Landshut - pm (29.12.2019) Zur Behandlung der Ochsenau in der Plenarsitzung des Stadtrats am Freitag (20.12.) bedürfen mehrere Dinge einer Kommentierung, schreibt Rudolf Boesmiller, Ehrenmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins Landshut.
Der zurzeit schier unstillbare Wachstumsdruck hat gesiegt – für den Moment. Dennoch ist die Zerstörung der Ochsenau noch lange nicht in trockenen Tüchern, und das müssen auch diejenigen wissen, die hier einmal mehr vorschnell städtische Gelder für Planungen ausgeben wollen, um Fakten zu schaffen – trotz ungelöster, aber vorher kraft Zusage des Herrn Oberbürgermeisters eigentlich erst zu lösender Verkehrsproblematik.
Es stellt sich die Frage, welches Landshut jene im Kopf haben, die die zwei Straßenprojekte B15neu und „Westtangente“ dazu nutzen wollen, riesige Bauflächen zu erschließen und Landshut weiter und bis an seine Stadtgrenzen zu urbanisieren. Denn die Ochsenau soll ja erst der Anfang sein, die restlichen Flächen „kommen auch noch dran“, so die Aussage des Oberbürgermeisters vom letzten Jahr.
Bekanntlich liegen zur Ochsenau seit zwei Jahren neue naturschutzfachliche Fakten und Rahmenbedingungen vor, die beachtet werden müssen, auch von einem Kämmerer und einem Oberbürgermeister. Es ist der bei weitem größte noch erhaltene Kalkmagerrasen des Unteren Isartals, daher in seiner Gänze nach §30 Bundesnaturschutzgesetz gesetzlich geschützt, und Heimat extrem seltener Arten, darunter zwei Arten, die deutschlandweit nur hier nachgewiesen worden sind, sowie nach Bundesartenschutzverordnung geschützter Pilzarten, die bayernweit vom Aussterben bedroht sind. Entsprechend wird derzeit durch Naturschutzvereine eine Beschwerde an die EU-Kommission wegen des nicht vollständigen Schutzes der Ochsenau erstellt.
An die Parteien gerichtet, die in diesem Zusammenhang den Klimaschutz thematisiert haben, möchte ich den Hinweis richten, dass altes Grünland wie die Magerrasen der Ochsenau sehr viel CO2 speichern. Und zweitens hat die Ochsenau ein einmaliges Lokalklima, das man durch die halbseitige Bebauung für immer zerstören würde, und damit auch die Lebensgrundlagen für ihre Steppenbewohner. Gerade auch wegen des extrem wichtigen Klimaschutzes muss die Ochsenau erhalten und auch eine klimaschädliche Verkehrslawine für den Landshuter Osten vermieden werden. Man sollte den sozialen Wohnungsbau und Einheimischenmodelle dort realisieren, wo nicht Landshuts wertvollste Natur dafür geopfert werden muss, Platz im Stadtgebiet besteht sicherlich für alle drei Belange.
Mein Dank gilt allen Stadträtinnen und Stadträten, über alle Parteien hinweg, die sich für den Erhalt der Ochsenau oder doch zumindest gegen ein Unter-Druck-Setzen durch die Wachstumstreiber im Rathaus und Stadtrat positioniert haben. Denn so „solide“, wie die LZ titulierte, war die Mehrheit dann doch nicht, zumindest auch im Vergleich mit den ursprünglichen Stimmenverhältnissen.
gez.
Rudolf Boesmiller,
Ehrenmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins Landshut