Ende 2024 soll das Werk für Autotanks vor den Aus stehen. Die Belegschaft protestiert dagegen.
Rottenburg - pm (03.11.2023) Mit großer Enttäuschung und Wut kommentieren die IG Metall-Mitglieder die Entscheidung der Konzernzentrale der Plastic Omnium Gesellschaft aus Frankreich. Diese hat vor kurzem die Belegschaft über ihre Pläne informiert, sich Ende 2024 vom Rottenburger Werk zu verabschieden.
Demnach soll - schneller als erwartet - die Umstellung der Automobilwirtschaft vom Verbrennermotor auf elektrischen Antrieb seine ersten Opfer in den Beschäftigten der seit Beginn der 1990er Jahre bestehenden Autotank-Firma in Rottenburg finden.
Auch wenn absehbar war, dass die Transformation Veränderungen im Zulieferbereich der Automobilindustrie zur Folge habe, kommt die Entscheidung in der Geschwindigkeit und Radikalität für die Beschäftigten völlig überraschend. Theo Meisinger, der bei der IG Metall Landshut für die Betreuung des Betriebs verantwortlich ist, betont in einer Mitgliederversammlung, die in dieser Woche stattgefunden hat, dass der Arbeitgeber trotz Mahnungen und Aufforderungen, sich um Zukunftsprojekte am Standort Landshut zu kümmern, den Wandel verschlafen habe. Weder die seit zehn Jahren ständig wechselnden Werksleitungen, noch die Leitung des französischen Konzerns, hat irgendwelche Anstrengungen zu einer Alternativproduktion unternommen. Die Belegschaft sieht sich zudem hintergangen.
Man habe über einen langen Zeitraum hinweg weder auf Nachfragen des Betriebsrats zur Zukunft des Werks reagiert, noch dringend notwendige Investitionsentscheidungen für den Maschinenpark realisiert. Erst seit der Entscheidung zu einer Verlagerung der Produktion nach Polen bzw. der Slowakei, werden die Maschinen modernisiert und in Stand gesetzt. Gleichzeitig habe man schon seit geraumer Zeit die Stammbelegschaft von ursprünglich rund 200 Beschäftigten auf derzeit etwa 120 geschrumpft. Die daraus entstandenen personellen Engpässe wurden mit Leiharbeitern aufgefüllt.
Nach den bisher bekannten Plänen soll die Produktion bis Ende September 2024 laufen. Danach gebe es zwar noch Aufträge, aber die sollen dann an den Verlagerungsstätten abgearbeitet werden. Die Belegschaft soll aktuell schon vorproduzieren, so dass die Verlagerung der Maschinen und Anlagen planungsgemäß umgesetzt werden können.
„Der weltweit agierende Konzern will sich“, so Meisinger, „aus der Verantwortung zur Sicherung von Arbeitsplätzen hier in Rottenburg stehlen. Soziale Verantwortung sieht anders aus. Auch die in den letzten Jahren erkennbaren umwelt- und energiepolitischen Weichenstellungen, haben nicht dazu geführt, dass man sich seitens des Konzerns über eine nachhaltige Standort- und Beschäftigungssicherung Gedanken gemacht hätte. Das ist mehr als traurig, denn viele der aktuell noch Beschäftigten, haben jahre- und jahrzehntelang die Treue zur Firma gehalten. Aus Sicht der Beschäftigten stehen sie jetzt einem Scherbenhaufen gegenüber.“
Trotz der niederschmetternden Planungen des Konzerns, will die Belegschaft nicht kampflos aufgeben. Der Betriebsrat will gemeinsam mit der IG Metall sowie mit rechtlicher Beratung und einem Sachverständigen für wirtschaftliche Angelegenheiten mögliche Alternativkonzepte beraten und dem Unternehmen vorlegen. Gleichzeitig begrüßen die IG Metall und der Betriebsrat die angekündigten Initiativen der örtlichen Politik und des bayerischen Wirtschaftsministeriums.
Anm. der Redaktion: "In Rottenburg ist ja schließlich der amtierende bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zu Hause. Ob er helfen kann?" Auch von dieser Seite erwartet die Belegschaft Unterstützung, so die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Katrin Zöllner. Gleichwohl will es die Belegschaft der Konzernleitung nicht so einfach machen, sie einfach zum Opfer der Transformation abzustempeln.