Tilman von Kuepach sieht viel Potential in der Schienenanbindung. - Foto: W. Götz
Landshut – pm (11.03.2020) In der Wochenendausgabe einer großen deutschen Tageszeitung hat ein Künstler ganz Europa und den Nahen Osten mit Fernbahnlinien verbunden. Sie sollen auch durch die Verbindungen ein Zusammenhörigkeitsgefühl vermitteln, gleichzeitig zeigen die Linien die Gemeinsamkeit und auch die Erreichbarkeit der Gegenden mit der Bahn und damit durch Menschen. Eine Strecke ging von Marrakesch, Madrid, Mailand über Istanbul und verband Damaskus mit Tel Aviv. Auch Träume seien erlaubt.
Der Künstler Stefan Frankenberger hat sein Projekt metropa genannt als ein Beitrag zur Überwindung der aktuellen europäischen Krise. Es will helfen, Europa zu dem zu machen, wie wir es uns alle wünschen: ein offener, starker Kontinent, der die Errungenschaften bewahrt und sich der Erneuerung nicht verschließt. Ein Kontinent, der im Wettbewerb und Vergleich zu anderen globalen Ballungsräumen innovativ und erstrebenswert auftritt, eine Inspiration für das Umfeld, eine Faszination für die Besucher – und Stolz seiner BewohnerInnen.
Aber auch Landshut läge an einer dieser paneuropäischen Verbindung, die von Lissabon über Madrid, Genf, München, Prag nach St. Petersburg laufen sollte.
An dieser L5 läge auch Landshut. Tatsächlich ist die Situation nicht so rosig. Obwohl die Strecke aufgrund der durchgehenden Verbindungen von München über Regensburg und Hof nach Dresden, Leipzig, Berlin und Rostock sowie über Furth im Wald nach Prag traditionell eine große Bedeutung für den Personen-Fernverkehr besaß, wird sie seit dem Jahr 2002 nicht mehr von Fernverkehrszügen befahren. Ich kann mich noch gut an die D-Züge im geteilten Europa erinnern, die von Landshut nach Zürich und Prag und sogar über Berlin ins schwedische Malmö gingen, ohne dass man umsteigen musste.
Tatsächlich schaufeln die Züge heute eigentlich nur mehr Pendler nach München mit mehr als 88 Verbindungen pro Werktag. Wer aber nach Berlin oder Hamburg fahren will, hat bessere Karten, wenn er gleich nach München fährt, um dort einen ICE nach sonstwohin zu ergattern. Ich mag ja nicht wieder über die mangelnde Einsatzfreude unserer Abgeordneten jammern, aber unsere Stadt schafft es momentan augenscheinlich nicht, sich landes- oder bundesweit Gehör zu verschaffen. So ist die Bahnstrecke nach München schon in der Vergangenheit schnurgerade projektiert, aber wegen teilweise schlechten Unterbaues der Strecke kann nur auf rund sieben Kilometer überhaupt 160 km/h gefahren werden. Ansonsten fahren die Züge langsamer als vor dem 2. Weltkrieg.
Bekanntermaßen gab es die erste Bahn in Deutschland von Nürnberg nach Fürth im Jahre 1835. Wie schnell sich die Eisenbahn durchgesetzt hat und wie schnell im 19. Jahrhundert die Bürokratie arbeitete wird sichtbar, wenn im Jahr 1854 die Bauarbeiten für einen Kopfbahnhof in der Nähe der kleinen Isar begannen. Ab 1857 wurde das Empfangsgebäude aus Backstein erbaut, welches heute dem Staatlichen Bauamt Landshut dient. Auf der Seite https://www.stbala.bayern.de/ ist ein schöner Stich abgebildet, der das Gebäude und die filigrane Eisenkonstruktion der Bahnhofshalle zeigt. Der Entwurf stammt vom Maurermeister Simon Pausinger.
Der Bahnhof konnte am 3. November 1858 mit der Bahnstrecke München–Landshut eröffnet werden. Am 12. Dezember 1859 folgte die Weiterführung dieser Strecke über Geiselhöring nach Regensburg. Am 6. August 1873 wurde zwischen Landshut und Regensburg die Strecke Neufahrn–Eggmühl–Obertraubling eröffnet, die den Umweg über Geiselhöring unnötig machte. Aber schon in den 1870er Jahren stellte sich heraus, dass die geplanten Bahnstrecken rund um Landshut nicht mehr sinnvoll in den Bahnhof eingeführt werden konnten. Der neue Bahnhof am jetzigen Standort wurde errichtet.
Am Josefitag, 19. März 1945, also vor genau 75 Jahren wurde der Bahnhof und große Teile der Siedlung durch Bomben zerstört. Für die Bewohner brach gegen 13 Uhr 30 das Inferno los: Viele Bomben treffen nicht den Bahnhof, sondern Wohnhäuser. Nach einer Stunde und 16 Minuten war der Angriff vorüber - es bleiben mehr als 200 Tote und ein zerstörter Hauptbahnhof zurück. Mein damals 13-jähriger Vater hätte als Flakhelfer den Bahnhof retten sollen, was aber durch wütende Proteste meiner Großmutter zunichte gemacht wurde, die die Nazischergen aus der Wohnung warf unter Verweis darauf, dass im Krieg schon zwei ihrer Söhne gefallen wären.
Wir die Mitglieder der Fraktion der Landshuter Mitte aus Claudia Zehentbauer, Dr. Maria Fick, Hans-Peter Summer, Dr. Thomas Küffner und Tilman v.Kuepach sehen in den Eisenbahnverbindungen mit Landshut ein riesiges Potential, das wir in der nächsten Sitzungsperiode bis 2026 heben wollen.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche.
Ihr
Tilman v. Kuepach