Das komplette SPD-Kandidatenteam bei einer der kreativsten Wahlkampfaktionen.
Nie zuvor gab es mehr Bewerberinnen und Bewerber - insgesamt 440 - um die 44 Sitze im Landshuter Stadtrat. Von Politikverdrossenheit also keine Spur. Im Gegenteil. 37 Stadträte bewerben sich dabei erneut um ein Mandat. Im Prinzip hat sich gegenüber 2008 bei den Kandidatenteams wenig geändert. Damals traten acht Gruppierungen an. Doch diesmal hat sich das christlich soziale Lager (CSU) praktisch dreigeteilt.
Während sich die Junge Liste im Einvernehmen mit der CSU formierte, immerhin ist dort der stellvertretende CSU-Vorsitzende Thomas Haslinger der Spitzenkandidat, verhält es sich ganz anders beim völlig neu formierten Verein Landshuter Mitte. Die drei erstplazierten Kandidaten sind ebenfalls CSU-Mitglieder und CSU-Stadträte. Bis vor kurzem hatten sie auch noch wichtige Funktionen in der Landshuter CSU-Vorstandschaft. Erst auf Platz 4 kandidiert mit Stadträtin Dr. M. Fick ein Mitglied der FDP.
Jüngster Stadtrat dürfte der Politik-Student Maximilian Götzer (24) werden, hier im Bild mit OB Hans Rampf vor dem Rathaus. Götzer kandidiert auf dem aussichtsreichen Platz 6 der CSU-Liste.
Fragt man nach dem Wahlausgang, gehen bei der Einschätzung der Landshuter Mitte (LM) die Meinungen am weitesten auseinander. Obwohl die 200 Vereinsmitglieder keinerlei Beitrag zahlen müssen, kann das 44-köpfige LM-Team einen äußerst auwendigen Wahkampf mit vielen Info- Hochglanzbroschüren, zahlreichen Zeitungsanzeigen und großflächigen Plakataktionen im ganzen Stadtgebiet führen. Über den Wahlkampfetat verweigert die Landshuter Mitte die Auskunft.
CSU, Junge Liste und LM werden wohl am Wahlabend zusammen auf deutlich mehr Stadtratssitze kommen als bisher (16). Aber wer verliert dann? Die FDP (2008 drei Sitze), die Bürger für Landshut (2008 ebenfalls drei Sitze) oder gar die ÖdP (2008 zwei Sitze)? Neu ist ja die Bayernpartei mit Stadtrat Robert Neuhauser auf der politischen Stadtbühne. Dafür gibt es keinen "Bürgerblock" mehr. Deren Stadtrat Raimund Lohr liegt nach wie vor seit Weihnachten 2011 im Koma.
Ganz klar, alle wollen eigentlich dazugewinnen, vor allem die Grünen. Sie erzielten 2008 acht Sitze. 25.000 Euro will die Partei in den Wahlkampf investieren, dazu gehören auch einige Großplakate (siehe rechts). Fraktionschefin Sigi Hagl (46), seit Mitte November 2013 auch Landesvorsitzende ihrer Partei, gab bis zuletzt selbstbewußt als Wahlziel an, stärkste Fraktion werden zu wollen. - Doch diese Position will die CSU von Helmut Radlmeier nicht preisgeben. Zudem möchte die CSU wieder den 2. Bürgrmeister stellen. Dafür sind vor allem zwei Namen im Gespräch: Gaby Sultanow und Ludwig Zellner, der einen auffallend aufwendigen und engagierten Wahlkampf führt.
Enorm aufwendig ist auch der Wahlkampf von FW-Stadträtin Jutta Widmann (MdL). Sie plakatiert allein ganz groß im ganzen Stadtgebiet. Noch häufiger sind Großplakate des LM-Spitzentrios (re.) zu sehen.
Widmann könnte neben MdL Helmut Radlmeier (CSU), sowie den Bürgermeistern Dr. Thomas Keyßner (Die Grünen) und Gerd Steinberger (SPD) zu denen gehören, die auf ihren Listen jeweils die meisten Wählerstimmen bekommen. 2008 war Dr. Keyßner zusammen mit Dr. Moratscheck (CSU), die diesmal nicht mehr kandidiert, Stimmenkönig.
Bei den jungen Kandidaten richtet sich das Interesse in erster Linie auf den Studenten der Poliitikwissenschaft, Maximilian Götzer (24), der auf dem aussichtsreichen Platz 6 bei der CSU kandidiert. Sein Vater, Ex-MdB Dr. Götzer, ist ja, obwohl erst 59, nicht mehr dabei. Maxi Götzer könnte der jüngste Neu-Stadtrat werden.
Bei der Jungen Liste dürfte Spitzenkandidat Thomas Haslinger (27) ein herausragendes Ergebnis erzielen. Ob der intensive Wahlkampf von Marco Atlinger (35, Platz 4) zu einem Stadtratsmandat reicht, ist eine der besonders spannenden Fragen.
Mit Anja König (43) an der Spitze verspricht sich die SPD mindestens einen Sitz mehr im Stadtrat (bisher 6). Bürgermeister Gerd Steinberger könnte als Zugpferd dafür sorgen, das auch seine Tochter Patrizia (40) den Sprung in den Stadtrat schafft. Vater und Tochter gleichzeitig im Stadtparlament, das wäre ein Novum in Landshut.
Andererseits ist durchaus möglich, dass neben Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner (Platz 4) auch dessen Gattin, Rechtsanwältin Regine Keyßner (Platz 17), in den Stadtrat vorgehäufelt wird.
An seiner Baustelle hinter dem Münchner Tor, wo ein modernes Stadthaus geplant ist, wirbt Architekt Bernd Hanseder auf Platz 2 der Liste "Bürger für Landshut".
Die Bürger für Landshut (BfL) treten sogar mit zwei Neulingen an der Spitze an. Das sind Andreas Löscher (Platz 1) und Bernd Hanseder (Platz 2). Den aufwendigsten Wahlkampf absolvierte bei den BfL der Unternehmer Anton Werner (Platz 5).
Jüngster amtierender Stadtrat ist Norbert Hoffmnann. Er führt das Kandidatenteam der FDP an. Der Kandidat auf Platz 2, Rechtsanwalt Albrecht Schöllhorn-Gaar (51) erlitt vor gut 14 Tagen einen Reitunfall. Mittlerweile befindet er sich nach einem mehrtägigen Klinikaufenthalt in Reha. "Er ist auf dem Weg der Besserung", so FDP-Vorsitzender Alexander Putz (Platz 3) bei der Wahlkampf-Abschlußveranstaltung.
Bangen müssen um den Wiedereinzug in den Stadtrat vor allem vier Stadträtinnen. Das ist die aktuell jüngste Stadträtin Kirstin Sauter (Platz 6 auf der FW-Liste), dann Elke März-Granda (Platz 2, ÖDP), Susanne Fischer (Platz 11, Die Grünen) sowie Margit Napf (Platz 3, BfL).
Andererseits dürfte es die sozial und kulturell engagierte CSU-Kandidatin Anke Humpeneder-Graf (51) vom Listenplatz 10 aus in den Stadtrat schaffen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es im nächten Stadtrat keinen praktischen Arzt mehr geben. Dr. Schnurer (CSU) und Dr. Pätzold (Die Grünen/parteilos) verzichteten jeweils auf eine erneute Kandidatur. /hs