Landshut – pm (12.01.2020) Der Freistaat Bayern, besser die Staatsregierung hatte mit der großen staatstragenden Partei, so ihr eigener Anspruch, vor ein paar Tagen eine Klausurtagung die Digitalisierung Bayerns als vordringlichstes Ziel einmal wieder vorgestellt. Die estnische Staatspräsidentin, Kersti Kaljulaid, war dabei Garant für die erfolgreiche Umsetzung der digitalen Verwaltung. Ob die Staatsregierung, die hier so genannte Blockchain-Strategie oder Künstliche Intelligenz oder gar eine Weltraummission im Auge hat, für den interessierten Bürger sieht das ganze Programm so aus, als ob dem alten Spruch des untergegangenen Neuen Marktes an der Börse gehuldigt wird. Man stecke viel Geld in zehn Unternehmungen und hoffe, dass eine Idee dann Geld bringt.
Wir, die Mitglieder der Fraktion der Landshuter Mitte aus Claudia Zehentbauer, Dr. Maria Fick, Hans-Peter Summer, Dr. Thomas Küffner und Tilman v.Kuepach werden uns in der nächsten Sitzungsperiode ab dem 1. Mai 2020, so wir wieder gewählt werden, ganz sicher mit der digitalisierten Verwaltung auseinandersetzen. Wie hat es Kersti Kaljulaid so schön gesagt, nur mehr heiraten muss man noch selbst. Wir werden aber nicht dafür sein, dass nur mehr digital mit der Verwaltung korrespondiert wird. Es gibt genügend Menschen, die es hassen am Computer Fragebögen auszufüllen und sich auch elektronisch gar nicht legitimieren können. Die Verwaltung muss immer persönlicher Ansprechpartner bleiben, aber alle Möglichkeiten der Vereinfachung wollen wir nutzen.
Städte sind aber analoge Lebewesen, sie wurden sicher zunächst aus strategischen Überlegungen gegründet, aber gerade Landshut war immer ein Handelsmittelpunkt der ganzen Region. Die Stadt stellte dem Umland sich als Platz, Waren auch von ganz weit her zu kaufen und gleichzeitig zu verkaufen zur Verfügung. Diese Art des Handels, hatte ganz wesentlich zum Aufschwung der Städte im Mittelalter beigetragen.
Seit den Anfängen der Stadtbildung waren Märkte die Zentren städtischen Lebens, dabei wie in Landshut auch städtebauliche Räume von hohem architektonischen Rang. Noch heute ist der Marktplatz in der Regel der zentrale Platz in einer Stadt, an dem auch das Rathaus errichtet wurde. Die Altstadt, war wohl ursprünglich viel schmäler, wurde aber nach dem großen Brand im 14. Jahrhundert in der Mitte der Straße erweitert, die dort vorhandenen Häuser beseitigt und auch die vorhandenen Häuser nach hinten zurückgedrängt. Das ist beweisbar durch Keller alter Häuser, die weit in die Altstadt unterirdisch hineinragen.
Die Erweiterung des Marktes „Altstadt“ war also dem Umstand geschuldet, alle Marktteilnehmer unterzubringen. Bei der Anlage der Neustadt, hat man gleich großzügiger geplant. Auch die Neustadt war Handelsplatz, da in größeren Städten oft mehrere Marktplätze existierten, auf denen früher spezifische Waren angeboten wurden. So gab es auch Obst/Grün-, Milch-und Fleischmärkte, deren Namen heute noch teilweise in anderen Städten als Straßenbezeichnung Verwendung finden.(Rindermarkt oder Heumarkt in München, bzw. Köln)
Bei aller Modernität, und der Euphorie zur Digitalisierung, hat sich der Wochenmarkt in Landshut über all die Jahrhunderte als Treffpunkt und Handelszentrum für „Viktualien“ aller Art erhalten. Für mich ist die untere Neustadt am Freitagvormittag ein absoluter Lieblingsplatz in Landshut. Alle einheimischen Obst- und Gemüse sind aus der Region und bio war schon immer normal, bevor es das Wort in aller Munde gab. Der Rosenkohl wird mit Strunk und nicht im Wegwerfnetz verkauft, um nur ein Beispiel zu nennen. Der Käsestand ist schon von weitem zu riechen, der Käse auch nicht wie im Supermarkt durch Plastik erstickt. Und am Würstelstand geht ein schöner Ratsch. Wenn schönes Wetter ist, hat die Wirtschaft auch manchmal eine Kapelle engagiert, die Live-Musik macht.
Und bei aller Liebe zur Digitalisierung, in einer Cloud kann man nicht schlafen, ebenso wenig sind Bits und Bytes schmackhaftes Essen. Der Markt ist in Landshut seit gut 800 Jahren da und er wird auch hoffentlich die nächsten 800 Jahre überleben.
Eines noch zum Abschluss. Der Verkehr bricht in Landshut, wenn Wochenmarkt ist, nicht zusammen. Auch hier ist also zu überlegen, wie die untere Neustadt künftig genutzt wird, als Einbahnstraße oder als Fußgängerbereich? Der gegenläufige Verkehr an der Ursulinenenge ist aber mehr ein Quälen, als ein Fahrspaß.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag,
Ihr
Tilman v. Kuepach