Franz Wölfl (links) mit den Diskussionsteilnehmern und Moderator Emanuel Socher-Jukic (3. v. r.). - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (19.01.2020) Blass wirkte die Podiumsdiskussion des Seniorenbeirats mit den acht OB-Kandidaten am vergangenen Donnerstag im Landshuter Netzwerk. Die von LZ-Chefredakteur Emanuel Socher-Jukic geleitete Gesprächsrunde wollte vor den 130 Zuhörern nicht so recht in Fahrt kommen. Meist ging es um ÖPNV und Einkaufsmöglichkeiten. Themen wie Gesundheitsversorgung und bezahlbares Wohnen im Alter kamen zu kurz. OB Alexander Putz ließ sich dennoch zu einem bemerkenswerten Finanzvergleich zwischen „Busse-Baby“ und Stadttheater hinreißen.
Franz Wölfl, Vorsitzender des überparteilichen Landshuter Seniorenbeirats, wies zu Beginn auf den steigenden Altersdurchschnitt in der Stadt hin. 20 Prozent der Bevölkerung sind 60 Jahre und älter. Er wollte wissen, wie sich die OB-Kandidaten das älter werden in der Stadt vorstellen.
Dr. Thomas Haslinger, CSU
Um im Alter glücklich zu sein, benötigt es einer guten Mobilität ohne Auto, so Dr. Stefan Müller-Kroehling (ÖDP). Doch derzeitige Wartezeiten von bis zu einer Stunde auf einen Stadtbus sind nicht akzeptabel. Er brachte auch die Wiederinbetriebnahme einer Trambahn aufs Tablett. Stefan Hemmann gemeinsamer Kandidat von Linke und mut möchte im Ater selbstbestimmt und gut in der Kommune leben, während Dr. Thomas Haslinger (CSU) das Zwischenmenschliche fördern möchte, um vor dem Alleinsein im Alter zu schützen.
Auch für Sigi Hagl (Grüne) hat das aktiv sein im Alter viel mit Mobilität zu tun. Die Nahversorger sollen gut zu Fuß, per Fahrrad und per ÖPNV erreichbar sein. Und alt werden hat für sie mit bezahlbarem und barrierefreiem Wohnen zu tun. „Jung und alt müssen in einer offenen Gesellschaft zusammenrücken“, so Tilman von Kuepach (Landshuter Mitte). Patricia Steinberger (SPD) wünscht es sich so, wie bei ihr zu Hause, in einer Großfamilie, einer WG mit mehreren Generationen. Für Oberbürgermeister Alexander Putz ist es schwierig, wie die Welt in 20 Jahren aussieht. „Lebensqualität ist wichtig. Niemand soll in der Gesellschaft abgehängt werden.“
Oberbürgermeister Alexander Putz, FDP
Franz Wölfl erinnerte an das seniorenpolitische Gesamtkonzept, das die Stadt vor Jahren erarbeiten ließ. Das nahm Sigi Hagl auf ihre Kappe. 2010 waren es die Grünen, die das auf den Weg gebracht hatten. Jetzt, nach sieben Jahren bedarf es einer Fortschreibung mit der Priorität Nr. 1: dem Wohnen. Alexander Putz nannte es eine gute Grundlage, „einen Dauerauftrag, um den wir uns kümmern müssen. Für Tilman von Kuepach, wenn dadurch von außen Anregungen in den Stadtrat kommen. Er sieht Verbesserungspotential in der Nahversorgung mit dem, was man täglich benötigt.
Dr. Stefan Müller-Kroehling, ÖDP
Dr. Stefan Müller-Kroehling möchte das Programm immer wieder überprüft wissen. Wichtig sei es, Einzelmaßnahmen als echtes Konzept umzusetzen und nicht als Stückwerk. Es wurde schon viel aus dem Konzept umgesetzt, so Alexander Putz, aber viele Sachen kann die Stadt nicht alleine machen, wie die Ansiedlung von Nahversorgern oder Apotheken. „Was nützen neue Konzepte“, hinterfragte Dr. Thomas Haslinger. „Was nutzt der Bus, wenn Omi die Tüten nicht mehr selber tragen kann?“
Sigi Hagl, Grüne
Sigi Hagl kritisierte, dass die Umsetzung des Konzepts in Landshut viel zu lange dauert. „Bis die Wohnraumberatung in die Praxis kam, vergingen Jahre“. Auch ein Bewegungsparcours wird schon seit 2007 gefordert. Hier erinnerte Dr. Thomas Haslinger, dass die Stadt bei einem Seniorenparcours immer an finanzielle Realitäten gebunden ist.“
„Warum ein Markt einfach in die Landschaft gebaut wird“, kann Tilman von Kuepach nicht verstehen. Nachdem der Landshut-Park eröffnete, kam es zur Schließung des Einkaufzentrums West. Hier muss mit Investoren gesprochen werden, wie und wo ihr Markt am besten genutzt wird. Für Dr. Thomas Haslinger ist klar, warum die Märkte dort sehen, wo sie sind: „Weil die Leute mit dem Auto zum Großeinkauf fahren.“
Patricia Steinberger, SPD
„Tante-Emma sei schwierig“, so Patricia Steinberger. „Das liegt auch an unserem Einkaufsverhalten in Großmärkten“. Doch jemandem im Alter zum Einkaufen aufs Internet umzuprogrammieren, funktioniere nicht. Dass dies schon ginge meint Dr. Thomas Haslinger. Schließlich können Senioren auf per Skype mit ihren Angehörigen telefonieren.
Stefan Hemmann, Die Linke/mut
Für Stefan Hemmann ist der ÖPNV zum Einkaufen wichtig, aber in den Stadtbussen fehlen entsprechende Ablagemöglichkeiten. Daher schlug er mobile Supermärkte vor. Die Krux liegt in der Strukturpolitik der Stadt, so Dr. Stefan Müller-Kroeling. „Wenn eine Sopping-Mail auf der grünen Wiese gebaut wird, bedeutet das, das Ende vom Nahversorger.
Was das Angebot der Stadtbusse anbelangt, kritisierte Franz Wölfl die zum Teil fehlende Rollatorunfreundlichkeit der Busse und auch den Fahrstiel so mancher Chauffeure. „Es braucht eine bessere Taktung der Busse und schnellere Umsteigeverbindungen“. Da muss sich für Sigi Hagl nach dem Bürgerentscheid „Busse-Baby“ etwas verbessern. Auch müssen Haltestellen barrierefreundlicher ausgebaut werden.
Interessierte Zuhörer: Darunter Rosemanie Schwenkert, die Stadträtinnen Elke März-Granda und Christine Ackermann sowie Host Kubatschka
Tilman von Kuepach, Landshuter Mitte
Alexander Putz merkte an, dass Landshut gar nicht so schlecht da steht. In Tübingen, einer Stadt mit einem grünen Bürgermeister, wird der Busverkehr mit 15 Euro pro Einwohner unterstützt. In Landshut sind es 13,50 Euro. „Das alles finanzieren letztendlich die Bürger.“ „Für das, was wir in Busse-Baby stecken, können wir uns auch ein Stadttheater leisten.“
Inakzeptabel sind für Tilman von Kuepach die Fahrzeiten der Busse. Er verdeutlichte dies am Beispiel der Strecke vom Klinikum auf den Moniberg. Mit dem Bus dauert es 58 Minuten, per Fahrrad 42 Minuten, mit dem Auto zwölf Minuten und zu Fuß 56 Minuten. Dr. Stefan Müller-Kroehling wünscht sich bessere Schulungen für die Stadtbus-Chauffeure und wünscht sich für die Senioren sicherere Fahrradwege, während Stefan Hemmann für die Abschaffung der Fahrscheine, also für kostenfreie Stadtbusse plädierte.