Die Ochsenau: Für die ÖDP eine No-go-Area in Sachen Wohnbebauung. Wertvolle Natur muss geschützt werden. - Fotos: W. Götz
Landshut - gw (30.01.2020) Die ÖDP machte für den Wahlkampf mobil und charterte dazu einen Reisebus. Zweck der Fahrt mit 50 Mitreisenden war, in Landshut Orte anzusteuern, wo es gut läuft, oder wo es zu gravierenden Fehlentwicklungen kommt. Dabei wurde klar, wofür die ÖDP-Reise zur Kommunalwahl hingeht. Sie will dem Naturschutz zu mehr Recht verhelfen und sieht im Turbo-Wachstum der Stadt nicht zwingend einen Grund zum Feiern. Denn Wachstum kostet Geld.
ÖDP-OB-Kandidat Dr. Stefan Müller-Kroehling war zusammen mit den Stadträtinnen Elke März-Granda und Christine Ackermann an Bord. Sie informierten während der 3,5-stündigen Fahrt über ihre Konzepte, um der Stadt und ihren Bürger Gutes zu tun.
Los ging es mit dem trockenen Thema Bauleitplanung und Flächennutzungsplan. Doch worin der Hacken liegt wurde im Rosental praxisnah vermittelt. Am Hohlweg sollen neue Häuser entstehen, obwohl dieses Gebiet überhaupt nicht für eine Bebauung seitens der Stadt ausgewiesen ist. Dabei handelt es sich hier um ein wertvolles Naherholungsgebiet und um ein geschütztes Biotop. Hier müsse die Verwaltung standhaft bleiben und nicht jedem Investor alles erlauben.
Nicht jede Wiese, wie hier im Rosental, ist gut für Wohnungen, zumal, wenn es der Flächennutzungplan gar nicht vorsieht.
Am Hackerhölzl in Achdorf wurden 2016 viele alte Bäume gerodet. Die ÖDP konnte per Antrag erreichen, dass der Eigentümer wieder aufforsten muss. Doch das wurde bis heute nicht umgesetzt, kritisierten die Mandatsträger der ÖDP und fordern für die städtische Naturschutzbehörde mehr Personal. Denn die Unterschutzstellung wurde auf einen ÖDP-Antrag hin beschlossen, aber bis heute nicht vollzogen.
Weiter ging es mit dem 50-Sitzer zur Pfarrfeldstraße, zum Felix-Meindl-Weg und zur Wernstorfer Straße. In diesem Bereich sollen über 500 neue Wohnungen entstehen. Die ÖDP hat prinzipiell nichts gegen neue Wohnungen, aber Nachverdichtungen sollen moderater gestaltet werden, mit weniger gravierenden Eingriffen in die Landschaft. Zudem stehen einige Bebauungen im Dissens mit dem Flächennutzungsplan, da für das Stadtklima wichtige Grünzüge überbaut werden.
Auch der geplante Wertstoffhof bei der JVA missfällt der ÖDP. Denn hier würde ein Hektar Grund in direkter Nachbarschaft zum geplanten Landschaftsschutzgebiet Salzdorfer Tal versiegelt.
In der Ochsenau angekommen, erklärte Dr. Stefan Müller-Kroehling klipp und klar, dass sich eine Bebauung gegen zwei Naturschutzgesetze hinwegsetzt und untermauerte das ÖDP-Nein, 20 Hektar mit Gebäuden zu versiegeln. Eine EU-Beschwerde dagegen sei schon in Vorbereitung. Hier sollten Springschwanz, Zauneidechsen und Tausendfüßler ihren Lebensraum auf dem größten Kalkmagerrasen des unteren Isartals haben. „Wir würden hier wertvolles Gebiet bebauen, wofür Äcker besser geeignet sind“, so Müller-Kroehling.
Bei der Grundschule Auloh beleuchteten die Ökodemokraten die Schulproblematik. Vier Klassen und die Mittagsbetreuung sind dort in Containern untergebracht. Insgesamt stehen an sieben Landshuter Schulen und zwei Kitas neun Containeranlagen mit einer Nettogrundfläche von 4.200 m².
Lobenswertes gab es an der Breslauer Straße zu berichten, wo die Stadt mit einem Kostenvolumen von 20 Millionen Euro 107 sozial geförderte Wohnungen baut. Hier wurden alte Bäume erhalten, und eine sehr grüne Planung mit viel Aufenthaltsqualität umgesetzt. Das krasse Gegenteil erlebten die Tourteilnehmer am Alten Schlachthof. Hier gibt es Beton statt Grün, anstatt Sitzgelegenheiten Parkplätze, alles in allem einen Platz, auf dem sich keiner gerne aufhalten will.
Die Liebenau-Siedlung ohne Grün: Nicht nach dem Geschmack der ÖDP
Im Landshuter Westen angekommen, ging es in der Oberen Liebenau, dort wo einst die innere Westumgehung geplant war, wieder um moderatere Nachverdichtung, anstatt alles brachial zu bebauen und das alles mit zusätzlichen Straßenzügen bis fast an die Isarauen zu erschließen. Auch seitens des Bebauungsplans sei das alles sehr bedenklich. Hier möchte Dr. Stefan Müller-Kroehling dem Naturschutz zu mehr Recht verhelfen. In der schon gebauten Siedlung, sind zudem keine grünen Vorgärten umgesetzt, sondern alles mit grauem Kies bedeckt.
Beim BMI-Gelände wies Stadträtin Elke März-Granda die nachgewiesene PCB-Belastung hin und zitierte aus widersprüchlichen Sitzungsunterlagen des Stadtrates, nach denen eine Wohnbebauung möglich, bzw. nicht möglich war. Erst auf einen ÖDP-Antrag hin wurden weitere Beprobungen des Grundwassers angestrengt und die Bevölkerung informiert. Seitdem soll auf das Gießen von Gemüse und Gärten mit Grundwasser verzichtet werden.
Auch der Denkmalschutz muss Ernst genommen werden: Negativbeispiel Karlschwaige
Weiter, beim Gewerbegebiet West, bemängelte März-Granda den Standort der neuen Realschule, die dort auf Grund der fehlenden Zentralität nichts verloren hat. Besser wäre ein Standort westlich des Bahnhofs gewesen. Gleich nebenan drückt die Stadtverwaltung bei einem Betrieb immer noch die Augen zu. Die Firma bebaute 24.000 m² Fläche und hätte zum Ausgleich 800 Bäume pflanzen müssen. Die Realität sieht anders aus: Fehlanzeige.
Kein Verständnis zeigten die ÖDP-Politiker, wie mit der Biogärtnerei Siebensee umgegangen wird. Die Stadt hat dort viel landwirtschaftlichen Grund gekauft. Sollte hier gebaut werden, würde der Biobetrieb verdrängt. Obendrein seinen die dortigen Ammoorböden sehr wichtig für den Klimaschutz, für frische Luft und für Kaltluft im Sommer.