Prof. Dr. Frank Palme erklärt zeitgemäße Verkehrspolitik mit grünem Weitblick.
Wie könnte man Verkehrspolitik besser erklären, als selbst ein Teil des Straßenverkehrs zu sein? Die Landshuter Grünen mieteten dazu einen Stadtbus und luden zur Rundfahrt, um an den Brennpunkten der Mobilität ihre Konzepte zu erklären, die Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger und dem öffentlichen Nahverkehr zu Gute kommen und gleichzeitig die Lebensqualität in Landshut zu steigern.
30 Mitfahrer nutzten am vergangenen Samstag die Gelegenheit, das Grüne Verkehrskonzept vom Linienbus aus – im wahrsten Sinne des Wortes - live zu erfahren. Mit an Bord Verena Putzo-Kistner, Dr. Mark Achilles und Prof. Dr. Frank Palme die während der einstündigen Rundfahrt die Landshuter Verkehrswende erläuterten, während Chauffeur Richard Gleißner von den städtischen Verkehrsbetrieben sein zwölf Meter langen Fahrzeug kreuz und quer durch und um Landshut lenkte.
Hinter dem Ziel in Landshut eine Verkehrswende einzuläuten, steckt der Ansatz, nicht nur alleine das Auto zu bevorzugen. Um die Lage auf Landshuts Straßen dauerhaft in Griff zu bekommen, müssen die Fahrzeuge weniger werden, das heißt, die Stadt muss für Fußgänger, Radfahrer und den ÖPNV attraktiver werden. Und das nicht durch spontane Flickschusterei, sondern durch eine langfristige Verkehrsplanung. Dahinter steckt immer die Frage: Wie komme ich möglichst schnell und bequem von A nach B?
Ein Mittel zum Zweck sehen die Grünen in einer Ausweitung des ÖPNV. Denn Passagiere, die in einem Bus transportiert werden, brauchen weniger Platz, als wenn sie – jeder für sich – ein Auto benutzen. Selbiges gilt natürlich auch für Radfahrer und Fußgänger, denen die Grünen mehr Priorität einräumen wollen.
Sonderfahrt in die grüne Verkehrspolitik der Zukunft.
Auf jeden Fall müssen Fahrpläne besser aufeinander abgestimmt werden. Es kann nicht sein, dass ein Zug den Landshuter Hauptbahnhof zur 35sten Minute erreicht, der Bus aber zur 30sten Minute abfährt und eine Wartezeit zur nächsten Busverbindung von knapp einer halben Stunde entsteht. Hier können kürzere Taktzeiten im ÖPNV Abhilfe schaffen. So wünschen sich die Grünen einen Zehnminutentakt für die viel genutzte Linie 3 zwischen Auloh und der Wolfgangssiedlung.
Um den Umstieg auf den Bus attraktiv zu gestallten, gehört zum Grünen Verkehrskonzept ebenso die Schaffung von Park & Ride-Plätzen an allen wichtig Einfallstraßen. Diese könnten im Landshuter Norden nahe der Autobahnausfahrt und im Süden am neuen Gefängnis entstehen, im Osten am Messegelände, im Westen beim Landshut-Park und natürlich auf der Grieserwiese. Von dort sollen dann in kurzen Intervallen Busse in Richtung Hauptbahnhof und Altstadt auf direkten, schnellen Routen starten. Um einen finanziellen Anreiz zum Umsteigen zu geben, soll das P&R-Parkticket gleichzeitig als Fahrschein gelten.
Und es gibt noch viele weitere Ideen, das Umsteigen auf Busse zu forcieren. Damit Busse schneller werden, sollen diese auch eigene Busspuren bekommen, zumindest dort, wo es möglich ist. Oder eine Preisangleichung zwischen Parkplatzgebühren und Busfahrscheinen zu schaffen. Oder die Informationen wann der nächste Bus wohin fährt mit Apps auf mobile Telefone zu projizieren. Oder die 4.000 Studenten mit ihren Semestertickets auf öffentliche Verkehrsmittel zu programmieren. Oder Bahntickets in Landshuter Bussen zur Weiterfahrt in der Stadt gelten zulassen. Und natürlich einen längst überfälligen Verkehrsverbund mit dem Landkreis zu schaffen.
Um die eierlegende Wollmilchsau zu schaffen, die Landshut vor dem nahenden Verkehrskollaps schützt, braucht es wohlüberlegte Maßnahmen. Denn bis neue Nord-Süd-Verbindungen für den Straßenverkehr realisiert sind, muss das Ziel sein, den Quell-Ziel-Verkehr zu verringern. Dazu benötigt es eine Mixtur, die Anreize schafft, das Auto stehen zu lassen.
Einen größeren Stellenwert soll auch der Südbahnhof in Achdorf gewinnen, der bis heute von den Stadtbuslinien noch völlig ignoriert wird.
In einem Punkt prophezeien die Grünen den tatsächlichen Worst case, bzw. den Mobilitäts-Gau. Nämlich dann, wenn 2015 auf der mit täglich 30.000 Fahrzeugen befahrenen Hoffmark-Aich-Straße die Isarbrücken saniert werden und der Verkehr über andere Trassen geleitet wird. Was dann passiert und wie das dann verkehrstechnisch funktionieren soll, darauf gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine praktikable Antwort.