Weiterentwicklung des Nahverkehrs im Landkreis Landshut.
Ihr Wunsch ist ein eigenständiger Verkehrsverbund für Landkreis und Stadt Landshut nach Regensburger Vorbild. Vorteile hierbei wären ein einheitliches Tarifsystem, eine bessere Verknüpfung der bestehenden Buslinien untereinander sowie mit der Bahn, ein modernes Informationssystem und vieles mehr. Einhergehen müsse dies zudem mit einem verstärkten Angebot an Fahrten und eine Ausweitung in die Fläche mit alternativen Bedienformen, z. B. Anrufsammeltaxis. Schließlich sei der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) ein wichtiges Element der Daseinsvorsorge und eines der besten Mittel, die Abwanderung vom Land zu stoppen. Wichtig ist es hierbei zu wissen, dass flexible Bedienungsformen vom Freistaat bezuschusst werden, diese Zuschüsse aber bisher nur in vermindertem Maße abgerufen werden.
Der für den ÖPNV in seinem Unternehmen verantwortliche Hans Amberger zeigte sich bezüglich eines Verkehrsverbunds zum jetzigen Zeitpunkt sehr skeptisch. Dieser könne einen verstärkten Abstimmungsprozess bedeuten, der zu mehr Bürokratie führe. Sein Betrieb, sowie die anderen Busunternehmer des Landkreises hätten ein detailliertes Wissen über die örtlichen Bedürfnisse und Gegebenheiten. Deswegen müssen seiner Meinung nach bei übergeordneten Planungen, wie sie bei einem Verkehrsverbund nötig seien, die Busunternehmer unbedingt ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Vor allem von Seiten der RBO habe es seit Mitte der 90er Jahre bis etwa 2007 immer wieder Bestrebungen gegeben, zusammen mit den ÖPNV betreibenden Omnibusunternehmen ein auf die Bedürfnisse des Landkreises ausgerichtetes Tarif- und Fahrplansystem in Form einer Verkehrsgemeinschaft Landkreis Landshut zu installieren. Aus verschiedenen Gründen blieb dieses Bestreben unerfüllt.
Hans Amberger stimmte mit den Grünen bezüglich einer möglichen Verbesserung des Informationsangebots als erstem Schritt überein. So könnte z beispielsweise über das derzeitige Busangebot im Landkreis eine ähnlich schnelle Informationsmöglichkeit im Internet erfolgen, wie dies bei den Bussen in der Stadt bereits der Fall sei. „Es wäre wünschenswert, wenn der Fahrgast einfach Start- und Zielort angeben könnte und die gewünschte Abfahrtszeit. Und die zentrale und vollautomatisierte Steuerung berechnet dazu sekundenschnell entsprechende Vorschläge", so Dietmar Enderlein, Verkehrsreferent der Grünen, „denn mit solch einer Technik kann man auch unseren großen und teilweise dünn besiedelten Landkreis abdecken". Martin Schachtl vom VCD schlug entsprechende Apps für Smartphones vor.
Das Marketing müsse ebenfalls verbessert werden, meinen die Grünen. Denn wer weiß schon, dass man bereits heute mit dem Bayernticket der Bahn ab Rottenburg bis beispielsweise nach Würzburg oder Berchtesgaden fahren kann?
Gemeinsamkeiten zwischen dem Busunternehmer und den Grünen gab es auch hinsichtlich der Bewertung des „demographischen Wandels" für den ÖPNV. „So werden in Zukunft die Schülerzahlen zurückgehen. Da der Schülerverkehr derzeit aber das Rückgrat für den ÖPNV im ländlichen Raum ist, bedeute ein Rückgang der Schülerzahlen eine negative Entwicklung für den ÖPNV", meinte Amberger.
Diesbezüglich hakte Rosi Steinberger von den Grünen ein: „Wegen der künftig abnehmenden Schülerzahlen ist eine Reduzierung der Fahrten im ÖPNV zu befürchten. Also muss man Anstrengungen unternehmen, die Attraktivität für alle Nutzer zu erhöhen, um diesem Trend entgegen zuwirken." Ziel müsse es schließlich sein, das bestehende Angebot auch hinsichtlich neuer Zielgruppen wie z.B. der Senioren oder der Berufspendler zu verbessern.
Als einen ersten Schritt in Richtung Verkehrsverbund hielt Hans Amberger es für möglich, diejenigen Linien, die als Ziel die Stadt Landshut haben, mit den Linien des Stadtverkehrs in Abstimmung zu bringen. Hier gebe es bereits Kooperationen zwischen den Verkehrsunternehmen und den Stadtwerken, die eventuell ausbaufähig seien..
Amberger betonte, eine wichtige Grundlage für die privaten Verkehrsunternehmer sei, die „Eigenwirtschaftlichkeit" einer Linie nicht zu gefährden. Diese sei dann gegeben, wenn der Unternehmer die von ihm angebotenen Fahrten einer Linie mit den Fahrgeldeinnahmen und deren Ersatzleistungen abdecke. Sollten zusätzliche Fahrten von Seiten des Aufgabenträgers (=Landkreis) gewünscht werden, so könne dies im Rahmen einer Direktvergabe an den Unternehmer erfolgen und müsse vom Aufgabenträger bezuschusst werden. Jedoch ist hier Vorsicht geboten: Trage der Unternehmer nicht mehr das wirtschaftliche Hauptrisiko, d.h. müssen mehr als 50 % der Einnahmen für eine Linie durch Zuschüsse des Aufgabenträgers abgedeckt werden, müsste die Linie europaweit ausgeschrieben werden. Dies sahen alle Gesprächspartner als kontraproduktiv an, weil nach Ansicht der Grünen die örtlichen Busunternehmer als „natürliche" Partner für ein gut funktionierendes ÖPNV-System notwendig sind.
Am Ende der mehrstündigen Diskussion war man sich grundsätzlich einig, dass man die weiteren Schritte zu einer ÖPNV-Kooperation bzw. des zu gründenden Verkehrsverbundes nur gemeinsam mit den Bürgern, der Bahn, den Bus- und Taxiunternehmern und den Politikern im Kreis und in den Kommunen verwirklichen kann. Die Brüder Amberger, der VCD und die Grünen beschlossen, weiter in Verbindung zu bleiben.
Im Bild oben: Die Grünen und der VCD im Dialog mit den Busunternehmern Hans und Dominic Amberger,