Die Erinnerung an das menschenverachtende NS-Regiem darf nicht enden. - Foto: Attila Gereb
Landshut - pm (30.01.2019) Am Nachmittag des 27. Januar versammelten sich etwa 50 Landshuter Bürger in der Landshuter Theaterstrasse, dort wo sieben Stolpersteine an ehemalige jüdische Bürger Landshuts erinnern, die wie Millionen europäischer Sinti, Roma, Menschen mit Behinderung und andere Juden in der Zeit des Nationalsozialismus (NS-Zeit) verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die Gefangenen des Vernichtungslagers Ausschwitz-Birkenau und der beiden anderen, zu Ausschwitz gehörenden Lager. Im Januar 1996 sagte der damilige Bundespräsident Roman Herzog: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“
Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschland der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“. 2005 übernahmen die Vereinten Nationen den 27. Januar als „Internationalen Tag des Gedenkens“.
Fünfzig Personen standen in der Theaterstraße in der Januarkälte und blickten auf die kleinen Gedenktafeln vor dem Wohnhaus jener Landshuter, die ihr Leben lassen mussten, weil Menschenhasser sie und ihr Religion dämonisiert haben. Trotz der Kälte geht von den Anwesenden, Mitglieder der jüdischen Gemeinde, der drei Landshuter Moscheen, ein Imam, ein alevitischer Dede, Mitglieder der alevitischen Gemeinde, Mitglieder des interreligiösen Forums, Christen, Konfessionslose, Angehörige verschiedenster ethnischer Gruppen, Migrationsbeiräte der Stadt Landshut (Olga Testova, Yasemin Acinal, Avni Imeri, Attila Gereb, Alexander Pustünsky, Ahmet Karaman, Ali Naki Karasu, Hamdi Louati), und Stadträtin Hedwig Borgmann (Bündnis 90/ Die Grünen), eine Wärme aus, die die mehr als 50 Herzen verbindet.
Was sie verbindet, sagt Ahmet Karaman, sei ihre gemeinsame Heimat Landshut. Nach dem Gedenken legten sie weiße Rosen auf die Stolpersteine. Was sie dabei empfanden, sei zu stark gewesen, um es mit Worten zu beschreiben.
Initiator des Gedenkens, Ahmet Karaman, Migrationsbeirat der Stadt Landshut, Vorstand des Orient Kulturvereins sagte in einer kurzen Ansprache: „Vielleicht brauchen wir öfters solche Erinnerungsmomente, um zu verstehen, dass gerade in einer Zeit, in der, milde ausgedrückt, Populisten, die den Holocaust mit einem Vogelschiss vergleichen, Politik mit Angst, Hass und Hetze über den Rücken der Minderheiten betreiben und schon wieder in den Parlamenten sitzen, es umso wichtiger ist, gemeinsam für die Rechte der Minderheiten und die Menschenrechte einzutreten, statt sich spalten zu lassen“.
Karaman erinnerte daran, dass vor zwei Jahren lediglich zwei Landshuter Bürgerinnen der Einladung zum gemeinsamen Gedenken gefolgt waren. Den Anwesenden rief Karaman ein „großes Danke“ zu und verlieh der Hoffnung Ausdruck, das gemeinsame interkulturelle Gedenken, das auf privater Initiative Karamans basiert und keine offizielle Veranstaltung ist, zu einem alljährlichen Ereignis werden möge.