Eindringlicher Appell von Landrat Peter Dreier an die Vernunft der Bürger: „Gesellschaftliche Treffen müssen auf Null gefahren werden." - Fotos: W. Götz
Landkreis Landshut – gw (20.03.2020) Die Tendenz der Corona-Erkrankten geht rapide nach oben. Stand heute, Freitag, 11 Uhr, waren es in Stadt und Landkreis 97 Fälle. „Wenn Sie diese Zahl veröffentlichen, stimmt sie schon wieder nicht mehr“, so Jakob Fuchs von den LAKUMED-Kliniken. Es geht darum die Pandemie mit allen Mitteln zu verlangsamen. Landrat Peter Dreier und seine medizinischen Berater sprechen sich klipp und klar für Ausgangssperren aus. Je schneller sie angeordnet werden, desto besser.
Neben den 97 Infizierten wurden 447 Kontaktpersonen ermittelt, die unter Quarantäne gestellt werden.
Die LAKUMED-Kliniken reagieren mit einem absoluten Besucherstopp in ihren Kliniken, der ab morgen gilt. „Wir wollen auf Nummer sicher gehen, so Jakob Fuchs, Geschäftsführender Vorstandsvorsitzender der LAKUMED Kliniken. Nur in absoluten Ausnahmefällen sind Besuche in der Palliativ- bzw. Entbindungsstation möglich. Für Patienten können Gepäckstücke oder Kleidung an der Pforte abgegeben werden.
Die Corona-Dunkellzifer liegt höher, Infektionsketten abscheiden: Dr. Dr. Dr. Heribert Stich
Priv.-Doz. Dr. Dr. Dr. habil. MPH Heribert Stich, Leiter Gesundheitsamt Landshut, verteidigte diese Entscheidung. „Nur Barrieremaßnahmen sind effektiv und effizient. Es geht darum unverzüglich konsequent vorzugehen. Die Infektionskette muss unterbrochen werden.“ Es geht darum, gesundheitsgefährdete Personen, wie ältere Bürger und solche mit Vorerkrankungen zu schützen. Und natürlich auch die Gesunden. Für Heribert Stich stellt sich die Situation prekär dar: „Eine Therapie gegen Corona ist nicht verfügbar.“
Die Teststation auf dem Messegelände wird weiterlaufen, kündigte Landrat Peter Dreier an. Eingesetzt wird Personal aus dem Landshuter Klinikum und den LAKUMED-Häusern. Nur Berechtigte mit begründeten Verdacht haben dort Zugang zu einem Test. Alle anderen werden umgehend abgewiesen. Das dient zur Entlastung der Hausärzte.
Ärgert sich über arrogante Ignoranz gegenüber der Corona-Bedrohung: Prof. Dr. Johannes Schmidt
Prof. Dr. Johannes Schmidt, Vorstand der LAKUMED Kliniken, kündigte an, dass an den Eingängen der LAKUMED-Kliniken wird Sicherheitspersonal patroullieren wird, um das Besucherverbot durchzusetzen. Kein Verständnis hat er für arrogante Ignoranz von Bürgern, die sich nicht an Vorschriften halten wollen. „Das werden wir mit Intoleranz beantworten und zur Strafanzeige bringen.“
Dr. Sieglinde Eder, Hygienebeauftragte Ärztin der LAKUMED Kliniken, sprach von einer „dynamischen Situation, bei der man nicht weiß, was auf einen zukommt und wir wollen gerüstet sein.“ Wenn Patienten der LAKUMED-Kliniken positiv getestet werden, können sie speziell untergebracht werden.
Laut Dr. Dr. Dr. Heribert Stich liegt die Dunkelziffer der Durchseuchung sicher höher, als bei den aktuell bekannten 97 Fällen. Allerdings befinden sich die Laborkapazitäten am Anschlag. Bis ein Test ausgewertet zurück kommt, können ein bis sieben Tage vergehen.
Vorbildlich: Landrat Peter Dreier und das Ärzteteam hielten bei der Pressekonferenz Abstand zueinander. Genau das sollen die Bürger auch so machen.
In Deutschland gibt es vier bis fünf mal mehr Intensivbetten als in Italien. Eine Verdoppelung dieser Kapazität wäre möglich, scheitert aber am Personal. Daher bittet Dr. Sieglinde Eder dringend alle mit medizinischer Vorbildung, sich freiwillig zu melden. Intensivpfleger, Krankenpfleger und Ärzte werden dringen gebraucht und sollten sich am besten per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! wenden.
Als absolut sinnvoll begrüßen Landrat Peter Dreier und die LAKUMED-Mediziner eine Ausgangssperre für Bayern, am besten noch Deutschlandweit. „Gesellschaftliche Treffen müssen auf Null gefahren werden", so Dreier. Sein Appell an alle Bürger lautet, „in den nächsten Wochen sehr viel Disziplin zu zeigen, nur so lässt sich die Krise meistern.“
Peter Dreiers persönlicher Dank galt allen Ärzten, dem Pflegepersonal und den Rettungsdiensten, die jetzt schon am Anschlag arbeiten.