Stadtkämmerer Ruper Aigner sieht bis 2024 keine Möglichkeiten im Haushalt Mittel für das Stadttheater einzubringen. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (25.01.2020) Nach 2,5-stündiger Sitzung hat das Stadtratsplenum mit einer klaren Mehrheit von 31:11 Stimmen für eine Fortführung der Planungen des Stadttheaters gestimmt. Nachdem Architekt Martin Bächle verschiedene Varianten vorstellte, votierten die Stadträte dafür, den sogenannten Vorentwurf in abgespeckter Form weiter ausarbeiten zu lassen. Die Kostenprognose liegt bei 75 Millionen Euro, der Eigenanteil der Stadt bei 26 Millionen Euro. Für Intendant Stefan Tilch handelt es sich dabei um keine „goldene Badewanne".
In der Sache standen verschiedene Möglichkeiten zur Wahl, die Martin Bächle und Hans Zistl-Schlingmann von der Stabsstelle des Baureferats vorstellten. Zistl-Schlingmann empfahl, den sogenannten Vorentwurf weiter ins Auge zu fassen, dies sei am sinnvollsten.
Für Hans Zistl-Schlingmann, macht die Ausarbeitung des Vorentwurfs den meisten Sinn.
Vorentwurf:
Dabei handelt es sich um eine leicht abgespeckte Form, mit der das Architekturbüro bächlemeid letztes Jahr den Architektenwettbewerb gewann. Vorgesehen sind 440 Sitzplätze im Neubau und 170 in der Studiobühne des sanierten Bernlochners. Kostenprognose 75 Millionen Euro, städtischer Eigenanteil: 26 Millionen Euro.
A - ohne UG im Neubau:
Hier wäre die Probebühne im 2. Untergeschoss des Neubaus und diverse Lagerräume dem Rotstift zum Opfer gefallen. Kostenprognose: 70.5 Millionen Euro, städtischer Eigenanteil: 24.5 Millionen Euro.
B1 - zuerst Neubau, dann Sanierung:
Hier kommt es wegen der fehlenden Probe- und Studiobühne zu funktionellen Einschränkungen. Kostenprognose: 80,6 Millionen Euro, städtischer Eigenanteil: 29,5 Millionen Euro.
B2 - zuerst Sanierung, dann Neubau:
Hier wäre das Theaterzelt noch länger notwendig,da die sanierte Bernlochner-Bühne nur eingeschränkt für größer Produktionen geeignet wäre. Kostenprognose: 81,3 Millionen Euro, städtischer Eigenanteil: 30,7 Millionen Euro.
Die Vertreter des Niederbayerischen Landestheater mit Intendat Stefan Tilch in der Mitte.
In seiner Empfehlung für die Variante „Vorentwurf“ sagte Theaterintendant Stefan Tilch: „Es geht uns nicht um die goldene Badewanne.“ Doch Variante A sei ein Kollateralschaden, weil wegen der fehlenden Lagerräume die Dinge nicht an einem Ort sind. Bei Variante B1 stellt sich für Tilch die Frage: „Und wo sind wir?“, denn es fehlt an der Studio- und Probebühne, was große Einschränkungen bedeutet. Bei Variante B2 müssten 2/3 aller Veranstaltungen weiterhin im Theaterzelt stattfinden.
Jutta Widmann (FW) brachte die hohen Zuschüsse je Theaterkarte zur Sprache. Diese liegen bei 60 Euro pro Karte und befürchtete eine Verdoppelung der laufenden Kosten pro Jahr. “Die Präsentation zeigt, dass der Vorentwurf die beste Variante sei“, so Sigi Hagl (Grüne). Die anderen Varianten seien sinnbefreit oder finanziell unsinnig.
Die beste Lösung sei der Vorentwurf: Sigi Hagl
Auch Anja König (SPD) stellte sich hinter den Vorentwurf. „Wir sollten heute im Beschluss für die richtige Variante stimmen, alles andere ist Irrsinn und je länger wir das alles noch herauszögern, um so höher steigen die Baukosten“.
„Bis heute ist das Theater nicht finanziert“, kritisierte Bern Friedrich (BfL) und wollte wissen, was Stadtkämmerer Rupert Aigner dazu sagt. Aigner erklärte: „Wir haben bis 2024 keine Mittel dafür. Dazu müssten wir im Haushalt die Schwerpunkte neu setzen. Er empfahl, zuerst den Bernlochner zu sanieren. „Das wäre vielleicht nicht wirtschaftlich aber finanzierbar.“
Sieht keine Chance, das Stadttheater in absehbarer Zeit zu finanzieren: Bernd Friedrich
„Der Vorentwurf sollte das Ziel sein“, schloss sich Gerd Steinberger (SPD) der bis dahin mehrheitlichen Meinung an, „und die vorgesehene Zeitschiene einhalten“,auch wenn das Projekt eventuell über neue Schulden finanziert werden muss.
Oberbürgermeister Alexander Putz füge an: „Wir treffen heute keine Entscheidung über den Zeitplan. „Keiner kann garantieren, dass wir die nötigen Mittel im Haushalt abbilden können. Wir haben keine Garantie, dass wir es finanziell umsetzen können. Aber die Planungen sollten wir fortsetzen.
Für die Landshuter Mitte wiederholte Tilman von Kuepach den Vorschlag, nach einem Investor zu suchen und das Theater zurück zu mieten. Maria Haucke verglich die Theatersubventionen mit denen für ein Schwimmbad oder den ÖPNV und diese sind dafür da, dass sich jeder eine Theaterkarte leisten kann.
Die Front des geplanten Stadttheaters von der Wittstraße aus gesehen. - Plan: bächlemeid
Rupert Aigner erklärte darauf die Schuldensituation der Stadt. 45 Millionen Euro kommen bis 2023 für die Schulen zusätzlich auf die Stadt zu. Für das Theater müssen nochmals 75 Millionen Euro vorfinanziert werden. „Ob da die Regierung mitmacht, weiß ich nicht.“ Für ihn wäre es eine Möglichkeit, über eine Theaterstiftung den Eigenanteil der Stadt zu reduzieren.
Um die Barrierefreiheit der beiden Häuser ging es Prof. Dr. Frank Palme (Grüne), die Martin Bächle bejate. Spezielle Blindenleitsysteme müssten noch genauer geplant werden. Hedwig Borgmann (Grüne) plädierte: „Wir sollten uns auf den Weg machen, ein qualitativ gutes Haus zu bauen. Sonst wird das Theater in Landshut auf Grund seines Provisoriums unattraktiv.“
Plädoyer für "a g'scheide" Lösung, anstatt "kleinen Unsinn" hinzustellen: Ludwig Zellner
„Der Vorentwurf ist eine tolle Sache. Allerdings fällt die Finanzierung in die Zeit der Schulneubauten“, warnte Christine Ackermann (ÖDP). „Alle anderen Varianten als der Vorentwurf machen keinen Sinn“, stellte Ludwig Zellner (CSU) fest. „Es bringt nichts, einen kleinen Unsinn hinzustellen, der auch Millionen kostet“. Dafür soll die Stadt noch nach weiteren Förderungen suchen. „Mit der alleinigen Sanierung des kleinen Hauses würden wir komplett versagen“, stellte Stefan Gruber (Grüne) fest und bemängelte, dass der Staat kreisfreie Städte im Regen stehen lässt.
„Wir haben die Finanzierung nicht im Griff und bewegen uns im Bereich der freiwilligen Leistungen“, so Bernd Friedrich und fragte in Richtung OB Putz: Wie planen Sie Häuser oder Brücken? … Ins blaue hinein, ohne zu wissen, wie es finanziert wird? Maria Fick (LM) schlug abermals eine externe Finanzierung vor und meinte, es könnte in der Stadt viele geben, die 1.000 Euro dafür mit aufbringen.
Auch Jutta Widmann sieht Probleme, das Theaterprojekt zu finanzieren.
„Als Stadtrat sind wir nicht nur für Theater und Kultur zuständig“, merkte Jutta Widmann an. „Je schneller die Stadt wächst, umso mehr müssen wir in die Pflichtleistungen und die Infrastruktur investieren“ und mahnte: „Je teurer die Theatervariante ist, die wir heute beschließen, um so später können wir sie bauen.“ Für die Freien Wähler will sie dafür keine Neuverschuldung im freiwilligen Bereich.
Gerd Steinberger stellte abschließend die Frage an seine Kollegen, wer bereit sei, auf ein Stadtrats-Monatsgehalt zu verzichten?
Das Votum viel um 17.35 Uhr sehr klar aus. Mit 31:11 Stimmen wird das Architekturbüro beauftragt, den abgespeckten Vorentwurf weiter auszuarbeiten.
Die Abstimmung zeigt deutlich, dass es die Mehrheit im Stadtrat Ernst meint mit einer Sanierung des Bernlochners und einem Neubau des Stadttheaters.
Um das Stadttheater nach den jetzigen Kostenprognosen zu finanzieren, wären folgende Beträge in den künftigen städtischen Haushalten notwendig: 2020: 3,5 Mio. Euro, 2021: 5,1 Mio. Euro, 2022: 6,0 Mio. Euro: 2023: 20 Mio. Euro, 2024: 21,2 Mio. Euro, 2025: 18,79 Mio. Euro.