Die Freien Wähler luden zum Wahlkampfauftakt in’s Zollhaus nach Achdorf und rund 40 Parteimitglieder und Zuhörer kamen. Vorsitzender Erwin Schneck nutzte den Abend, um das herauszustellen, was die Freien Wähler im Stadtrat geleistet hatten. Auch wenn so mancher Antrag der Freien Wähler nicht auf die Tagesordnung im Plenum kam, dafür später von anderen Parteien neu gestellt wurde.
Sachbezogen, unabhängig und bürgernah, so steht er’s auf den Fahnen der Freien Wähler und nach diesen Prämissen wollen sie ihre Politik betreiben. Dies lässt sich durchaus als Vorteil gegenüber anderen Parteien und Gruppierungen bewerten, denn bei den Freien Wähler soll das Wohl der Bürger und der Stadt im Vordergrund stehen, anstatt sich in parteiinternen Sachzwängen aufzureiben.
So verbannten die Freien Wähler die Busse aus der Altstadt-Fußgängerzone oder regten an, Landshuts Studenten zum Semesterbeginn im Rathaus zu empfangen oder setzten sich für Überquerungshilfen in der Altstadt ein, da das Kopfsteinpflaster für Personen mit Rollator oder Rollstuhl eine unangenehme Barriere darstellt.
Lothar Reichwein konnte zum Wahlkampfauftakt am Donnerstag Abend neben der Landtagsabgeordneten Jutta Widmann auch die Stadträte Erwin Schneck, Ludwig Graf, Robert Mader und Kirstin Sauter auch zahlreiche Stadtratskandidaten der Freien Wähler begrüßen.
Erwin Schneck bezeichnete seine Partei als „unabhängige Bürger mit hoher Sachkompetenz“, die auf kommunaler Ebene als zweitstärkste Kraft ganz nah an die CSU heran kommt. Und schon erfolgte der Startschuss in den Wahlkampf bei dem zahlreiche Themen erörtert wurden, die Landshut bewegen.
Robert Mader, seit 1979 als Richter tätig, widmete sich der Sicherheit in der Stadt. Die Einführung von Sicherheitswacht und privaten Sicherheitsdiensten in der Stadt haben sich bewährt, vor allem, weil die Polizei wegen einer immer geringer werdenden Personalstärke manche Aufgaben nicht mehr ausführen kann. Einer Videoüberwachung an verschiedenen Plätzen steht Mader positiv gegenüber, aber nur, wenn jegliche Auflagen des Datenschutzes dabei beachtet werden.
Für eine Sanierung der Schulen machte sich Kirstin Sauter stark, insbesondere müssen Fachräume und Labore ertüchtigt werden. „Es darf nicht sein, dass in manchen Schulen keine Versuche mehr stattfinden können“, so Sauter. Ebenso benötigt es mehr Ferienbetreuung für Jugendliche und dan finanzielle Unterschied bei Schülermonatskarten zwischen Stadt und Landkreis nannte die Stadträtin „ungerecht“.
MdL Jutta Widmann zeigt sich sehr erfreut, dass auf Drängen der Freien Wähler der sogenannte „Internetpranger“ ad acta gelegt wurde, in dem schon geringste Verstöße von Gastronomen in der Öffentlichkeit breit getreten wurden, während krasse Hygienebetrügereien oder gar Fleischskandale davon unbehelligt blieben.
Jutta Widmann möchte vor allem die heimische Wirtschaft gestärkt sehen. Bei öffentlichen Aufträgen geht der Zuschlag meist stur an den billigsten Anbieter. Billig muss aber nicht Gut bedeuten. Vielmehr sollen Handwerksbetriebe aus der Region leichter an Aufträge kommen und die Auftragsweitergabe an Subunternehmer per Klausel verhindert werden.
Stadtrat Ludwig Graf widmete sich dem Thema Wohnen. Der starke Zuzug in die „liebenswerte“ Stadt Landshut schaffe Probleme. Junge Menschen müssten bis zu 40 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufbringen. Um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, soll, so Mader, eine städtische Wohnungsbaugesellschaft gegründet werden und weiterhin Bauland für junge Familien zur Verfügung gestellt werden.
In Sachen Sport unterstützt Graf das Deimersche Konzept der dezentralen Stadtteilsportanlagen, vor allem dort, wo es aus sozialen Gründen notwendig ist, da gerade in Sportvereinen eine sehr starke Integration von Ausländern betrieben werde. Daher soll auch der Sport durch die Stadt weiterhin so stark gefördert werden, soweit es finanziell vertretbar ist. .
Dass die Sportförderung der Stadt Ungerechtigkeiten aufweist, bemängelte Alfons Bach, 1. Vorsitzender der SV Münchnerau. Vereine die sich selbst bemühen, finanziell ausgeglichen zu haushalten, werden durch die Stadt vernachlässigt, während andere Großvereine sich das Geld bei der Stadt abholen können. Zudem wünscht sich Bach eine stärkere Anerkennung von Bürgern mit Ehrenämtern, beispielweise durch vergünstigte Bustickets oder Eintrittskarten in die Bäder.
Gerade in der Bereitschaft, ein Ehrenamt auszuüben, gibt es einen großen Schwund, stellt Andreas Bachhuber, selbst beim BRK tätig, fest. „Das werden wir merken, wenn wieder einmal mehr Wasser über die Isar fließt und keiner mehr da ist, der hilft.
„Man kann für unsere Kinder und Jugendlichen in der Stadt noch viel mehr machen“, so Susanne von Bechtolsheim. Irgendwann wachsen Kinder aus Kinderspielplätzen heraus und dann benötigen sie andere attraktive Plätze, um sich zu treffen, eventuell mit Halfpipes oder anderen outdoor-Sporteinrichtungen. Zudem bekannte sich Susanne von Bechtolsheim ganz klar zur Jugendherberge in Landshut. Für den, der mit dem Rad von München nach Passau fährt, sei die Landshuter Herberge die letzte auf seinem weiteren Weg.
Aber auch eine Posse aus der Verwaltung sorgte mehr für Kopfschütteln denn für Bewunderung. Stadtrat Lothar Reichwein regte bei Baudirektor Johannes Doll und Sportamtsleiter Thomas Heilmeier an, in der Flutmulde Fußballnetze aufzuhängen, damit Jugendliche kicken können. Doch Netzte für einige hundert Euro scheiterten sofort an der Bürokratie. Das ginge nicht, hieß es aus dem Rathaus. Das nächste Hochwasser kommt bestimmt und was wird dann aus den Netzen?
Landshut muss dringend und zwingend vom Verkehr entlastet werden. Lothar Reichwein sind 18.000 Autos täglich in der Stethaimerstraße und 33.000 in der Luitpoldstraße definitiv zu viel. So sprach er sich für den Bau einer Osttangente aus und regte an, wieder über eine Westtangente nachzudenken, nachdem der Bürgerentscheid nun über ein Jahr zurück liegt.
Ganz zum Schluss ging es noch um das Thema Finanzen. Erwin Schneck fuhr die Zuschusszahlen für das Stadttheater und die Museen auf. Mit 54 Euro wird ein Sitzplatz im Theater bezuschusst und wer ein Museumsticket löst, den unterstützt die Stadt mit 100 Euro. Mit diesen Zahlen im Visier sagte Erwin Schneck klipp und klar: „Wer ein neues Stadttheater fordert, geht eine finanzielle Lüge ein“. Denn jährlich zahlt die Stadt Landshut für ihre angehäuften Schulden 15,2 Millionen Euro an Zins und Tilgung.