Am Sonntag, 16. November, wird die Reihe „Mitten ins Herz" fortgesetzt. Im Mittelpunkt der lyrisch-musikalischen Matinee mit dem Schauspieler Heinz Oliver Karbus und dem Musiker Martin Kubetz steht diesmal Rose Ausländer, die als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts gilt. Wie gewohnt, findet die Veranstaltung um 11 Uhr im Lesecafé der Stadtbücherei im Salzstadel statt.
Rose Ausländer wurde am 11. Mai 1901 als Rosalie Beatrice Ruth Scherzer in Czernowitz/Bukowina geboren. Dort verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend und studierte Philosophie sowie Literatur. Unterbrochen durch verschiedene lange Auslandsaufenthalte lebte und arbeitete sie in ihrer Heimatstadt. Sie war als Buchhalterin, Journalistin, Übersetzerin und Englischlehrerin tätig, aber schon früh stand für sie fest, „dass...", so schrieb sie in ihr Tagebuch, „...die Lyrik mein Lebenselement war." 1939 erschien ihr erster Gedichtband „Der Regenbogen".
Die Zeit der deutschen Besatzung überlebte sie im Ghetto, wo sie Zwangsarbeit leisten musste, misshandelt wurde und knapp den drohenden Deportationen entging. Freunde versorgten sie und ihre Mutter in einem Kellerversteck mit dem Nötigsten. Während dieser Zeit wurden mehr als 50 000 ihrer jüdischen Mitbürger in der Heimatstadt verschleppt und ermordet. Die jüdisch-deutschsprachige Kultur war 1945 emigrierte Rose Ausländer in die USA, wo sie schon in den 20er Jahren zusammen mit ihrem ersten Mann, Ignaz Ausländer, einige Jahre lang gelebt hatte. Sie arbeitete in New York als Sekretärin und Übersetzerin. Gedichte, die in dieser Zeit entstanden, schrieb sie zumeist in englischer Sprache. Sie reiste viel unter anderem nach Frankreich, Italien, Griechenland, Spanien, Österreich, in die Schweiz und nach Israel.
1965 übersiedelte sie in die Bundesrepublik. In der Folgezeit veröffentlichte sie etliche Gedichtbände. Im Nelly-Sachs-Haus, dem Altenheim der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, wo sie von 1972 an lebte, entstand ihr großartiges Alterswerk. Ihre Bücher erreichten jetzt eine breite Leserschaft, endlich wurde ihr Anerkennung zuteil. Gegen Ende ihres Lebens erhielt sie zahlreiche Literaturpreise und Auszeichnungen. Die Dichterin starb am 3. Januar 1988.„Schreiben ist Leben. Überleben", so lautet einer der Verse Rose Ausländers. Das Schreiben war für sie eine Strategie zur Bewältigung ihrer persönlichen Geschichte, der Erfahrung des Holocausts und des unwiederbringlichen Verlustes ihrer Heimat.
Die prophetische Zigeunerin, die ohne Ruhe von Ort zu Ort zieht, wurde für sie das selbst gewählte Symbol des eigenen Lebens.Ihre Gedichte, in klarer, einfacher, kraftvoller und sensibler Sprache verfasst, sind auch heute noch von großer Aktualität und treffen Menschen „Mitten ins Herz".Karten für 5 Euro sind im Vorverkauf in der Stadtbücherei im Salzstadel erhältlich oder vorzubestellen unter Telefon 0871/22878.Abdruck honorarfreiBildunterschriftRose Ausländer, eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts, steht im Mittelpunkt der Reihe „Mitten ins Herz" der Stadtbücherei am 16. November mit (von links) dem Schauspieler Heinz Oliver Karbus und dem Musiker Martin Kubetz.