Möglicher Lageplan des Adventsmarts in der Freyung. - Grafik: Stadt Landshut
Landshut – gw (15.06.2023) Der Christkindlmarkt hat auf der Ringelstecherwiese seine neue Heimat gefunden. Doch der altbekannte und beliebte Platz in der Freyung soll weiterhin für einen adventlichen Markt genutzt werden, so war es der mehrheitliche Wunsch des Stadtrats Mitte Februar. Nun hat das Marktamt ein erstes Konzept vorgelegt und die Mitglieder des Dultsenats mit einer Kostenprognose schockiert, die ein Defizit von 140.000 €uro bei seiner Erstauflage prophezeit. Die Kämmerei rät ab, Stadtrat Gerd Steinberger (SPD) hegt einen ganz anderen Verdacht.
Das Konzept sieht vor, den Markt am ersten und dritten Adventswochenende von Freitag bis Sonntag zu veranstalten. Kalkuliert wird mit 18 Verkaufsständen, drei Gastronomiebuden und einem Kinderfahrgeschäft, alles mit LED-Girlanden stimmungsvoll beleuchtet und einem großen Christbaum weihnachtlich geschmückt.
Bei einer überschlägigen Kostenschätzung wird mit Platzgeldern von 10.000 €uro gerechnet. Dem gegenüber stehen Ausgaben von 70.000 €uro für den Budenauf- und -abbau, Dekoration, Winterdienst, Reinigung sowie die Umsetzung verkehrsrechtlicher Anordnungen, die Elektro- und Wasserinstallation, Sanitäranlagen und Werbemaßnahmen.
Ein Bild aus dem Jahr 2018, als der Christkindlmarkt noch in der Freyung beheimatet war. - Fotos: W. Götz
Dazu summieren sich weitere 80.000 €uro „voraussichtlicher einmaliger Ausgaben für LED-Girlanden, Dachplanen für die Wetterfestigkeit der Stände, für die einmalige Herstellung von Wegweisern und Schildern, die auf den Adventsmarkt hinweisen sowie die Beleuchtung des Hans-Walch-Wegs auf der Ringelstecherwiese als „beleuchteter Pfad“ in die „Adventsstadt“.
So bleibt in Summe ein erstmaliges Defizit von 140.000 €uro im ersten Veranstaltungsjahr, in Folge von 60.000 €uro in den künftigen Jahren. Eine Tatsache die der Kämmerer der Stadt, Alois Wagensonner. In seiner Stellungnahme so beschreibt: „Der Betrieb eines Marktes mit einem derart hohen Fehlbetrag wie vom Sachgebiet Marktwesen und Verbraucherschutz in einer ersten Kalkulation dargelegt, kann seitens des Amtes für Finanzen grundsätzlich nicht befürwortet werden“ und drshalb empfiehlt der Stdtkämmerer dringend nach Einsparungen zu suchen.
„Ist es sinnvoll, diesen Markt abzuhalten“, diese Frage stellt sich auch für Stefan Wimmer, den Leiter des Marktamtes. Das Ziel war, an der Freyung festzuhalten und durch einen Adventsmarkt mehr Frequenz in die Innenstadt zu bringen. Aber nun stellt sich die Frage, ob dies finanziell tragfähig ist? Im Gegensatz dazu sind kleinere Märkte im Umland oft durch Ehrenamt organisiert und getragen, was zu wesentlich positiveren Kostenstrukturen führt.
„Ist der Stadtrat bereit, das Konzept unter diesen finanziellen Bedingungen umzusetzen?“, stellte als Sitzungsleiter Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger zu Beginn der Debatte in den Raum des neuen Plenarsaals. Er mahnte: „Wir verwalten auch Steuergelder!“ Dazu bezog Robert Neuhauser (BP) eine klare Meinung: „Die Kostenaufstellung hat mich schockiert. Das alles für sechs Tage zu machen, leuchtet mir nicht ein.“ Ferner befürchtet er, dass nicht genügend Standbewerber zusammen kommen und sich dadurch der Markt von selbst erledigt.
Auf welche Kostenstelle gehört die Beleuchtung des Hans-Walch-Wegs, der zum Christkindlmarkt auf der Ringelstecherwiese führt?
Einen anderen Weg schlug Tobias Weger-Behl (Grüne) vor, nämlich den Christkindlmarkt in Christkindldult umzubenennen und den Christkindlmarkt in der Freyung zu belassen. Auch die 25.000 €uro für die Beleuchtung des Hans-Walch-Wegs sollten dem Christkindlmarkt und nicht dem Adventsmarkt in der Freyung zugeschrieben werden. Dort könne auch die Kunsteisbahn ihren Platz finden.
„Wir nennen uns die Hauptstadt Altbayern“, erinnerte Gerd Steinberger (SPD) und warb für einen altbayerischen Adventsmarkt in der Freyung, den man auch aktiv bewerben müsse. Doch er hegt einen ganz anderen Verdacht: „Es soll sehr teuer dargestellt werden, weil man es nicht will!“ und schlug vor auch den Standort „Bauzunfthaus“ zu überdenken.
„Diese finanziellen Zahlen haben mich geschockt“, erklärte Ludwig Zellner (CSU), der sich durchaus für einen neuen Markt in der Freyung ausspricht und nannte einen „Neustart“ auch ein „Experiment“. Wenn er die Kostenrelation sieht, fragt Zellner sich: „Ist es das wert?“. Daher regte Zellner an, notwendiges Equippement günstiger einzukaufen oder für die sechs Tage zu leasen.
Die Kosten nochmals kritisch zu überprüfen, war auch die Bitte von Dr. Thomas Haslinger und Lothar Reichwein (CSU) an die Verwaltung. Reichwein kann sich auch gut vorstellen einen Alternativplan für die Innenstadt zu entwickeln. Dr. Dagmar Kaindl (CSU) sprach sich dafür aus, das Experiment zu wagen, sofern zuvor die Kosten nochmals unter die Lupe genommen werden.
Mit 15.000 €uro wird die einmalige Herstellung von Wegweiser-Beschilderungen im Innenstadtbereich und großen Adventsstadt-Wegweisern am Hans-Walch-Weg kalkuliert.
„Auch der Christkindlmarkt auf der Ringelstecherwiese war ein Experiment“, so Patricia Steinberger (SPD). Daraus hat sich nicht nur im Stadtrat die Idee für einen weiteren Markt in der Freyung entwickelt, sondern das war auch der Bürgerwille. Sie schlug vor, eventuell Sponsoren von Landshuter Unternehmern für den Markt in der Freyung zu gewinnen.
Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger fasste die Debatte zusammen: „Ich höre heraus, dass die Mehrheit für das Experiment ist, aber die Kosten überprüft werden sollen, unter anderem, auf welcher Kostenstelle die Beleuchtung des Hans-Walch-Wegs gehört. Sollten sich nicht genügend Beschicker bewerben, sollte ein Standort in der Innenstadt geprüft werden.
Ludwig Zellner unterstützte dieses Ansinnen postwendend: Den Hans-Walch-Weg streichen und die Kosten für Anschaffungen dadurch auf 55.000 €uro senken. Robert Neuhauser wollte abschließend wissen, mit wie vielen Beschickern zu rechen sei, eine Frage die Stefan Wimmer erst nach Ende der Bewerbungsfrist beantworten kann. Für Neuhauser heißt das, dass dann auch kein Geld in die Hand genommen werden muss, wenn es zu wenige sind. Denn mit Gewalt eine Veranstaltung zu machen, um die Gegner der Ringelstecherwiese zu befrieden, das sieht er nicht ein.
Anm. d. Red.
In Robert Neuhausers Aussage zum Ende des Artikels haben wir das Wort "kein" ergänzt. "...Für Neuhauser heißt das, dass dann auch kein Geld in die Hand genommen werden muss..."
Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen. Nun wird Robert Neuhausers Aussage richtig wiedergegeben.