Foto: Vorne die Grünen Aschermittwochdebütanten Landeschefin Sigi Hagl und Toni Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Deutschen Bundestag, daneben die Ex-Bundesvorsitzende Claudia Roth aus Augsburg und die Abgeordnete Rosi Steinberger.
Für die Landshuterin Sigi Hagl als bayerische Landeschefin der Grünen und Toni Hofreiter, dem Oberbayerischen Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Deutschen Bundestag, war es ein Schützenfest am heutigen Politischen Aschermittwoch, die Regierungen von Seehofer, Merkel und Co. kräftig zu verheizen. Im Rampenlicht stand die Farbe Grün. Schwarz und Rot fungierten als Marionettenhafte Schatten hinter dem Rücken der Redner. Bayern braucht starke Grüne für starke Kommunen und Europa braucht starke Grüne für ein starkes Europa. Der Tenor beim politischen Aschermittwoch war ganz klar auf die kommenden Wahlen ausgerichtet.
Für die neue Landeschefin Sigi Hagl war es ein ganz klares Heimspiel auf der großen politischen Aschermittwoch-Bühne, wo traditionsgemäß ganz Deutschland zuschaut. Vor zig Kameraaugen, Medienvertretern, die für Zeitungen in der gesamten Republik berichten und einem voll besetzen Bernlochnersaal meisterte sie ihr Aschermittwochsdebüt mit einer engagierten und fulminanten Rede meisterhaft. Der aus München stammende Toni Hofreiter, als Fraktionsvorsitzender Jürgen Trittin nachfolgte, überzeugte durch seinen rhetorisch ausgefeilte Rede. Er schaffte es in kurzer Zeit, die mehr als 300 Zuhörer in seinen Bann zu ziehen.
Foto: Volles Haus beim Grünen Aschermittwoch.
Ein Thema stand sowohl bei Sigi Hagl und auch bei Toni Hofreiter klar im Mittelpunkt: Die Energiewende muss umgesetzt werden. Beide Redner gingen mit der CSU-Politik in München und der Schwarz-Roten Koalition in Berlin scharf in's Gericht. Hofreiter verbannte dabei Horst Seehofer gedanklich sogar als Erntehelfer auf einen Gurkenflieger, „damit der endlich mal wisse, was Arbeit bedeutet".
Auch Sigi Hagl ließ kein gutes Haar an der bayerischen CSU-Alleinregierung.In Punkto Energiewende hätten die Schwarzen nichts vorangebracht. Bisher gäbe es nur leere Versprechungen und durch die neuen Abstandsregelung für Windkraftwerke werde dieser effiziente, klimaschonende und zukunftsträchtige Form der Stromgewinnung im Freistaat der Garaus gemacht.
Deutliche Worte von Sigi Hagl : "Seehofer boykotiert die Energiewende."
Mit einem Zahlenexempel schickte Toni Hofreiter das Publikum auf eine Zeitreise. „Nach 60 Jahren Kernenergie suchen wir weltweit immer noch nach einem atomaren Endlager, das für eine Million Jahre sicher sein muss. Die letzte Eiszeit ging vor 10.000 Jahren zu Ende und vor 100.000 Jahren machte sich der Homo sapiens auf den Weg, Europa zu besiedeln. „Und jetzt suchen wir nach einem sicheren Endlager für die nächsten zehn mal 100.000 Jahre? Für Toni Hofreiter war die Kernenergie der größte anzunehmende Unfall der jüngsten Geschichte.
Toni Hofreiter setzte bundespolitisch noch eines drauf und kritisierte massiv sowohl die großen Stromkonzerne, die die Energiewende verschlafen hätten und nun riesige Verluste einfahren, als auch Umweltministerin Barbara Hendricks, die erklärte, man solle sich auch zu Strom aus Kohle bekennen. Hofreiter konterte diesen Vorstoß: „Kohle sei an sich auch nichts schlechtes, aber das Verbrennen ist eben das Schlechte daran."
Toni Hofreiter, der sich zu Beginn seines Auftritts ein Weißbier an's Rednerpult servieren ließ, zog alle verbalen Register. Von urbayerischer Gemütlichkeit über sentimentale Worte bis hin zu feurigen, durchsetzungskräftigen Sprüchen.
Gerade das sentimentale an und in Hofreiters Stimme, gab der Veranstaltung so etwas wie Würde, Sachverstand und auch Nachdenklichkeit. Es wurde still im Saal als er mit ernsten ruhigen Worten, ja man könnte schon sagen, mit prophetischer Stimme, das Thema Massentierhaltung ansprach. Eine Geflügelschlachterei in Niederbayern, unweit von Deggendorf, verarbeitet tag täglich 270.000 Stück Hühner. All diese Tiere müssen dazu gemästet werden. Was steckt hier dahinter? Unter welchen Bedingungen leben die Tiere in ihren riesigen Ställe und welche Schäden für Mensch und Natur werden dabei angerichtet?
Toni Hofreiter erklärte der Massentierhaltung eine klare Absage.
Eindringlich berichtete der dissertierte Botaniker, aus seinen Forschungsaufenthalten in Südamerika, wo intakte Familien- und Dorfgemeinschaften von profitgierigen landwirtschaftlichen Profitbetrieben nicht nur durch den Einsatz von hochgiftigen Herbizide von ihren Äckern und aus ihren Dörfern vertrieben werden, sondern auch mit vorgehaltenen Gewehren in's Ungewisse ausgestoßen werden, um danach mit herbizitresistenten, genmanipulierten Pflanzen, Soja für unsere Niederbayerischen Geflügelställe anzubauen.
Auch Sigi Hagl schlug eine Lanze für eine intakte bäuerliche Landwirtschaft. Gerade speziell um Landshut sei man an der Grenze des Vertretbaren bei der Schweinemast anbelangt. Immer weniger kleine Ställe, dafür immer mehr Großmastanlagen mit ihren Risiken für das Grundwasser bestimmten das Landschaftsbild.
Großes Medieninteresse - Zahlreiche Fernsehsender und Printmedien berichten aus dem Landshuter Bernlochnersaal.
Was den Ausbau unserer Verkehrswege angelangt, warf Hofreiter der Schwarzen Politik vehementes Versagen vor. Immer noch halten sie an mannigfachen Straßenneubauten fest, wie der B15 neu. Doch anderen Ortes fehlt das Geld für dringende Sanierungen von Brücken, Teerdecken und Eisenbahnschienen. Hier muss umgedacht werden. Hier muss wieder Grüner Sachverstand in die Parlamente einziehen. Sowohl kommunal, auf Bayerischer und Deutscher Ebene und nicht zuletzt in's Europaparlament.
So schloss sich der Kreis des Politischen Aschermittwochs der Grünen im Landshuter Bernlochner Saal. Letztendlich geht es dabei darum, die eigen Sympathisanten zu stärken, Andersdenkende zu bekehren und über die Medien die parteipolitischen Gedanken hinaus in's Land zu verbreiten, so wie es auch alle anderen Parteien an diesem Tag der christlichen Einkehr und des Aschekreuzes quer durch Bayern pflegen.
Nach getaner Bühnenarbeit eine frische Mass Bier zur Fastenstärkung.