Nach einem aufwendigen Wahlkampf - ohne besondere Vorkommnisse - sind heute, 52.500 walberechtigte Lanshuter aufgerufen, 44 Stadträte neu zu wählen. 440 Bewerberinnen und Bewerber - die Männer sind bei den meisten Parteien deutlich in der Überzahl - sind aufgeboten. 37 Stadträte bewerben sich erneut. Es ist davon auszugehen, dass lediglich 10 bis 12 "Neue" den Einzug in den neuen Stadtrat schaffen.
Ab 18 Uhr wird in den enzelnen Wahllokalen ausgezählt. Da kann jeder mit dabei sein. Gleichzeitig steht der Neue Plenarsaal im alten Rathaus für alle offen, die das Eintreffen der Wahlergebnisse aus den Wahllokalen miterleben wollen. Gegen 20 Uhr sind erste Trendmeldungen zu erwarten.
An die 11.000 Wahlberechtigte haben die letzten vier Wochen bereits per Briefwahl gewählt. Das sind zwar deutlich mehr als vor sechs Jahren, doch längst nicht so viele wie in anderen Städten und Gemeinden. Vor sechs Jahren erreichte die Wahlbeteiligung mit nur 45,3 Prozent einen historischen Tiefstand. Dazu kamen noch 3,1 (688) Prozent falsch abgegebene Stimmzettel.
Die CSU war 2008 mit nur mehr 37,5 Prozent (16 Sitze) der große Verlierer. Danach verließ auch noch Margit Napf die CSU-Fraktion in Richtung Bürger für Landshut und im Sommer 2013 gründeten drei CSU-"Rebellen" die eigene Fraktion der Landshuter Mitte.
Robert Neuhauser, 2004 Gründer der Bürger für Landshut (BfL), die Hans Rampf eine Plattform für seine erfolgreiche OB-Kandidatur bot, verließ nach einem heftigen Streit die BfL, ging zunächst zur FDP-Fraktion und später zur Ausschußgemeinschaft mit Christine Ackermann (ödp) und Elke März-Granda (parteilos), die ihrerseits gleich nach der Wahl 2008 der Fraktion der Grünen den Rücken gekehrt hatte. Gewechselt hat auch di jüngste Stadträtin Kirstin Sauter weg von der ÖDP hin zu den Freien Wählern. Und in die FDP-Frakion konnte als jüngster Stadtrat Norbert Hoffmann nachrücken, weil eine FDP-Stadträtin ihren Erstwohnsitz nach München verlegt hatte.
Drei weitere Stadträte konnten im Laufe der sechsjährigen Stadtratsperioe ebenfalls nachrücken: So Raziye Sarioglu und Markus Scheuermann, weil MdB Dr. Thomas Gambke und Petra Rabl aus beruflichen Gründen die Fraktion der Grünen verließen und für den verstorbenen Jakob Entholzner rückte Willi Hess in die CSU-Fraktion nach.
Es kann heute für einige Bewerber sehr knapp werden. Wir erinnern uns: 2008 schaffte FW-Kandidat Robert Mader, von Beruf Richter, mit nur sechs Stimmen mehr den Einzug in den Stadtrat vor Ruppert Holböck. 1996 mußte Robert Gewies dem jetzigen 3. Bürgemeister Gerd Steinberger den Vortritt lassen, weil dieser 12 Stimmen mehr bekam.
Kein Zweifel, der zurückliegende Wahlkampf der 440 Stadtäte wurde mit immens großem Aufwand geführt. Einige Parteien haben ihre Wahlkampfetats offengelegt, so die SPD (30.000 Euro), die Grünen (25.000) die Junge Liste und die FDP (je 15.000), die Bayernpartei (6.500) und die ÖDP (4.500 Euro). Die Freien Wähler, die CSU und die Landshuter Mitte wollten ihre Wahlkampfkosten nicht preisgeben. Es ist bekannt, dass die einzelnen Parteien zum Teil für die vorderen aussichtsreichen Startplätze beträchtliche Beiträge im vierstelligen Bereich verlangen. Mehrere Kandidaten haben praktisch eigene Wahlkämpfe mit Anzeigen, Flyern, Plakaten und Hausbesuchen geführt. Da darf man gespannt sein, ob sich das in jedem Fall auszahlt.
Vor sechs Jahren gelang es ja dem Banker Hans-Peter Summer vom Platz 29 aus um 13 Plätze nach vorn und damit in den Stadtrat zu kommen. Es gab aber auch Fälle, wo Kandidaten mit aussichtsreichen Plazierungen weit zurückgefallen und nicht in den Stadtrat gekommen sind. Also wird es auch besonders interessant, wer von den amtierenden und wieder kandidierenden Stadträten nicht mehr gewählt wird. Freilich hat sich z.B. Rosemarie Schwenkert (78) bei den Bürgern für Landshut nur mehr auf Platz 32 aufstellen lassen.
Es gibt diesmal drei völlig neue Kandidatenlisten: Die Bayernpartei, die Junge Liste und die Landshuter Mitte. Alle drei mußten jeweils 340 Unterstützer-Unterschriften sammeln. Nicht mehr dabei ist der "Bürgerblock" von Raimund Lohr, der seit Weihnachten 2011 im Koma liegt. - Die jetzige Stadtratsperiode endet ja erst zum 30. April, just wenn die Frühjahrsdult beginnt. Der neue Stadtrat tritt dann am Freitag, 9. Mai, erstmals im neuen Plenarsaal zusammen, um vor allem den 2. und 3. Bürgermeister in geheimen Wahlvorgängen zu wählen. Wer heute besonders viele Stimmen bekommt, darf sich für diese jeweils mit gut 2.200 Euro Monatsgehalt dotierten Bürgermeister-Ämter Hoffnungen machen.
Womöglich bekommt Landshut am 9. Mai ja erstmals eine Frau als Bürgermeisterin. 2008 ist Stimmenkönigin Dr. Anna M. Moratscheck (CSU) mit ihrer Kandidatur gegen den zweitbesten Stimmenkönig Dr. Thomas Keyßner gescheitert. - Und sofort nach dieser Stadtratswahl beginnt ja das Schaulaufen für die möglichen OB-Kandidaten. Die Wahl des Nachfolgers bzw. einer Nachfolgerin von OB Hans Rampf findet im Herbst 2016 statt. Rampf darf aus Altersgründen - er ist dann 68 - nicht mehr kandidieren. /hs
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