Aus der alten Eishalle I (Baujahr 67), wird binnen vier Jahren ein modernes Stadion. Das Dach muss schon 2019 dringend und zwingend erneuert werden.
Landshut (13.10.2017) Erst im Februar votierte der Landshuter Stadtrat, die Eishalle I für 18,5 Millionen Euro zu sanieren. Das war damals. Seit gestern, Donnerstag (12.10.) gibt es einen neuen Beschluss. Eine deutliche Mehrheit des gemeinsam tagenden Sport- und Bausenats stimmte nach 2,5 Stunden Debatte für eine Investition von 21,3 Millionen €uro netto. Dafür gibt es jetzt auch einige Extras mehr, wie Stehplätze mit besserer Sicht. Zuvor wurden Pläne, das gesamte Sportzentrum West samt den Eishallen auf der „grünen Wiese“, bzw. nur die Eishalle, durch einen Neubau zu ersetzen, wegen zu hoher Kosten ad acta gelegt.
Ganz klar: Eishockey gehört zur Drei-Helmen-Stadt wie der Martinsturm und die Burg Trausnitz. Und alle Eishockeyfans können jetzt schon jubeln. In den nächsten vier Jahren wird das große Stadion total saniert, jeweils immer in den spielfreien Zeiten. So wird garantiert, dass der Spielbetrieb mit den Heimspielen weiterläuft. Allerdings muss während einer Bauphase die Zuschauerkapazität auf 2.900 Plätze herunter gefahren werden. Dies ist den durchaus komplizierten Bauarbeiten geschuldet.
Großer Neubau auf der grünen Wiese
Nicht mehrheitsfähig, weil nicht finanzierbar. Das Sportzentrum West und die Eishallen vor den Toren der Stadt neu zu bauen.
Bevor es zu diesem Beschluss kam, stand der SPD-Antrag auf der Tagesordnung, eine Machbarkeitsstudie anzufertigen, das gesamte Sportzentrum West samt Eishallen auf der grünen Wiese neu zu bauen und das frei gewordene 70.000 m2 großen Areal südlich des Gutenbergweges für Wohnungsbauten zu nutzen. Baudirektor Johannes Doll legte Berechnungen vor, die zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis kamen und nannte die Pläne „kein gutes Geschäftsmodell für Landshut“. Die Kosten für die Stadt würden im dreistelligen Millionenbereich liegen.
Gerd Steinberger (SPD) konterte: „Dolls Zahlen sind schön, aber nicht ausreichend genug“ und plädierte für die Machbarkeitsstudie. Denn auch das Sportzentrum West wird in den kommenden Jahren viel Geld für Instandhaltungen verschlingen. Mit einem Neubau der Sportanlagen, die auch Schritt für Schritt erfolgen könnten, bekäme die Stadt ein komprimiertes und modernes Sportzentrum. Auf Nachfrage von Philipp Wetzstein (CSU) schätzt Johannes Doll die Kosten einer Machbarkeitsstudie auf über 100.000 €uro.
Oberbürgermeister Alexander Putz (FDP) brachte es drastischer auf den Punkt: Wir reden über eine Kostendimension, die weit von unseren finanziellen Möglichkeiten entfernt ist. Wir sollten dafür keinen weiteren €uro investieren!“ Der ÖPNV und das Parken auf der Grieserwiese seien am jetzigen Standort Gutenbergweg bestens, so Robert Neuhauser (Bayern-Partei) und lehnte eine Machbarkeitsstudie ebenfalls ab. Stefan Gruber (Grüne) wollte die Pläne der SPD nicht ganz vom Tisch räumen. „Denn wie lange hält das Sportzentrum West noch?“
Gerd Steinberger: Verfechter eines großen Komplettneubaus.
Auch Anja König (SPD) machte sich für die Machbarkeitsstudie stark. „Auch bei einer Sanierung des Eisstadions bleiben die Gebäude alt und das Sportzentrum West ist bei weiterem Neubürgerzuzug an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Und auch viele EVL-Fans wollen ein neues Stadion.“
Tillmann von Kueppach (LM) schlug vor, das Eisstadion, z.B. beim Messegelände neu zu bauen, denn dort wären die Parkplätze schon vorhanden. Worauf Johannes Doll zu bedenken gab, dass dann das Messegelände um rund 7.000 m2 beschnitten werden muss. Die angrenzenden Flächen sind für einen Neubau ungeeignet, da sie als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen sind. Nachdem alle Argumente ausgetauscht waren, gab es bei der Abstimmung ein klares Ergebnis. Der Wunsch nach einer Machbarkeitsstudie wurde mit breiter Mehrheit ad acta gelegt.
Eishallensanierung – Welche Variante hättens denn gerne?
1957 wurde am Gutenbergweg die erste Kunsteisbahn geschaffen und am 10. November mit einem Spiel gegen den EC Kitzbühel vor 5.000 Zuschauern eröffnet. Damals wurde noch unter freiem Himmel gespielt. 1967 wurde das Stadion überdacht und in eine Halle umgewandelt. Seitdem nagt der Zahn der Zeit an dem Gebäude. Bis 2019 muss dringend etwas geschehen, da die Landesgewerbeaufsicht (LGA) die Dachkonstruktion derart marode einstuft, dass die Halle geschlossen werden müsste. Der absolute Gau für die Eishockeystadt. Und deshalb pressiert es, das Dach schnellstens zu erneuern.
Die beiden Architekturbüros Feigel – Dumps (Landshut) und Schlenker (Villingen-Schwenningen) erläuterten ihre Pläne mit mehreren Varianten und natürlich mit unterschiedlichen Kosten.
Architekt Stefan Feigel (rechts), zeigte auf, welche Sanierungsmöglichkeiten zur Debatte stehen. Links Baudirektor Doll.
Variante 1 – 19.020.000 €uro:
Diese kostengünstigste Variante 19,02 Mio. €uro birgt, so die Planer ein Risiko in sich, da Teile der 50 Jahre alten Dachkonstruktion erhalten bleiben.
Variante 2 – 19.780.000 €uro:
Hier würde das komplette Dach neu gebaut. Der Videowürfel kann höher gehängt werden, aber die Hauptstützen bleiben erhalten, was die Sicht (wie bisher) von den Stehplätzen aus beeinträchtigt.
Variante 2a – 20.170.000 €uro:
Hier wird ein sogenanntes Aussteifungsbauwerk seitlich der Stehplätze entstehen. Damit werden statische Lasten aufgefangen und in dem Bau können weitere Räume für den EVL entstehen.
Variante 2b – 20.550.000 €uro:
Diese Variante beruht auf einer asymmetrischen Dachform, die statische Vorteile mit sich bringt. Dadurch können die Hauptstützen des Dachs auf der Stehplatzseite entfallen, was die Sichtverhältnisse verbessert. Auch hier wird das Dach durch das sogenannten Aussteifungsbauwerk (Variante 2a) gestützt.
Variante 3 – 21.180.000 €uro:
Verringerung der Zuschauerkapazität von 4.907 Plätzen auf 4.282 Plätze und Verkleinerung der Eisfläche von 29,70 x 60 Meter auf gerade noch DEL taugliche 26 x 60 Meter. Dadurch lässt sich ein Neubau der Stehplätze mit verbesserter Sicht realisieren. Unter den Tribünen entstehen zusätzliche Räume.
Variante 3 a – 21.350.000 €uro:
Diese Variante stellt einen Kompromiss zur Variante 3 dar. Denn das Spielfeld würde nicht auf DEL-Minimum schrumpfen, sondern nur um 1,70 Meter in der Breite, also auf 28 Meter. Zudem hätten 4.379 Zuschauer in der Halle Platz.
Zwischen Variante 1 und 3a liegt also ein Kostenunterschied von 2,33 Mio €. Dem EVL, so erklärte es Vorstand Hans Eller, hätte Variante 2b genügt. „Ja, es ist viel Geld, aber mit 2b sind wir zukunftsfähig auch mit Blick auf den Aufstieg.“ Sie wäre auch der Favorit der Verwaltung gewesen, da die störenden Hauptstützen wegfallen und hinter, bzw. unter der Stehplatztribüne neue Funktionsräume entstehen. Eller mahnte auch: „Wenn es keine Entscheidung für die Sanierung gibt, droht die Schließung der Halle und Eishockey wäre in Landshut tot.“ Zur Frage der Finanzierbarkeit (Bernd Friedrich, BfL) sagte Johannes Doll, dass diese mit der Kämmerei bereits entsprechend eingeplant sei.
Entweder - oder: EVL-Vorsitzender Hans Eller macht klar, es muss saniert werden, sonst stirbt das Eishockey in Landshut.
Allen voran sprach sich Robert Neuhauser für Variante 3a aus. Denn in den neuen Räumlichkeiten lassen sich VIP-Räume unterbringen, die dem Verein Geld in die Kasse bringen. Und er stellte die grundsätzliche Frage: „Wollen wir eine bessere Sicht auf das Spielfeld oder eine höhere Zuschauerkapazität?“ Seitens des Planungsbüros Schlenker bekam er Recht. Denn bei voller Auslastung, wird die Sicht sehr ungenügend sein. Mit neuen, steileren Stehtribünen, wird dies alles besser.
Auch Ludwig Zellner (CSU), Robert Gewies (SPD) und Stefan Gruber (Die Grünen) freundeten sich mehr und mehr mit Variante 3a an. Dieser Sympathie schlossen sich nach und nach immer mehr Stadträte an. Auch Hans Eller erklärte, dass der EVL mit der teureren aber besseren Variante 3a sehr gut leben könne.
So brachte die abschließende Entscheidung des Bau- und Sportsenats ein klares Votum, bei drei Gegenstimmen für Variante 3a.
Im kommenden Jahr beginnen die Arbeiten am Gutenbergweg. Die Sanierung in der jetzt gewählten Variante wird vom Zeitplan her sehr „sportlich“, betonte Oberbürgermeister Alexander Putz. Schließlich muss die gesamte Dachkonstruktion in nur einer eisfreien Saison ausgetauscht werden. Ebenso sei es beim Neubau der Tribünen. Hier kommen die Planer nicht umhin, dass die Hallenkapazität während des Spielbetriebs in einer Saison auf 2.900 Plätze verringert werden muss.