Dass Tess von Piekartz als überdurchschnittlich sportlicher Typ durchs Leben gehen würde, zeichnete sich sehr früh ab. Der Vater Wasserballer, die Mutter Volleyballerin – das war die Rahmenhandlung im Elternhaus in Ootmarsum, einem 4.400 Einwohner zählenden Ort in den Niederlanden. Die kleine Tess versuchte sich überdies in Tennis, Leichtathletik und Turnen – und blieb dann doch beim Lieblingssport der Mama hängen. Gut für die Roten Raben, die sich zur neuen Saison mit der bald 23-jährigen Zuspielerin verstärken konnten. Die Anfangsstationen ihrer Volleyball-Karriere absolvierte Tess von Piekartz noch in ihrem Heimatland: von 2007 bis 2010 beim Zweitligisten Set-up 65 und anschließend eine Saison beim Erstligisten Pollux.
Es folgten vier Jahre beim USC Münster, in denen sich die Niederländerin eine guten Namen in der deutschen Szene machte. In diesem Sommer nun sah Tess den Zeitpunkt gekommen, etwas Neues zu beginnen.: „Ich wollte einen neuen Trainer haben, einen neuen Blick auf mein Spiel, neue Leute kennenlernen, einfach meinen Horizont erweitern. Ich habe eine neue Herausforderung gesucht.“ Ihre Wahl fiel auf die Roten Raben als künftigen Club, das Angebot aus Vilsbiburg war, wie sie sagt, „das beste Paket“.
Die neue Herausforderung in Niederbayern nimmt Tess von Piekartz mit Feuereifer in Angriff. Schon am ersten Juli-Sonntag, dem heißesten Tag des Jahres, kam sie in Vilsbiburg an und stieg gleich am nächsten Tag ins Training ein. Sie ist hochmotiviert, mit den Roten Raben eine richtig gute Saison zu spielen – in der Bundesliga, im DVV- Pokal und im Challenge Cup.
Was den europäischen Wettbewerb betrifft, spürt die Zuspielerin sogar noch den gewissen Motivations-Extrakick, denn sie wird im Raben-Trikot ihr Europacup-Debüt geben, was Auswärtsspiele betrifft. Mit dem USC Münster war Tess zwar schon mal im Challenge Cup aktiv, damals kam jedoch das Rückspiel in Tel Aviv wegen der instabilen Lage in Israel nicht zustande. Nun freut sich die Zuspielerin umso mehr auf die beiden Partien der Roten Raben im November gegen das portugiesische Team von AVC Famalicao.
Volleyball ist freilich nicht alles im Leben der Tess von Piekartz. Sie hat schon in sehr jungen Jahren ihren Bachelor in Personalmanagement gemacht und möchte ihr Knowhow nach Karriereende als „Manager von einem guten Sportteam“ einsetzen, das darf dann gern auch in einer anderen Sportart sein, sagt sie.
Apropos andere Sportart: Seit Herbst letzten Jahres interessiert sich Tess besonders für den Radsport. Weil ihr Freund da ziemlich gut ist. Er heißt Marcel Kittel und war in den vergangenen beiden Jahren stolzer Gewinner von acht Etappen bei der Tour de France. Tess schwingt sich nun gerne mal aufs Rennrad, um mit Marcel in die Pedale zu treten. Das macht Spaß, erzählt sie. Ein bisschen mehr Spaß als der umgekehrte Fall – mit dem Freund Volleyball zu spielen. „Da ist er“, schmunzelt Tess von Piekartz, „kein Talent.“